Gracia

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Nachdem es am Abend zuvor spät geworden war, schlief ich am nächsten Tag erst einmal aus. Dann machte ich mich auf einen Spaziergang durch Gracia ohne festes Ziel. Einfach mal die Stimmung einsaugen. Gracia gilt als Künstler- und Alternativenviertel. Tatsächlich … Weiterlesen

Das kommt mir Spanisch vor!

So viel herumreisen und erleben, dass man nicht mehr dazu kommt, darüber zu schreiben – das ist ein Problem, das andere Leute sicherlich gerne hätten! Aber es nützt ja nichts, ich habe ja noch nicht einmal den Juni fertig abgehakt, in dem ich wie erwähnt zwei weitere Länder geschafft habe, und schon neigt sich der Juli dem Ende entgegen!

Nach meiner Rückreise aus Schweden trat ich am nächsten Abend im Flic Flac mit Ukulele auf. Es war der letzte Termin vor der Sommerpause und den wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Am Tag darauf sollte es dann direkt wieder losgehen. Nun hatte ich ja bei der letzten Reise eine abenteuerliche Anreise gehabt – jetzt müsste es doch glatter abgehen, oder? Falsch gedacht! Ein wenig erinnerte es mich an meine Reise nach Rom, bei der ich mir einige Verpeiltheiten geleistet hatte. Diesmal war ich allerdings nur teilweise Schuld, auch wenn ich mich erneut „Verpeilian“ nennen kann.

Wie ich schon scherzhaft angedeutet hatte, funktionierte plötzlich mein Internet nicht mehr. Das ist, gelinde ausgedrückt, ein wenig ungünstig, wenn man noch ein Flugticket und eine Wegbeschreibung herunterladen und ausdrucken möchte. Die Lösung: Ab ins Teilchen und Beschleuniger, dort das Frühstücksangebot wahrnehmen und den Internetzugang nutzen. Dann musste es jedoch schnell gehen. Immerhin kann ich inzwischen in Rekordzeit (etwa 10 Minuten) komplett packen.

Am Bahnhof sah ich dann, dass der IC aus Hamburg, der zum Beispiel weiter Richtung Düsseldorf gefahren wäre, 60 Minuten Verspätung hatte – selber Grund wie zwei Tage zuvor, als ich diesen Zug auf meiner Rückreise verwendet hatte. Glücklicherweise hatte ich diesmal darauf gesetzt, alternativ einen einfachen Regionalzug nehmen zu können.

Der Flug verlief soweit ok, doch während der Landung kam plötzlich eine Durchsage aus dem Cockpit. Ich brauchte einige Sekunden, um zu verstehen: „1:0 – Tor durch Müller!“ Die Passagiere waren sehr angetan. Natürlich ging es um die Fußball-WM. Sogar Zwischenstände des Spiels waren während des Fluges durchgesagt worden. Ich hatte mir das erste Gruppenspiel gegen Portugal zu Hause angesehen und das gegen Ghana in Härnösand in Schweden. Das dritte gegen die USA fand während meines Fluges statt…

Was für ein Kontrast: Nur zwei Tage zuvor war ich noch in Schweden gewesen, jetzt in Spanien. Vom Norden Europas in den Süden in so kurzer Zeit – das war noch einmal ein Extraeindruck.

Jetzt gab es eine kleine Premiere: Ich war in einem Land, ohne ein Buch mit der offiziellen Landessprache dabei zu haben. Ja, richtig, ich hatte kein Buch über Spanisch dabei und auch keinerlei Ambitionen, Spanisch zu lernen! Barcelona gehört zum Katalanischen Sprachgebiet, da braucht man mit Kastilisch (wie Spanisch bei der Unterscheidung dann heißt) nicht ankommen.

Das entsprechende Buch aus der Kauderwelsch-Reihe – Katalanisch Wort für Wort – hatte ich mir bereits für meinen Aufenthalt auf Sardinien besorgt, denn in Alghero spricht man angeblich Katalanisch. Nun waren in der dortigen Altstadt die Straßennamen zweisprachig Italienisch / Katalanisch, an zahlreichen Ecken sah man die Katalanische Flagge und Katalanische Aufschriften etwa für Touristen und ich habe auch ein Denkmal der Katalanischen Sprache gesehen, aber sprechen gehört habe ich niemanden dort. Alghero wurde auch als „Klein-Barcelona“ angepriesen – es kam mir jedoch eher etwas schmutzig und schäbig vor. Auch meine befreundeten Katalonien-Fans waren enttäuscht.

