Eine leere Liste

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zwölf Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich über Vergeben statt vergessen gebloggt, wie es in meinem Herzen endlich wieder Frühling wurde, einen nachdenklich machenden Fantasyfilm, meine dunkle Seite, einen unerwartet schnellen Lernerfolg, wie ich mein ältestes Blog nach 20 Jahren beendete, eine Woche unter Sibirischen Katzen, wie ich zwei Gläser Honig aus meiner Vergangenheit loswurde sowie wie ich meine Angst überwand, um die Zukunft zu gewinnen.

Die Operation Augias geht weiter in zwei kleinen Schritten: Ich habe einen Discord-Server für ein Spiel, den ich selbst angelegt hatte, verlassen. Ich war bereits eineinhalb Jahre nur noch als Gast aktiv, absichtlich ohne Zugriff auf die Kanäle mit den aktuellen Diskussionen über das Spiel. Während der sehr schwierigen Zeit in meinem Leben vor drei Jahren war das eine Ablenkung – viel anderes ging damals nicht in der Welt. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass ich nicht zum Spiel zurückkehren würde. Also war es ein guter Schritt, auch offiziell Lebewohl zu sagen. Wer möchte, kann mit mir in Kontakt bleiben.

Dann habe ich eine nur in meinem Kopf vorhandene Liste geleert: Ich habe in meinem Leben drei Leute zu meinen persönlichen Feinden erklärt. (Ohne es ihnen ausdrücklich zu sagen.) Die habe ich auf eine Feindesliste gepackt. Die ersten zwei stammen von Ende 1999 / Anfang 2000 aus meiner Zeit in Catania. Der dritte Eintrag stammt vom Ende meines Studiums vor nun mehr als 20 Jahren. Alle drei Personen haben gemein, dass sie für mich verantwortlich waren, dieser Verpflichtung aber nicht nachgekommen sind. Das war für mich etwas anderes als menschliche Schwäche oder ein Fehler. Dazu gehören Entscheidungen in Machtpositionen.

Ich habe in all den Jahren danach nie jemanden zu dieser Liste hinzugefügt. Es gab zwar immer wieder Leute, die aus meiner Sicht sehr schlecht mit mir umgegangen sind – aber für eine offizielle Feindschaft reichte das nicht.

Jetzt habe ich diese Liste geleert und weggeworfen. Ich habe keine dieser drei Personen jemals wiedergesehen – ohne das zu vermeiden, wohlgemerkt. Ich habe insbesondere im letzten Jahr die Gelegenheit gehabt, mich mit vielen Teilen meiner Vergangenheit auszusöhnen. Ich habe erlebt, wie sich alte Wunden schlossen, von den ich nie gedacht hätte, dass sie jemals heilen würden.

Jetzt, wo ich wieder glücklich bin und größere positive Veränderungen bevorstehen, war eine gute Gelegenheit, alten Besitz zu überprüfen und das, was für meinen Weg in der Zukunft nicht mehr hilfreich sein wird, loszuwerden. Diese drei Leute, die mir übel mitgespielt haben, sie haben mich letzten Endes auf meinem Lebensweg nicht aufhalten können. Einen Groll gegen sie zu hegen, hat auf sie keine Auswirkungen – nur auf mich. Ich habe einen starken Gerechtigkeitssinn und vergebe Vergangenes nicht leicht. Für mich selbst ist es aber besser, diese Kapitel meiner Vergangenheit zu schließen.

Ich hatte schon mehrmals aufgeschrieben, was ich nicht bin. Dem möchte ich hinzufügen: Was mich ausmacht, ist nicht, wer meine Feinde sind.

