Selbst so eine schöne Nacht wie die nach dem WM-Triumph geht leider irgendwann zuende. So ein Moment des Jubelns ist auch immer ein Anlass, über das eigene Leben nachzudenken. Was kann ich ändern, damit es dauerhaft besser wird? Die Operation Augias fällt mir als erstes ein. Sie ist noch lange nicht abgeschlossen. Dabei merke ich den Nutzen bereits jetzt.
Am Tag danach bin ich erstaunlicherweise rechtzeitig wach geworden, um noch das Frühstück mitzunehmen. Das ist, wenn ich mich recht erinnere, das erste Mal in drei aufeinanderfolgenden Jahren Urlaub in der Slowakei. Ohne Alkohol gab es zumindest keine unangenehmen Nachwirkungen.
Tatkräftigkeit anderer ist eine gute Motivation, selbst etwas zu tun. Am Vormittag habe ich den Ukulelekurs für den Nachmittag vorbereitet und endlich einen großen Schritt voran gemacht, um ordentliches Material zu haben. Der Fleiß hat sich gelohnt!
Abends war ich noch Gastsänger für zwei Lieder in einem Konzert – so ganz nebenbei, das läuft ganz von selbst und danach kam mein Einsatz als DJ. Vor zwei Jahren habe ich schon einmal in dem Club aufgelegt und damals habe ich es aus meiner Sicht nicht besonders gut gemacht. Es war zwar kein Reinfall, aber weit entfernt von dem, was ich normalerweise kann.
Diesmal hatte ich aus meinen Fehlern gelernt. Ich baute meinen Krempel mit dankenswerter Hilfe der Bedienung rechtzeitig auf. Die Technik funktionierte einwandfrei – ein ungewöhnliches Erlebnis! Ich hatte zwar keine Liederliste vorbereitet, aber einige Ideen und genügend Zeit, da das Konzert noch nicht zuende war. Ich dachte, es sei in den letzten Zügen, dabei kam noch Zugabe um Zugabe. Danach waren viele Leute todmüde.
Dennoch bekam ich den Laden recht schnell noch gut gefüllt. Gerade die CDs, die ich mir kurzfristig noch in Münster gekauft hatte, erwiesen sich als goldrichtig.
Natürlich gab es auch Momente mit gemischten Gefühlen. Wenn ich sehe, wie Menschen zu zweit tanzen oder flirten, wird mir besonders bewusst, dass ich alleine bin. Letzten Endes darf das aber nicht mein Maßstab sein oder mich von dem abhalten, was ich tun will.
Vor allem sind die Erklärungen – und damit die Beurteilungen – nie so einfach, wie sie scheinen. Ja, ich bin insgesamt derzeit recht glücklich. Nein, ich bin nicht zufrieden damit, dass ich alleine bin. Ja, ich glaube, wenn ich alles daran setzen würde, könnte sich das in absehbarer Zeit ändern. Nein, ich finde nicht, dass ich das tun sollte, denn ich müsste dafür auf fast alles verzichten, was ich derzeit mache. Ja, ich tue das, was ich für richtig halte. Nein, ich glaube nicht, dass das, was ich jetzt mache, ein Konzept für meine Zukunft ist. (Das ist alles einen eigenen Eintrag wert…)
Am Ende stand eine Nacht, die ich recht locker runtergerockt habe. Die Leute haben sich gut amüsiert, die Bedienung war müde, aber lächelte, und ich konnte mit dem zufrieden sein, was ich erreicht hatte. Nach dieser Schlappe vor zwei Jahren hatte ich jetzt noch einmal die Chance bekommen, es richtig zu machen.
Ich habe heute einige Komplimente eingesackt, die mir ans Herz gingen. Eine junge Dame meinte, man hätte gesehen, dass ich fürs DJ sein brennen würde. Dieses „ganz bei mir sein“ war ja schon mehrfach Thema in diesem Blog, denn das bedeutet mir sehr viel. Ein junger Mann bedankte sich für die Disco, das sei etwas für alle gewesen. Auch das ging runter wie Öl, denn er kam extra auf mich zu, um mir das zu sagen, und wir hatten um Silvester herum noch festgestellt, dass wir eher verschiedene Geschmäcker haben.
In diesem Abend als DJ spiegeln sich die drei Motive wieder, die mich antreiben: Einen Unterschied machen, etwas in den Herzen der Menschen bewegen, gut genug für etwas sein. Gestern nacht waren sie alle drei erfüllt und das macht mich glücklich.
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