Ein Grund mehr, sich das Original anzusehen! Selten hat sich übrigens ein Buch so gelohnt. Die Sprache des Alltags und aller Texte ist Katalanisch, da führt kein Weg dran vorbei. Umgekehrt freuen sich die Leute auch, wenn man als Tourist ihre Sprache spricht.

Dank Wegbeschreibung verlief auch ab der Landung alles glatt, eine Esperanto-Freundin hatte mir ein gutes Hotel herausgesucht. Abends machten wir noch einen kleinen Spaziergang. Mich erinnerte alles stark an Catania auf Sizilien, wo ich ja ein Jahr studiert hatte. Nachdem meine Bekannte sich verabschiedet hatte (sie musste ja am nächsten Tag arbeiten), ging ich zu dem Platz zurück, an dem ich bereits vorher einige Leute mit Gitarre gesehen hatte. Ich selbst schleppte mal wieder eine Ukulele mit mir herum, denn die Bekannte hatte darum gebeten, dass ich sie mitbringe.

Nun bin ich eigentlich ein schüchterner Mensch, aber ein etwas längerer Blick auf die Gitarre und ein Lächeln bewirkten, dass man mich herbeiwinkte. Schon war ein Gespräch im Gange (wahlweise auf Katalonisch, Italienisch und Englisch). Wir spielten eine ganze Weile zusammen, was sowohl von Einheimischen als auch Touristen sehr begrüßt wurde. Spontan bis spät in die Nacht mit Leuten herumhängen – ich hatte es mal wieder geschafft! Sicherlich wäre es vernünftiger gewesen, das nicht bis 3 Uhr morgens zu machen, sondern früher ins Bett zu gehen und am nächsten Tag früh aufstehen zu können. Aber gerade das – Pflicht erfüllen und vernünftig sein – sollte ja in dem Jahr Auszeit nicht im Vordergrund stehen, sondern das, was ich für richtig hielt.

Und tatsächlich stellte sich bei mir ein ganz besonderes Gefühl ein: Die Situation erinnerte mich an Catania. Ich hatte ja bereits beim Besuch des ersten neuen Landes ein Gefühl wie in den ersten Tagen meines Auslandsstudiums gehabt und es war meine Hoffnung gewesen, dass mir die Auszeit so gut tun würde wie damals das Jahr auf Sizilien.

Da saß ich mitten in der Nacht in Barcelona auf der Treppe einer Kirche im alternativen Viertel Gracia und machte Musik mit Leuten, die ich an dem Abend erst kennengelernt hatte. Wer hätte das noch einige Monate vorher gedacht, als ich ein ganz seriöser, fleißiger Mensch war? Mehr Ausbrechen aus dem Alltag geht nicht.

Wenn ich überlege, wie sehr ich mich schon abgeschrieben hatte und wie sehr ich gedacht hatte, mein Leben sei festgelegt. In Wirklichkeit kann ich ganz andere Sachen, wenn ich die Gelegenheit habe. Dabei ist das doch ein harmloses Vergnügen gewesen.

Aber dieses Gefühl, noch einmal die Kurve bekommen zu haben, nachdem es mir sehr schlecht ging, noch einmal etwas ganz Neues zu machen, obwohl normalerweise keine Zeit für solche Experimente vorgesehen ist… das ist durch nichts zu ersetzen. So fühlt sich Freiheit an.

Sich über Siege freuen – und dann selbst etwas machen

Selbst so eine schöne Nacht wie die nach dem WM-Triumph geht leider irgendwann zuende. So ein Moment des Jubelns ist auch immer ein Anlass, über das eigene Leben nachzudenken. Was kann ich ändern, damit es dauerhaft besser wird? Die Operation Augias fällt mir als erstes ein. Sie ist noch lange nicht abgeschlossen. Dabei merke ich den Nutzen bereits jetzt.

Am Tag danach bin ich erstaunlicherweise rechtzeitig wach geworden, um noch das Frühstück mitzunehmen. Das ist, wenn ich mich recht erinnere, das erste Mal in drei aufeinanderfolgenden Jahren Urlaub in der Slowakei. Ohne Alkohol gab es zumindest keine unangenehmen Nachwirkungen.