So wie die Nacht flieht vor dem Morgen

So wie die Nacht flieht vor dem Morgen,
so zieht die Angst aus dem Sinn
– Gregor Linßen: Ein Funke aus Stein geschlagen

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Zuletzt habe ich über Vergeben statt vergessen gebloggt, wie es in meinem Herzen endlich wieder Frühling wurde, einen nachdenklich machenden Fantasyfilm, meine dunkle Seite, einen unerwartet schnellen Lernerfolg, wie ich mein ältestes Blog nach 20 Jahren beendete, eine Woche unter Sibirischen Katzen sowie wie ich zwei Gläser Honig aus meiner Vergangenheit loswurde.

In den letzten Jahren gab große Veränderungen in meinem Leben. Meistens waren sie nicht frei gewählt und wenn doch, dann nur, um eine schlechte Situation zu verbessern, aber nie, um eine tatsächlich gute zu erreichen.

Am letzten Wochenende habe ich eine Entscheidung getroffen, mein Leben wieder zu verändern, und diesmal positiv. Mit ein paar Tagen Abstand liegt es auf der Hand, dass das richtig war. Zwischendurch habe ich allerdings intensiv überlegt, was alles schief gehen kann und was ich tun kann, um das zu verhindern – ein „Pre-mortem“, wie ich es von der Arbeit kenne. Durch einen Denkanstoß habe ich jedoch erkannt, dass das – in dieser Situation – so erscheinen kann, als ob ich mich auf das Negative fokussiere. Außerdem habe ich mich daran erinnert, wie ich in den letzten Monaten – insbesondere bezüglich meiner Reisen – übermäßig besorgt war.

Was ich erkannt habe: Es waren ein wenig meine Schatten, die in meinem kopf herumspukten. Allerdings habe ich auch festgestellt: Die Schatten haben keine eigene Substanz; sobald man Licht auf sie wirft, lösen sie sich auf.

Es geht nicht darum, keine Angst zu haben. Es geht darum, die Angst zu besiegen und das richtige zu tun.

Eine der wenigen Sachen, die mir in den Niederlanden fehlt, ist Pinkus Müller alkoholfrei aus meiner alten Heimat Münster. Mein absolutes Lieblingsbier habe ich seit Jahren nicht getrunken, weil es auch in Deutschland nicht einfach so überall erhältlich ist. Umso größer war meine Freude, als ich letzten Monat mehrere Sorten Pinkus Müller in einem Biosupermarkt ganz in der Nähe entdeckte – darunter das alkoholfreie! Auf die neue gute Zeit habe ich mir gestern und heute jeweils eine Flasche gegönnt. Heimat, süße Heimat!

Blütenträume, die nicht erblühen

„Die Tränen, der Kummer, die Niederlagen
Schlaflose Nächte, Fragen und Klagen,
Die Zweifel, die Ängste, die Sorgen und Mühen,
Blütenträume, die nicht erblühen“
– Reinhard Mey, „So viele Sommer

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Letztes Wochenende war ich auf dem Beltaine auf dem Pützerhof in Neunkirchen-Seelscheid. Hatte ich letztes Jahr bereits gedacht, es sei toll gewesen, so habe ich dieses Mal den Eindruck gehabt, es war noch besser!

Ich war viel entspannter als früher, habe viele gute Gespräche geführt, war kreativ, indem ich beim Fertigstellen eines Liedertextes geholfen habe. Gleichzeitig hatte ich keinen Druck, etwas leisten zu müssen oder ein schlechtes Gewissen, nicht aktiver zu sein.

Ich habe sogar ein wenig die Operation Augias vorangetrieben und einen ganzen Ordner Dokumente übergeben, die alle mit der Hintergrundwelt zu tun haben. Ich habe ihn seinerzeit einmal komplett durchgelesen, danach aber nie verwendet. Es war Zeit, ihn in aktivere Hände zu übergeben.

Es gab noch eine persönliche Geschichte in Form von zwei Gläsern Honig, die ich mitgebracht habe – eines mit Lavender, eines mit Holunder. Ich habe sie Ende Juli / Anfang August 2018 am Balaton in Ungarn gekauft, genauer gesagt in Tihany, einer Lavendel-Gegend. Ich dachte damals, die schönste Zeit meines Lebens würde anbrechen. Stattdessen sollte es eine der schlechtesten werden.

