Bescheuert, aber wahr: Seit Dezember 2010 wohne ich im Kreuzviertel in Münster, aber ich hatte schon immer den Eindruck, seine Schönheit noch nicht hinreichend gewürdigt zu haben. Denn dafür braucht man Zeit, und die habe ich mir nie genommen. Doch damit war endlich Schluss! Vergangenen Donnerstag habe ich einen Spaziergang durchs Kreuzviertel gemacht, um die dortige Jugendstil-Architektur einmal in aller Ruhe zu bewundern. Gestern gab’s bereits die Bonus-Fotos vom Freitag und die Erklärung, wie ich auf die Idee gekommen bin, heute kommt der Hauptteil der Fotos.
Beim Spaziergang ergaben sich einige schöne Gespräche mit Passanten und Einwohnern. Die beste Anekdote war, dass aus einem Haus zwei Leute kamen und mich etwas misstrauisch fragten, was ich denn da tun würde. Als ich den Rundgang erwähnte, wurden sie sofort aufgeschlossen, denn davon hatten sie in der Zeitung gelesen. Am Ende holten sie sogar noch ein Buch über das Kreuzviertel, das frühere Bebauungszustände zeigt. Das ist doch mal cool und bestätigt das positive Vorurteil, dass die Kreuzvierteleinwohner (mit Ausnahme von mir natürlich) intellektuelle, an Kultur interessierte Menschen sind.
- Die Schulstraße im Frühling – einer der schönsten Anblicke, die Münster zu bieten hat!
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- Man beachte die Rakete aus Tim und Struppi!
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- Auch hier: Es sieht einfach wunderschön aus, wenn es blüht und die Sonne scheint!
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- lackaffen.de verziert auch ganze Häuserwände und macht Münster bunter!
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- Ich liebe den Anblick dieser Häuser!
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- Die Raesfeldstraße. Wenn ich sie sehe, muss ich immer an Sommerurlaub im Süden denken. Für mich eine der schönsten Straßen von Münster!
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- Der Nordplatz. Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, hier vorbeizufahren!
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Bei der Beanwortung der Frage „Was tun?“ war ein Punkt „Reisen“. Aber obschon der große Plan verschiedene Reisen durch Europa vorsieht, bedeutet das nicht, dass ich nicht vor der Haustür anfangen kann. Im Gegenteil, meistens kennt man seinen eigenen Heimatort erschreckend schlecht und kann bei einer Stadtführung noch eine Menge lernen und entdecken. Hier schlägt dann oft die alte Falle zu: Man denkt „das kann ich immer noch machen“ – und macht es dann nie. Das muss nicht sein!
Vor allem war das für mich ein guter Test, ob ich denn tatsächlich mit meiner freien Zeit etwas anfangen oder ob ich doch nur zu Hause rumhängen würde. Wenigstens hatte ich das vorher bereits gedanklich in Angriff genommen: „Ich fühle mich leer. Was fällt mir denn ein, wo ich ganz bei mir bin?“ Auf diesen Trick bin ich durch das Buch „Jenseits der Norm – hochbegabt und hoch sensibel?“ von Andrea Brackmann gekommen. Sie schildert, wie Hochbegabte und Hochsensible Probleme im Leben haben. Bei der gemeinsamen Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten fragt sie immer wieder, wann denn die beschriebenen Probleme gerade nicht auftreten. Das können die meisten Leute benennen und daraus ergeben sich dann die Antworten.
(Dieses „ganz bei mir sein“ würde von anderen Leuten vielleicht als innere Achtsamkeit bezeichnet. Ich mag aber diese einfache Ausdrucksweise lieber. Ist einfach Geschmackssache!)
Ein ganz wichtiger Punkt für mich, den ich mal wieder bemerkte, als ich durch mein Wohnviertel ging: Mich einer Sache hingeben können, mich voll und ganz auf sie konzentrieren können, alle Sinne darauf richten können. Eigentlich bin ich genau der Typ für so etwas. Ich hatte schon immer einen Sinn fürs Detail, der auch noch durch Schule und Universität entsprechend verfeinert und ausgebildet wurde – und der, ganz nebenbei, bei meiner Arbeit oft entscheidend ist, weil kleinste Kleinigkeiten den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Im Alltag muss es aber oft schnell gehen. Das ist ein zentraler Grund für meine Unzufriedenheit, wie ich an dem Tag erkannt habe.
Nun kannte ich mich vorher nicht mit Jugendstil aus, ich erinnerte mich nur an die Textzeile „im Jugendstilrhythmus friedhofswärts“ der EAV (Erste Allgemeine Verunsicherung). Grundsätzlich habe ich jedoch Interesse an Architektur (einer der positiven Einflüsse besagter Frau aus meiner Vergangenheit). Dass es im Jugendstil gerade auf die Feinheiten ankommt, passt wunderbar.
Ohnehin habe ich durch über 20 Jahre Computerspiele einen Sinn für Hintergründe und Details bekommen, der sich bei so einem Rundgang prima einsetzen läßt. In einem guten Computerspiel kann man zwischendurch einfach mal in der Gegend herumlaufen oder sogar stehenbleiben, nur um die Atmosphäre zu genießen. Soviel zum Thema „Computerspiele stumpfen ab und entfernen einen von der Realität“! Einen ähnlichen Effekt auf die Wahrnehmung haben Audiokommentare auf DVDs, die auf Hintergrundgestaltung und – ausstattung eingehen. Einfach nur herrlich, was man da an Extrawissen herausholen kann!
Ich hatte mich schon immer gefragt, warum mir einige Häuser im Kreuzviertel so gut gefallen. Jetzt weiß ich: Das liegt an den Verzierungen des Jugendstils! Mir ist während des Spaziergangs, der über vier Stunden dauerte, nie langweilig geworden. Ich halte das für ein gutes Zeichen, wenn ich mein Leben spannender finde als die frisch erschiedene DVD-Staffel einer Serie, die ich gucke.
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Wunderschön! Ich finde Jugendstil ist überhaupt die schönste und interessanteste Kunstepoche.
Ja, ich bin auch hin und weg. Ich hatte ja Anfang und Ende Mai Besuch in Münster, dem ich unter anderem auch einen Teil der schönen Jugendstil-Häuser gezeigt habe.
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