Nach einer Nacht in Budapest war es Zeit, weiterzureisen. Ich fuhr zum Bahnhof Budapest-Kelenföld (von mir vor Jahren als „Budapest-Killefitt“ bezeichnet) und kaufte mir eine Fahrkarte. Wie ich später herausfand durch die Anzeige am Bahnhof, hätte ich reservieren müssen, aber es gab zum Glück keine Probleme. Ich musste noch einige Zeit warten, konnte daher aber gemütlich essen und Kaffee trinken, was Dank meiner zumindest ansatzweise vorhandenen Ungarischkenntnisse kein Problem beim Bestellen war.
Direkt hinter Budapest, draußen waren weizengelbe Felder zu sehen, hielt der Zug plötzlich an und fuhr längere Zeit nicht weiter. Lokschaden, wie man mir mitteilte, voraussichtlich 90 Minuten Verspätung. Das fing ja gut an! Damit war klar, dass ich meinen Anschluss in Maribor nicht mehr bekommen würde. Außerdem wäre es jetzt schlauer gewesen, gleich zwei Stunden später loszufahren und den direkten Zug nach Ljubljana zu nehmen. Im Bahnhof Kelenföld, der ja noch gar nicht so weit entfernt war, wäre es jedenfalls gemütlicher gewesen…
Aber es nützte ja nichts, ich saß im Zug fest. Also das machen, was ging: Zuerst einmal habe ich mich mit den Mitreisenden verständigt. Es handelte sich um ein Pärchen aus Großbritannien. Sie war Polin, er Engländer mit portugiesischen Wurzeln. Wie sich herausstellte, konnte er Gitarre spielen und sie hatte via Mobilfon Netz, um Texte nachschlagen zu können. Also Ukulelen raus und Musik gemacht! Zwischendurch unterhielten wir uns noch mit zwei Schweizerinnen aus dem Nachbarabteil. Wir hatten alle dasselbe Ziel und daher dasselbe Problem: Wie kamen wir noch an diesem Tag nach Ljubljana?
Ab Veszprém (angenehme Erinnerungen an den magischen Sommer 1999 kamen hoch) fuhr der Zug deutlich langsamer. Das erklärte auch, warum die Verbindung im Vergleich zur Entfernung relativ lange dauerte.
Trotz der Verspätung war für mich ein Hochgefühl, als wir Hodoš (Ungarisch Hodos) erreichten. Denn das war der slowenische Grenzort. Ich hatte ein neues Land erreicht! Ob ein etwas einfältiger Eingemischer beim Kauf einer Fahrkarte wohl einfach nur „Hodosch!“ sagte?
Ich packte direkt mein „Kauderwelsch Slowenisch Wort für Wort aus“. Ab jetzt stand eine neue Sprache auf dem Programm. Das kam mir auch bald zugute: Kurz vor Maribor (war es Ptuj?) signalisierte man mir hektisch, ich solle bereits aussteigen. Das tat ich zusammen mit den anderen. Es ging weiter mit einen Regionalzug, der erst einmal in eine andere Stadt (war es Zidani Most?) fuhr. Von da aus fuhren wir zu unserem Ziel. Es war jedoch recht entspannend, in der Dunkelheit noch vorher einen Schaffner fragen zu können, ob man auch richtig lag.
Kurz vor Mitternacht kamen wir an. Hier trennten sich unsere Wege, da die anderen eine recht einfache Unterkunft gebucht hatten. Ich kam im Hotel Park unter, einem Drei-Sterne-Hotel. Diesmal wollte ich mir ein wenig Luxus gönnen.
Der nächste Tag war der 22.07. – ein Datum, das seit 1991 eine ganz besondere Rolle in meinem Leben spielt. Es ist der Geburtstag einer ehemaligen Klassenkameradin und ich nutze seit einigen Jahren die Gelegenheit, um ihr zu schreiben und zu erzählen, was ich so mache und wie es mir so geht. In den letzten Jahren war ich meistens unterwegs; gelegentlich habe ich mich dann 1-2 Tage früher gemeldet, weil ich nicht wusste, ob ich einen Internetanschluss haben werde.
Gleichzeitig war es ein Regentag. Das machte aber nichts, denn das hielt mich nicht von einem Spaziergang ab. Vorher sah ich mir noch die Empfehlungen des Hotels an und suchte mir ein schönes Café in der Nähe heraus. Die Wahl fiel aufs Kavarna Rog. Hier genoss ich einen sehr leckeren Kuchen und es war großartig, alles auf Slowenisch bestellen zu können.
Dann ging es mit Schirm und Fotoapparat bewaffnet weiter. Ljubljana ist eher klein, was dazu führt, dass man alles recht gut zu Fuß erreichen kann. Das Hotel liegt etwa auch nicht weit vom Bahnhof entfernt. Die Hauptstadt Sloweniens ist sehr schön und strahlt einen typisch mitteleuropäischen Charme aus.
Meine besondere Aufmerksamkeit erregten die beiden Drachen an einer Brücke. Zuerst hatte ich nur einen von ihnen auf einem Magneten in der Touristeninformation gesehen, aber als ich dann vor ihnen stand, war ich begeistert. Nach dem Grenzort direkt die zweite Nähe zu „Game of Thrones“!
Es gab aber auch einen Verweis auf griechische Heldensagen (ein Geschäft mit dem Namen „Telemach“) als auch eine versteckte Anspielung auf die Simpsons: In der Nähe des Bahnhofs stand ein Haus, das wie die Rolltreppe ins Nichts aussah.
Abends ging ich, wieder eine Empfehlung des Hotels nutzend, ins Bistro Pomf. Hier aß ich Cevapcici. Allerdings waren sie wesentlich größer als in Deutschland und machten zusammen mit den Pommes so richtig satt!
Am nächsten Tag machte ich einige Ausflüge. Doch davon werde ich ein anderes Mal berichten. Abends ging ich erneut in die Stadt.
Auf einem Plakat wurde für ein Schengenfest mit jeder Menge Bands geworben. Ob damit der Beitritt zum Abkommen von Schengen gefeiert werden sollte? Ich war recht angetan von der Idee?
Ich nutzte ein Angebot des Hotels und fuhr kostenlos aufs Schloss. Die Sonne ging zwar schon unter, dennoch genoss ich die Aussicht.
Zu abend aß ich danach im Restaurant Sokol, erneut eine Empfehlung des Hotels. Die Spezialität war Pilzsuppe im Brot, sehr lecker! Ein weiteres Mal half das Slowenischbuch. Die Leute waren einfach sehr erfreut darüber, dass ein Tourist sich bemühte, ihre Sprache zu sprechen, und wechselten auch nicht direkt auf Englisch über.
Ljubljana ist eine sehr charmante Stadt. Eine Bekannte, die diesmal selbst unterwegs war, hat mich eingeladen, sie beim nächsten Mal zu besuchen!
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