Tatkräftigkeit anderer ist eine gute Motivation, selbst etwas zu tun. Am Vormittag habe ich den Ukulelekurs für den Nachmittag vorbereitet und endlich einen großen Schritt voran gemacht, um ordentliches Material zu haben. Der Fleiß hat sich gelohnt!

Abends war ich noch Gastsänger für zwei Lieder in einem Konzert – so ganz nebenbei, das läuft ganz von selbst und danach kam mein Einsatz als DJ. Vor zwei Jahren habe ich schon einmal in dem Club aufgelegt und damals habe ich es aus meiner Sicht nicht besonders gut gemacht. Es war zwar kein Reinfall, aber weit entfernt von dem, was ich normalerweise kann.

Diesmal hatte ich aus meinen Fehlern gelernt. Ich baute meinen Krempel mit dankenswerter Hilfe der Bedienung rechtzeitig auf. Die Technik funktionierte einwandfrei – ein ungewöhnliches Erlebnis! Ich hatte zwar keine Liederliste vorbereitet, aber einige Ideen und genügend Zeit, da das Konzert noch nicht zuende war. Ich dachte, es sei in den letzten Zügen, dabei kam noch Zugabe um Zugabe. Danach waren viele Leute todmüde.

Dennoch bekam ich den Laden recht schnell noch gut gefüllt. Gerade die CDs, die ich mir kurzfristig noch in Münster gekauft hatte, erwiesen sich als goldrichtig.

Natürlich gab es auch Momente mit gemischten Gefühlen. Wenn ich sehe, wie Menschen zu zweit tanzen oder flirten, wird mir besonders bewusst, dass ich alleine bin. Letzten Endes darf das aber nicht mein Maßstab sein oder mich von dem abhalten, was ich tun will.

Vor allem sind die Erklärungen – und damit die Beurteilungen – nie so einfach, wie sie scheinen. Ja, ich bin insgesamt derzeit recht glücklich. Nein, ich bin nicht zufrieden damit, dass ich alleine bin. Ja, ich glaube, wenn ich alles daran setzen würde, könnte sich das in absehbarer Zeit ändern. Nein, ich finde nicht, dass ich das tun sollte, denn ich müsste dafür auf fast alles verzichten, was ich derzeit mache. Ja, ich tue das, was ich für richtig halte. Nein, ich glaube nicht, dass das, was ich jetzt mache, ein Konzept für meine Zukunft ist. (Das ist alles einen eigenen Eintrag wert…)

Am Ende stand eine Nacht, die ich recht locker runtergerockt habe. Die Leute haben sich gut amüsiert, die Bedienung war müde, aber lächelte, und ich konnte mit dem zufrieden sein, was ich erreicht hatte. Nach dieser Schlappe vor zwei Jahren hatte ich jetzt noch einmal die Chance bekommen, es richtig zu machen.

Ich habe heute einige Komplimente eingesackt, die mir ans Herz gingen. Eine junge Dame meinte, man hätte gesehen, dass ich fürs DJ sein brennen würde. Dieses „ganz bei mir sein“ war ja schon mehrfach Thema in diesem Blog, denn das bedeutet mir sehr viel. Ein junger Mann bedankte sich für die Disco, das sei etwas für alle gewesen. Auch das ging runter wie Öl, denn er kam extra auf mich zu, um mir das zu sagen, und wir hatten um Silvester herum noch festgestellt, dass wir eher verschiedene Geschmäcker haben.

In diesem Abend als DJ spiegeln sich die drei Motive wieder, die mich antreiben: Einen Unterschied machen, etwas in den Herzen der Menschen bewegen, gut genug für etwas sein. Gestern nacht waren sie alle drei erfüllt und das macht mich glücklich.

Ein Feuerwerk aus Endorphinen

Was für ein Abend, was für eine Nacht! Deutschland ist Fußball-Weltmeister 2014!

Ich hatte meine Reisepläne ja nicht darauf abgestimmt, ob ich bei den Spielen zu Hause sein würde, und es stand schon Monate vorher fest, dass ich beim Spiel um Platz 3 und beim Finale in der Slowakei sein würde. (Was ich da mache, ist eine eigene Geschichte wert… es geht mal wieder um Esperanto, Ukulelen und als DJ arbeiten).

Obwohl bei einer internationalen Veranstaltung auch viele dabei sind, die nichts von Fußball halten oder von Wettbewerben zwischen Nationen, fanden sich doch erstaunlich viele, die sich für das Spiel interessierten – darunter auch Nichtdeutsche. Wir guckten in dem Club, in dem die Woche über Kneipe und Diskothek stattfinden.