Die Zeit, um zu Hause die Gläser anzubrechen und zu genießen, sie sollte nie kommen. Um es in den Worten von Reinhard Mey zu sagen: Es war ein Blütentraum, der nie erblühte.

Ich wollte sie nicht alleine essen, denn ich fürchtete mich vor dem Blick zurück, der mich erschrecken würde. Ich wollte sie nicht verschenken, denn ich wollte wissen, wie der Honig schmecken würde. Ich hatte sie meistens schon ausgeblendet, aber jedesmal, wenn ich sie in der Vorratskammer sah, bekam ich Phantomschmerzen. Daher habe ich endlich einen guten Verwendungszweck gefunden und sie aufs Wochenende mitgebracht, um sie gemeinsam mit Freunden zu verbrauchen. Ich habe den Honig auf Waffeln genossen, in Kaffee und sogar ein wenig pur.

Ich hatte darüber geschrieben, dass ich einige Schatten überwinden möchte, bevor sie mich verschlingen. Das war einer von ihnen.

Als ich wieder nach Hause reiste, da war eine Last von meinen Schultern gefallen.

Eine Woche unter Sibirischen Katzen

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Zuletzt habe ich über Vergeben statt vergessen gebloggt, wie es in meinem Herzen endlich wieder Frühling wurde, einen nachdenklich machenden Fantasyfilm, meine dunkle Seite, einen unerwartet schnellen Lernerfolg sowie wie ich mein ältestes Blog nach 20 Jahren beendete.

Manchmal gewährt einem das Leben eine ungewöhnliche Gnade in Form einer Erfahrung, die man nicht mehr für möglich gehalten hätte. Im Februar hatte ich zum ersten Mal seit etwa 35 Jahren eine Katze streicheln können, ohne dass es eine allergische Reaktion gab. Das war schon toll. Jetzt habe ich für etwas mehr als eine Woche auf fünf Sibirische Katzen aufgepasst.

Das war ein großes Stück Verantwortung – und Vertrauen, das der Besitzer zu mir hatte. Natürlich machte das einiges an Arbeit. Aber gleichzeitig war immer jemand da und freute sich auf mich, wenn ich aufwachte oder von der Arbeit nach Hause kam. Es ist so entspannend, einfach mal eine halbe Stunde lang verschiedene Katzen zu streicheln, bis sie schnurren!

Sicherlich, das Miauen, das mich manchmal nachts geweckt hat, bis ich Ohrstöpsel verwendet habe, werde ich nicht vermissen. Aber diese charmanten Katzen habe ich ins Herz geschlossen.

Was habe ich gelernt? Was einem im Leben passiert, beruht nicht alleine auf der bisherigen Erfahrung. Ich kann auf jemand anders achtgeben. Mit einem anderen Leben, um das ich mich kümmern muss, wird vieles andere unwichtig.

Alle guten Dinge müssen enden

„Alle guten Dinge müssen enden“ – Reinhard Mey, „So viele Sommer

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Zuletzt habe ich über Vergeben statt vergessen gebloggt, wie es in meinem Herzen endlich wieder Frühling wurde, einen nachdenklich machenden Fantasyfilm, meine dunkle Seite sowie einen unerwartet schnellen Lernerfolg.

Wenn etwas gut war, dann ist es auch nicht schade, wenn es endet (frei nach Karime Vakilzadeh). In diesem Sinne habe ich mein allererstes Blog, La vivo de Kunar, nach genau 20 Jahren offiziell geschlossen.