Als es in die Verlängerung ging, bin ich allerdings rausgegangen, weil ich die Spannung nicht mehr ertragen habe. Kurz nach Spielende ging ich jedoch wieder herein. Während noch die Siegerehrung übertragen wurde, legte der DJ schon auf, und jetzt war mal wieder so richtig abtanzen angesagt!

Ein Italiener machte ein Foto von mir und kommentierte es mit „Gunnar – viel glücklicher als sonst“. Es ist ein etwas grobkörniger Schnappschuss und meine Gesichtszüge sind ob des Jubelns verzogen, aber es gefällt mir sehr (durch die verlorenen 10 Kilos mache ich wieder eine gute Figur in einem engen T-Shirt). Es erinnert mich an alte Aufnahmen, als ich über zehn bis fast zwanzig Jahre jünger war. Wann hatte ich zuletzt diese Leichtigkeit und Lebensfreude? Ich kann es gar nicht sagen. Ich glaube, ich war noch nie gleichzeitig erwachsen, gesund und frei von irgendwelchen Pflichten. Ich spüre auch den riesigen Unterschied etwa noch zu Ostern.

Ich erinnere mich noch an die letzte gewonnene WM 1990 und den letzten Titel überhaupt – die EM 1996. Ich kann mich nicht daran erinnern, sie so unbeschwert und ausgelassen gefeiert haben zu können. So einen besonderen Tag muss man genießen – deswegen habe ich den Leuten hinter der Theke 50 Euro gegeben und sie gebeten, dafür Freigetränke auszugeben. (In Nitra sind die Preise niedriger – da reicht das noch länger. Ein kleiner Cocktail kostet etwa 2,90 EUR.)

Schön zu sehen, dass wir Deutschen zünftig abfeiern können und auch die Tanzfläche als erste bevölkerten. Auch wenn es an diesem Abend gar nicht gespielt wurde (Warum sollte man das auch im Ausland kennen?), so war die ganze Zeit das Lied „Auf uns“ von Andreas Bouran in meinem Kopf, dass das Deutschen Fernsehen als WM-Lied verwendet hatte. „Ein Hoch auf uns, auf dieses Leben“ und „Ein Feuerwerk aus Endorphinen“ – das trifft die Stimmung an diesem Abend und in dieser Nacht wunderbar.

Als ich das Jahr Auszeit begann, da hatte ich eine schwere gesundheitliche Durststrecke hinter mir. Ich konnte in dem Moment nicht sagen, warum ich mich überhaupt da durchgekämpft hatte, denn ich sah nichts, wofür sich das gelohnt hätte. Jetzt habe ich innerhalb von drei Monaten erst einen der schönsten Momente in meinem Leben erlebt und dann ein gewonnenes WM-Finale. Sicher, auch das geht vorbei, aber diese Erfahrungen bleiben in meiner Erinnerung. Da ich ein gutes Gedächtnis habe, wirken sie noch lange bei mir nach. Und in diesen Zeiten, da kann auch ich ohne Vorbehalt sagen: Das Leben ist schön.

Die Gnade der Gesundheit

Reisen und Musik schön und gut, aber Gesundheit ist das Fundament dafür. Ich hatte vor einem Monat von einem Termin beim Hautarzt berichtet (auf den ich über einen Monat gewartet habe!) und erwähnt, dass es einen Nachfolgetermin geben würde.

Anfang diesen Monats hatte ich eine kleine OP. Keine große Sache auf den ersten Blick, lokale Betäubung, dauerte nicht lange, mit ein paar Stichen genäht, ich konnte sofort nach Hause gehen.

Aber die Unsicherheit war eben da. War die Ursache für die Operation (und den Arztbesuch überhaupt) bösartig?

Heute war Fäden ziehen. Und ich habe erfahren, dass alles in Ordnung ist. Das war eine sehr große Erleichterung für mich.

Ja, das Jahr Auszeit ist nicht nur für Spaß und Party. Es gibt auch immer wieder sehr ernste Momente.

Konsumterror: Die CDs

Morgen geht die nächste Reise los, auch wenn das Ziel „nur“ ein bereits bekanntes Land sein wird. Dennoch bin ich schon seit Tagen nervös, denn zum einen werde ich wieder einen einwöchigen Ukulelekurs geben (wie zuletzt Silvester). Bis Bielefeld werde ich mit dem Zug reisen und muss möglichst viele Ukulelen mitnehmen. Der bisherige Rekord liegt bei fünf.

Zum anderen habe ich wieder einen DJ-Job. Das war die Gelegenheit, einmal die CDs zu sortieren, die sich auf der Fensterbank angesammelt und gestapelt haben. Einige davon hatte ich noch nicht auf die Festplatte kopiert. Inzwischen habe ich echte Platzprobleme. Der Besuch im Plattenladen in Stockholm hat die Situation verschärft und auch von der Reise danach (von der ich noch gar nicht berichtet habe) habe ich einige musikalische Andenken mitgebracht.

Dazu kommt aber noch mein Anspruch als DJ, mich stets zu verbessern. Ich habe mir ja gemerkt, nach was auf Sardinien, auf der 1990er-Jahre-Party und in Erfurt gefragt wurde, ich aber nicht (dabei) hatte. Vorgestern beim Tanzen ist mir auch noch ein Lied aufgefallen.

Daher habe ich in den letzten Tagen bereits einiges eingekauft und in den Nächten wahre CD-Auslese-Orgien eingelegt. Heute habe ich mich jedoch selbst übertroffen und alle fünf CD-Läden besucht, die ich in Münster regelmäßig oder zumindest ab und zu ansteuere. Dazu gehören zwei Filialen eines großen Elektronik-Discounters. Da fühle ich mich meistens nicht so wohl, selbst die Sonderangebote ziehen mich nicht mehr so sehr an, aber man bekommt die Charts (von denen ich ausnahmsweise zwei Singles gekauft habe, was sehr selten vorkommt!) und wenn die anderen Quellen nicht ergiebig sind, habe ich zumindest hier noch die Chance, fündig zu werden. Die drei Lieblingsläden sind:

  1. andrä
  2. Jörgs CD-Forum
  3. Poptanke

Was ich da schon an Schätzen gefunden und herausgetragen habe! Diese Einkaufsaktion zeigt auch meine Einstellung zum Konsum: Ich sehe Konsum allgemein nicht kritisch. Entscheidend ist für mich, was ich mit dem mache, was ich kaufe. In diesem Fall dient es dazu, dass ich selbst neue Musik hören kann und dass ich gleichzeitig andere als DJ unterhalten kann.

Aus einem Spiel das Beste machen

Ich habe die Fußball-WM bewusst soweit es geht ausgeklammert aus diesem Blog, aber darüber muss ich dann doch schreiben. Selbst bei meinen Reiseplänen habe ich keine allzu große Rücksicht auf Spiele mit deutscher Beteiligung genommen und erst ab dem Viertelfinale entschieden, nicht in der Woche mit dem Halbfinale wegzufahren.

„Deutschland gewinnt gegen Brasilien in Brasilien – und zwar 7:1.“ Hätte mir das jemand vor gestern abend gesagt, meine Reaktion hätte in etwa so gelautet: „Ich weiß ja nicht, was Du für Drogen nimmst, aber Du solltest damit aufhören.“

Von all den Rekorden und Bestleistungen, die in diesem einzigen Spiel aufgestellt wurden, wage ich aus Platzgründen nur drei zu nennen: Der höchste Sieg gegen Brasilien und erst der fünfte überhaupt, der altgediente Stürmer Miroslav Klose wird alleiniger WM-Torschützenkönig… da wird ein alternder Mann wie ich doch ganz sentimental. Inzwischen ist die Nachricht bereits einen Tag alt und der Alltag kehrt wieder ein. Wie übrigens Trainer und Spieler selbst als allererste mit bestem Beispiel vorangingen und erstaunlich nüchtern das Spiel analysierten. Es war eben noch nicht das Endspiel. Kein Grund, überschwenglich zu werden, aber einen Tag (bzw. eine Nacht) darf man als Normalsterblicher deswegen feiern.

Nun kann man sich als Nicht-Fußball-Fan fragen, wie man sich so sehr für ein Spiel begeistern kann. Klar, das muss man nicht! Aber wenn man es kann, ist das eine Möglichkeit für den Zauber des Alltags. Sich einfach mal freuen – das ist eine schöne Fähigkeit.