Das hat mich einiges an Überwindung gekostet. In diesem Blog stecken viele Erinnerungen, von meinem letzten Monat in Paderborn direkt nach meinem Studium bis zu meinem Geburtstag im Jahr meiner Auszeit. Dennoch, es hatte so keinen Sinn mehr. Ich hatte nur noch ein schlechtes Gewissen deswegen, nicht mehr zum Bloggen auf Esperanto über mein Leben und Musik zu kommen. Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass ich, um Platz für Neues in meinem Leben zu schaffen, Altes beenden muss.

Mit dem Bloggen ist es keineswegs vorbei: Ich blogge seit über drei Jahren jede Woche hier und ab und zu noch auf Englisch über berufliche Sachen. Ein Blog auf Esperanto aufzugeben ist einerseits schade – andererseits erlebe ich inzwischen so viel und bin musikalisch so aktiv, dass ich mit dem Bloggen nicht mehr hinterherkomme. Das ist ein angenehmes Problem.

Ich habe seinerzeit die Domäne kunar.eu speziell für dieses Blog angelegt. Meinen alten Internetauftritt auf muenster.de habe ich nie dorthin umgezogen. Inzwischen gibt es jedoch einiges Material dort. Es war also bisher alles andere als umsonst. Und Ideen für weitere Projekte, bei denen eine eigene Domäne sinnvoll ist, gibt es ebenfalls.

Ein unerwartet schneller Lernerfolg

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Zuletzt habe ich über Vergeben statt vergessen gebloggt, wie es in meinem Herzen endlich wieder Frühling wurde, einen nachdenklich machenden Fantasyfilm sowie meine dunkle Seite.

Letzte Woche habe ich ein langes Wochenende genossen, weil am Donnerstag Königstag in den Niederlanden war und ich mir den Freitag als Brückentag frei genommen habe. So wie vor einem Jahr habe ich die freie Zeit genutzt, um eine weitere Prüfung zu bestehen:

Professional Flow Metrics for Scrum („Professionelle Flussmetriken für Scrum“) ist sehr neu (erst einige Monate alt) – so wie die letzte Prüfung vor etwa eineinhalb Monaten. Während letztere von scrum.org ist, stammt erstere von prokanban.org – und ist damit die erste Prüfung (auch) über Scrum, die ich gemacht habe und die von einer Organisation stammt, die sich Kanban verschrieben hat. Wie es so schön heißt: Brücken bauen statt Mauern.

Wie in der ersten Prüfung im letzten Jahr und den zwei Prüfungen an einem Tag geht es um Kanban bzw. wie man Scrum mit Kanban kombiniert. In diesem Fall sind es zwar „nur“ die Flussmetriken und nicht Kanban komplett – aber vieles von dem, was ich in den vergangenen Prüfungen gelernt hatte, konnte ich wiederverwenden und schnell auffrischen. Die Erfahrung, dass ich diesmal deutlich schneller lernen konnte, hat mich besonders gefreut!

Die dunkle Seite

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Zuletzt habe ich über Vergeben statt vergessen gebloggt, wie es in meinem Herzen endlich wieder Frühling wurde sowie einen nachdenklich machenden Fantasyfilm.

Ich hatte letzte Woche schon angesprochen, dass es wichtig sein wird, meine eigenen Schatten zu besiegen. Das beschränkt sich jedoch nicht auf die Vergangenheit, sondern bezieht sich auch auf meine „dunkle Seite“. Was ist das?

Mir ist das Konzept zum ersten Mal in einem Comic in meiner Kindheit begegnet. Das Lustige Taschenbuch 39 namens „Eins, zwei, drei – große Hexerei“ enthält die Geschichte „Gundel in Aktion“ (im italienischen Original: Zio Paperone e le streghe in azione). Es ist auch die Geschichte des Buches, die dem Titel und Titelbild am ehesten gerecht wird.

Kurz zum Inhalt: Die beiden Hexen Gundel Gaukeley und Mona Menetekel suchen einen unwirklichen Ort auf, in dem kleine Figuren bekannter Personen stehen. Diese Figuren sind ein Behälter, der die unterdrückten Teile der Persönlichkeit enthält.

Die Erklärung ist, dass für die Ausformung des Charakters jede Person eine Entscheidung trifft, um einen bestimmten Weg zu gehen und einen anderen nicht. Zu Beginn ihres Lebens hat eine Person Wahlmöglichkeiten, geht bewusst oder unbewusst einen Weg, und unterdrückt damit die gegenteiligen Möglichkeiten. Tendenzen werden zu scheinbar festen Charaktereigenschaften. Tatsächlich ist immer das Potenzial vorhanden, es auch anders zu tun. Es fällt nur nach vielen Jahren sehr schwer. Das ist ein sehr erwachsenes Konzept, weswegen ich mich auch nach über 30 Jahren noch daran erinnern konnte.

Diese Charaktereigenschaften können wertneutral sein. Etwa „ich plane gerne im voraus“ und „ich bin am liebsten spontan“. Das ist auch ein Beispiel, wie sich zwei unterschiedliche Vorgehensweisen nicht ausschließen, sondern in derselben Person manifestieren können. Ich weiß das sehr gut, weil ich sowohl organisieren als auch spontan vorgehen kann.

Gerade bei den ausschließlich guten Eigenschaften gilt es genauer hinzusehen. Zum einen ist „gutes“ Verhalten nur möglich als Ergebnis einer getroffenen Wahl. Wenn ich nie unfreundlich sein kann, wie kann ich dann jemals tatsächlich freundlich sein?

Zum anderen kann es gut sein, dass die offen ausgelebten „guten“ Eigenschaften verdecken, dass wir auch ganz andere Tendenzen in uns haben, die wir nur unterdrücken oder verbergen. Diese uns gegenüber selbst zu verleugnen kann gefährlich sein – sowohl in unserer Selbsterkenntnis als auch in unserem Umgang mit Mitmenschen. Zwei bekannte Phänomene sind die Projektion (ich kritisiere am anderen, was ich selbst an mir nicht sehen mag) oder unheimliche Spiegelung (ich fürchte am anderen besonders das, was meine eigene Schwäche ist).

Ich habe für mich schon vor Monaten drei Aspekte meiner dunklen Seite aufgeschrieben. Sie waren keine Katastrophe mehr, sobald ich mich ihrer bewusst war:

Die helle Seite Die dunkle Seite
„Ich war ein sehr guter Einwanderer.“ „Ich war ein sehr schlechter Einwanderer.“
„Ich war immer mit dem Hier und Jetzt beschäftigt. „Ich hatte nie einen offenen Blick für das Hier und Jetzt.“
„Ich bin ein gutmütiger, hilfsbereiter Mensch.“ „In mir stecken sehr viel Zorn und Aggressivität.“

Wie passen diese widersprüchlichen Aussagen zusammen?

Ich war ein guter Einwanderer in dem Sinne, dass ich mich von Anfang an nicht als „Expat“ gesehen und so schnell wie möglich Niederländisch gelernt habe. Ich war ein schlechter Einwanderer in dem Sinne, dass ich nie die Verbindung zu meiner alten Heimat gekappt habe, sondern stets auf Unterstützung von dort abhängig geblieben bin.

Ich war viele Jahre mit dem Hier und Jetzt beschäftigt, wenn es darum ging, Aufgaben zu erledigen. Ich hatte lange Zeit keinen offenen Blick für das Hier und Jetzt, wenn es um Achtsamkeit und meine eigenen Bedürfnisse ging.

Ich werde meistens als ein hilfsbereiter und freundlicher Mensch wahrgenommen. Ich weiß, dass in mir auch Wut und selbstzerstörerisches Potenzial stecken.

Der dritte Punkt der dunklen Seite beschäftigt mich am meisten, insbesondere in den letzten Wochen. Ich kann das jetzt aufschreiben, weil ich nicht in einer akuten Not stecke, sondern Zeit und Ruhe habe, darüber nachzudenken. Auf dem Weg zu mir selbst geht es nicht darum, zurück ins Licht zu finden. Es geht darum, auch die dunklen Täler zu sehen und den Blick nicht abzuwenden.