Ein weiteres Mal hat mir das Jahr Auszeit in die Hände gespielt. Denn so musste ich nicht am nächsten Tag arbeiten, sondern konnte spontan noch feiern gehen (in Form von abtanzen) – mitten in der Woche, bis spät in die Nacht. Ein solches Ergebnis gegen einen so großen Namen werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr sehen – umso besser, dass ich Zeit hatte, es richtig zu genießen!

Rückreise mit Hindernissen

Es war eine abenteuerliche Fahrt nach Schweden gewesen. Doch schon für den ersten Abend in Stockholm hatte es sich gelohnt. In Härnösand im Norden hatte ich das Mittsommerfest erlebt und an einer weiteren Feier teilgenommen. Zurück in Stockholm hatte ich einen Plattenladen besucht und dort ordentlich eingekauft sowie einen langen Spaziergang gemacht und in Restaurant und Café gegessen.

Doch irgendwann musste auch ich zurück! Um 08:21 Uhr nahm ich meinen Zug nach Kopenhagen. Nach dem Verlassen von Malmö war klar: Ich war in einem Land gewesen, ohne einmal mit Bargeld bezahlt zu haben, geschweige denn die Währung in der Hand gehabt zu haben!

Nach der Fähre, die mich nach Puttgarden übersetzte, erreichte ich wieder deutschen Boden. Dann war jedoch zuerst einmal Schluss. Ein Auto mit Anhänger war mit einem Zug auf der Strecke nach Oldenburg in Holstein kollidiert, so dass mein Zug nicht weiterfahren konnte. Also mussten alle Passagiere aussteigen. Zunächst hieß es, es würden Busse kommen, aber am Ende kam nach zwei Stunden Wartezeit mit einer anderen Fähre ein ICE.

Mein Anschluss in Hamburg war natürlich längst weg, aber das hatte ich bei der Reiseplanung schon angenommen: Für jeden Umstieg hatte ich mindestens einen weiteren Zug vorgesehen – was auch der Grund für meine Wahl einer frühen Abfahrtszeit in Stockholm gewesen war. Unterwegs handelte sich der ICE noch etwa eine halbe Stunde Verspätung ein, weil an verschiedenen Stellen Züge passieren mussten.

Wir Passagiere aus dem EC/IC belegten die Gänge und ich hörte mir verschiedene Geschichten an von Leuten, die im Gegensatz zu mir nicht mehr nach Hause kommen würden. Bei mir war es ja einfacher: Selbst wenn ich in Hamburg „stranden“ würde, wäre das nicht schlimm, da ich ja nicht am nächsten Morgen in Münster sein müsste. Außerdem könnte ich dann noch einmal einigen Ukuleleläden einen Besuch abstatten…

Übrigens waren die Ukulelen ein weiteres Mal goldrichtig. Schon beim Warten auf den Zug konnte ich üben, statt einfach herumzusitzen, und unterhielt damit sogar ein kleines Mädchen. Im Zug hingegen sprach mich eine junge Dame an, der ich direkt die zweite Ukulele aushändigte und ihr zeigte, wie man spielt. So kann man die Zeit sinnvoll nutzen!

Den nächsten Zug in Hamburg erreichte ich übrigens so gerade eben. Es wäre aber noch zwei Stunden später einer gefahren. Aufgrund einer Oberleitungsstörung zwischen Bremen und Osnabrück (Verspätungen auf der Strecke bin ich ja gewohnt) kam noch eine halbe Stunde Verspätung hinzu, so dass ich um 23:35 Uhr in Münster wieder ankam.

Ich habe die Fahrkarten für beide Wege übrigens bei der Deutschen Bahn eingereicht, weil es zum einen ab einer Stunden Verspätung bereits Entschädigung gibt (und wir hatten ja mehr als zwei), zum anderen, weil ich den vorgesehenen Liegewagen auf dem Hinweg, der extra kostete, nicht nutzen konnte, weil der Zug ausgefallen war. Zwei Lichtblicke seien in diesem Zusammenhang erwähnt: Zum einen haben die Angestellten der Bahn im ICE ein Freigetränk ausgeteilt und sofort die entsprechenden Formulare, zum anderen hat auch der Kollege im Reisezentrum in Münster freundlich die Anträge ausgefüllt.

Summa summarum war es eine tolle Sache, in Schweden gewesen zu sein, Mittsommer erlebt zu haben, Stockholm sowie den Norden gesehen zu haben. Ich möchte unbedingt wieder nach Schweden – es gibt ja alleine in Stockholm noch mehr als genug zu sehen!