Fantasy und Wirklichkeit

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Gestern war ich zum ersten Mal seit Jahren im Kino. Der mir empfohlene Film war „Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves„.

Die Vorfreude war absolut gerechtfertigt! Es handelt sich im wahrsten Sinne des Wortes um ganz großes Kino:

  • Es wird eine gute Geschichte erzählt.
  • Die Hauptfiguren sind sympathische Charaktere, deren Motivation man versteht.
  • Die Spezialeffekte unterstützen die Geschichte, anstatt sie zu ersetzen.
  • Der Film enthält spannende wie ruhige Momente.
  • Dazu läuft alles im richtigen Tempo ab.

Wie man an der Aufzählung merkt, sind all diese Aspekte grundsätzliche Qualitäten eines guten Films und haben nichts mit dem Fantasy-Genre zu tun. Tatsächlich wurden vor dem Hintergrund einer fantastischen Welt sehr irdische Aspekte des menschlichen Lebens angesprochen.

Zu Tränen gerührt hat mich eine ganz bestimmte Szene: Ein ansonsten starker Charakter ist noch stets nicht über ein Scheitern in der Vergangenheit hinweggekommen und kann nicht mit einem Kapitel seines Lebens abschließen. Das hat mich sehr an mich selbst erinnert! Auch wenn ich Groove, Gesundheit und Glück zurückgefunden habe, so gibt es noch stets einige Schatten, die über mir liegen. Es wird wichtig sein, diese Schatten zu überwinden, denn sonst werden sie mich eines Tages verschlingen. Meine persönliche Reise ist noch lange nicht zu Ende!

Drei der Hauptdarsteller kannte ich: Chris Pine (neue Star-Trek-Filme), Michelle Rodriguez (Resident Evil) sowie Hugh Grant (der tatsächlich endlich einmal etwas anderes spielt als den leicht verpeilt dreinblickenden Liebhaber!). Angenehmerweise können alle drei ihr Talent ausspielen und auch die mir neuen Gesichter fügen sich wunderbar ins große Ganze.

Ich bin meistens ein großer Freund davon, einen Film zu gucken, ohne den Trailer gesehen zu haben. In diesem Fall haben mir die verschiedenen Trailer durchaus Lust auf mehr gemacht (ein wenig von der Handlung wird natürlich verraten).




Szene aus dem Film:

Frühling im Herzen

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Ich hatte sehr schöne Tage um Ostern herum. Die Fastenzeit ist vorbei, der Frühling ist da – und letzteres diesmal endlich wieder in meinem Herzen.

Letztes Jahr war auch schon sehr schön – und ein Riesenunterschied zu vor zwei Jahren, als ich Ostern alleine verbringen musste – aber dennoch kein Vergleich zu jetzt.

Das war in den meisten Jahren vorher nicht anders. Einige Beispiele:

Ich erinnere mich daran, wie ich vor 10 Jahren Ostern in Italien verbrachte. Urlaub am Meer, sehr schönes Wetter, tolles Essen – aber ich war noch nicht wieder ganz gesund. Auch wenn die tiefste Nacht vorüber war und ich die ersten Sonnenstrahlen sah, hatte ich noch einen langen Weg zu gehen. Es waren die Jahre vor der Auszeit

Während der Auszeit selbst, vor 9 Jahren, war es ein ähnlicher Urlaub. Ich war wieder ganz gesund, ich war frei – aber es gab noch viel zu klären in meinem Kopf und meinem Herzen. Ich hatte die richtigen Schritte getan, aber ich spürte die Wirkung noch nicht.

Kurz nach der Auszeit vor 8 Jahren, wieder in Italien, ging es mir sehr gut. Es sollte das letzte richtig sorgenfreie Osterfest für eine lange Zeit sein. Das bedeutet es für mich, wieder glücklich zu sein.

Darum lohnt es sich, zurückzublicken: Es fällt so leicht, zu erkennen, dass ich in vielen Jahren zu Ostern eine schönere Szenerie hatte, aber nicht zufrieden mit meinem Leben war. Das ist ein Weg, sein Glück zu erkennen und zu schätzen, wenn man es hat.

Von einer Freundin kam als Reaktion zu letzter Woche noch ein Musiktipp. Die frühen Lieder von The Corrs höre ich sehr gerne!

The Corrs: Forgiven Not Forgotten

Vergeben statt vergessen

„Forgive them, even if they are not sorry“
– Julian Casablancas: 11th Dimension

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Letzte Woche schrieb ich noch, dass es noch viel zu lernen gibt. Die nächste wichtige Einsicht habe ich schneller erlangt, als ich es erwartet hätte. Jemand drückte gegenüber mir die Zuversicht aus, dass ich eines Tages alles verzeihen könnte – und zwar anderen Leuten, die mich schlecht behandelt haben. Was für ein Vertrauen, welch eine Wertschätzung! Und tatsächlich: In diesem Moment dachte und ich fühlte ich zum ersten Mal: Selbst diese größten Verletzungen sind nicht so wichtig, als dass ich bis zu meinem Lebensende an ihnen festhalten müsste. Und ich erinnerte mich an etwas, das ich früher gelernt hatte: Ich bin nicht meine Erinnerungen, mein Schmerz oder meine Enttäuschungen.

Aber ist das nicht leichtfertig, beschlossen in einem Moment, in dem es mir sehr gut geht? Werde ich das nicht später bereuen? Ich glaube nicht, denn ich habe einen wichtigen Fehler erkannt:

Es ist gut, vergeben zu können. Dafür braucht man nicht zu vergessen. Das ist wichtig, denn letzteres fällt mir sehr schwer. Schlechte Erfahrungen halten sich bei mir sehr lange.

Ein einfacher Test reicht: Wie war es, als ich in der Vergangenheit jemandem verziehen habe, der mir aus meiner Sicht das Leben schwer gemacht hat? Das fühlte sich gut an und war eine Befreiung. Ich war froh, mich nicht mehr an alten Sachen festhalten zu müssen. Dafür braucht man sich nicht selbst zu verleugnen.

Ich habe das lange Jahre genau falsch herum gemacht: Ich hatte immer versucht zu vergessen, ohne zu vergeben. Die guten Zeiten hatten sozusagen das Ziel, die schlechten vergessen zu machen. Aber Verdrängen ist kein guter Umgang mit negativen Erlebnissen. Dadurch kann man nicht lernen. Ich war immer auf die falsche Sache fokussiert. Es ist viel wichtiger, schwarzen Punkten in der Vergangenheit ihre Bedeutung zu nehmen, so dass sie einem nicht mehr weh tun. „Du kannst nicht vor Dir selbst weglaufen.“

Ich wurde mir in den letzten Tagen bewusst, wie sehr die Selbstvernachlässigung da mit hereingespielt hat. Dadurch, dass ich meine eigenen Bedürfnisse phasenweise immer unterdrückt habe, konnte ich irgendwann nicht mehr vergeben, weil ich keinerlei Spielraum für Nachgiebigkeit mehr hatte. Es war also nicht nett, meine eigenen Ansprüche immer zurückzustellen – irgendwann war das Konto leer und dann konnte es nur noch um mich gehen.

Und so lerne ich ein weiteres Mal, dass es im Leben nicht um „Ich oder Ihr“ geht. Meistens geht es darum, „Ich bin ok, Du bist ok“ zu erkennen oder Rahmenbedingungen für solche Situationen zu schaffen. Es ist kein Luxus, sein Leben so zu führen, dass man so handeln kann.

Julian Casablancas: 11th Dimension