Stockholm-Syndrom

Endlich ist mir noch ein Wortspiel eingefallen, so dass ich den naheliegenden Kalauer „Jenseits von Schweden“ nicht nutzen muss (eigentlich müsste es ja auch „östlich von Schweden“ heißen, in Anlehnung an die Bibelstelle). Stockholm kann einen wirklich in seinen Bann ziehen.

In Schweden hatte ich nach einer abenteuerlichen Anreise zunächst einen tollen Abend in Stockholm, am nächsten Mittag die Weiterreise nach Härnösand, um dort das Mittsommerfest und eine weitere Feier mitzumachen, um schließlich einen Tag später nach Stockholm zurückzukehren und in den verbleibenden zwei Tagen aufgrund schlechten Wetters, aber auch ein wenig Müdigkeit einen Plattenladen durchstöbert und reiche Beute gemacht.

Ich habe aber noch mehr gemacht. Am Abend nach meinem ersten Besuch im Laden hatte mir der Besitzer noch eine Strecke für einen schönen Spaziergang empfohlen. Das ließ ich mir nicht zweimal, zumal das Regenwetter endlich aufgehört hatte. In Härnösand war ich zwischendurch Fahrrad gefahren, jetzt konnte ich noch eine gute Strecke zu Fuß zurücklegen. Natürlich war das ein hervorragender Anlass, um ein paar Klischee-Sonnenuntergangfotos zu machen (wie auf Sardinien)!

Von einer Esperantosprecherin aus Stockholm hatte ich mir ein paar Tipps für Restaurants, Cafés und Museen geholt. In ein Museum bin ich dann doch nicht gegangen, weil ich diesmal einfach keine Lust darauf hatte. Dafür war ich in einem der empfohlenen Restaurants und hinterher im vorgeschlagenen Café.

Dabei sind mir ein weiteres Mal die Sachen aufgefallen, die ich an den Schweden liebe:

  1. Schweden sind nicht introvertiert. Sie sind einfach ruhig auf der Straße. Hat man jedoch erst einmal Kontakt geknüpft, sind sie sehr gesellige Menschen, die gerne mit einem reden. Übrigens ist es mir ja mehrmals passiert, dass ich angesprochen wurde. Die Idee des in sich gekehrten Skandinaviers, zu dem man nicht durchdringt – ein Mythos.
  2. Leute mit ausländischen Wurzeln? Kein Problem! Es gibt anscheinend große Anstrengungen, diesen Menschen einen Platz in der Gesellschaft zu geben. Allgemein wird Schwedisch gesprochen, auch wenn man nicht wie ein Klischee-Schwede aussieht. Umgekehrt haben mir Leute sehr freundlich geholfen, etwa als ich mich in der U-Bahn mit dem Kartensystem nicht zurechtfand.
  3. Schweden donnern sich nicht auf, legen aber zu einem großen Teil Wert auf ordentliche, elegante Kleidung. Es lohnt sich also, auf typische Touristenklamotten zu verzichten.
  4. Die Frauen kommen mir überdurchschnittlich hübsch vor. Überhaupt scheinen die Leute gut auszusehen. Der Anteil an wirklich übergewichtigen Menschen ist anscheinend geringer als in Deutschland. In Kombination mit dem Kleidungsstil wirken viele Leute wie irgendwelche Alternative- oder Indiemusiker (oder wie man sich solche Musiker vorstellt).
  5. Was mich andauernd enzückt hat, war die Lächelhäufigkeit. Hätte ich nicht erwartet bei ruhigen, in der Öffentlichkeit etwas zurückhaltenden Menschen. Die Leute kommen so herzlich herüber! Besonders beeindruckt war ich bei der Bedienung im Café. Ich war hin und weg.

Schweden wirkt so sauber, ordentlich und modern, dass man gut versteht, warum es als eines der am weitesten entwickelten Länder der Welt gilt. Ich hatte – wie seinerzeit in Finnland – den Eindruck, dass das Land Deutschland zum Beispiel technisch voraus ist.

Alter Schwede!

Mein Bericht über Schweden ist noch nicht abgeschlossen! Nach einer Anreise mit Schwierigkeiten hatte ich ja bereits einen tollen Abend in Stockholm verbracht, um dann aber gleich am nächsten Tag nach Härnösand weiterzureisen und dort das Mittsommerfest und eine weitere Feier zu erleben.

Danach ging es aber wieder zurück nach Stockholm. Ich hatte mir kein festes Programm vorgenommen, sondern wollte in meinem Reiseführer einige Höhepunkte heraussuchen. Das Wetter erwies sich als recht kühl und regnerisch und ich war auch tatsächlich ein wenig platt. Was also tun? Zumindest einen Punkt hatte ich mir fest vorgenommen: Ich wollte unbedingt im Plattenladen „Mickes serier, CD & Vinyl“ vorbeischauen.

Einfacher Grund: Dieser Laden gehört Micke Englund, Gitarrist der legendären Esperanto-Rockband Amplifiki und damit einer der Helden meiner Kindheit! Mit ihm habe ich im April auf gemeinsam auf der Bühne gestanden, was einer der schönsten Tage in meinem Leben war.

Über den Laden hatte ich schon einmal gelesen; ich wollte ihn aber einmal selbst gesehen haben. Außerdem bin ich sowieso ein großer Fan davon, in CD-Läden zu stöbern – und bei Gebraucht-CDs findet man manches Mal Raritäten, die man gar nicht auf dem Schirm hatte!

Und was soll ich sagen? Das war eine goldrichtige Entscheidung! Ich habe im Hauptladen gleich am ersten Tag vier CDs gefunden. Am nächsten Tag ging ich noch in die Nebenfiliale auf der anderen Straßenseite und nahm noch einmal zehn CDs mit, dann noch einmal vier aus dem größeren Laden. (Ich hatte noch einmal im Internet recherchiert zu verschiedenen Albenausgaben, die mir am Tag zuvor bereits ins Auge gesprungen waren. Hinzu kam, dass inzwischen das Sortiment aktualisiert worden war – innerhalb eines Tages ein neuer Treffer, Wahnsinn!)

Micke freute sich übrigens auch über den Besuch. Natürlich habe ich ihm beide Male jeweils eine Ukulele gezeigt, auf der er sehr gut gespielt hat. Für mich eine tolle Sache, so einen Einkaufsbummel mit ganz persönlichem Bezug zu machen.

In dem kleineren Laden waren die Angestellten übrigens ebenfalls sehr freundlich. Es lief ein Reggaestück, das sehr alt klang und mich an melancholische frühe Rockmusik erinnerte. Wie man mir auf Nachfrage erläuterte, handelte es sich um Rocksteady von den Paragons. Man verglich sie mit den Heptones, die ich wiederum als Interpreten des wunderschön-melancholischen „Our Day Will Come“ kannte. So ein richtiges Stück Musikbildung durch eine kleine Frage – was will man mehr?

The Paragons: On the Beach

Toll auch, was ich unter den Sonderangeboten entdeckte: Das Album mit der Originalversion von „Didi“! Dazu eine Anekdote: Ich war 20 Jahre alt, es war um den Jahreswechsel 1996/97 herum, ein Esperantotreffen, das damals berühmt-berüchtigt dafür war, dass dort so richtig abgefeiert wurde. Ein Freund und ich gingen in den Keller, in dem sich Kneipe und Disco befanden, und was war los? Es war wie in einem Film – überall tanzten Leute, auch auf den Tischen. Und dabei wirkten die Menschen nicht betrunken oder besonders berauscht, sondern eher fröhlich-ausgelassen. Diese Szene hat sich tief in mein Gedächtnis gegraben. Es war so einer der magischen Momente.

Das Lied, das zu diesem Zeitpunkt lief, habe ich nie vergessen. Ostern 1999 in Italien, ich arbeitete auf einem Esperantotreffen als DJ, kam ein Däne auf mich zu mit einem Album, auf der angeblich einige tolle Lieder seien. Ich erkannte natürlich sofort „Aïcha“ wieder, ein Schwoflied, das auch in Deutschland recht bekannt geworden ist. Außerdem empfahl er mir „Didi“, was für mich zunächst wie ein Männername klang. Einmal aufgelegt, erkannte ich es jedoch sofort wieder als das Lied aus dem magischen Moment! Die Version war eine etwas andere, sie gefällt mir sogar noch etwas besser. Trotzdem finde ich auch das Original großartig, und natürlich kamen all die alten Erinnerungen wieder hoch, als ich die CD im Laden in Stockholm probehörte. Mit einem Schlag in einen coolen Zeitpunkt der Vergangenheit zurückversetzt zu werden, das hatte schon etwas.

Khaled: Didi