Polen

Nicht ohne Grund war ich Ende September in Berlin: Nach einem Tag Aufenthalt fuhr ich weiter nach Polen. In Posen (Poznań) fanden zum 30. Mal die Artaj Konfrontoj en Esperanto (ArKonEs, zu Deutsch „Kulturelle Konfrontationen auf Esperanto“) statt. Das ist ein Wochenende, dass so vollgepackt ist mit Programm, dass es keine offiziellen Essenspausen gibt. Man muss zwischendurch irgendetwas verpassen.

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Ich wollte jahrelang zu der Veranstaltung, habe es aber nie geschafft, bis es letztes Jahr doch endlich ging… und ich war begeistert! Esperanto-Kulturveranstaltungen haben mich selbst auch immer musikalisch vorangebracht. Deswegen war es keine Frage, dass ich dieses Jahr erneut dorthin fahren würde.

Dieses Jahr habe ich mich nicht auf die große Bühne mit Ukulele gedrängt, dafür aber sogar an beiden Nächten abends als DJ aufgelegt. Dabei entstand eine sehr coole Situation: Ein Afrikaner aus Angola bzw. der Demokratischen Republik Kongo bat mich, ein wenig von der Musik aufzulegen, die er mitgebracht hatte. Da das einige Stunden vor dem Beginn der Disco geschah, war es kein Problem, da mal in Ruhe hereinzuhören. Er empfahl mir einige Lieder, ich notierte, was aus meiner Sicht passte und tanzbar war.

Die Musik erinnerte mich irgendwie an das Lied Zambie / Замбия von der russischen Band Markscheider Kunst / Маркшейдер Кунст aus Sankt Petersburg, auf die ich seinerzeit ebenfalls über Esperanto-Kontakte gestoßen habe. Natürlich hatte ich kaum Ahnung von afrikanischer Musik und mir war klar, dass das natürlich völlig oberflächlich geschätzt war. Trotzdem konnte ich dieses Stück aus meiner Sammlung nicht verschweigen und präsentierte es meinerseits. Es stellte sich heraus, dass nicht nur der Stil passte, sondern dass es sogar in derselben Sprache (Lingála) war, denn die Gruppe hatte damals auch einen kongolesischen Sänger!

Am Ende wurden es „nur“ vier Stücke; diese dauerten zusammen jedoch mehr als 25 Minuten. Das erste ist übrigens auf Esperanto von einer Gruppe, von der ich schon länger ein anderes Lied kenne.

Konga Espero: La bela floro
Sam Mangwana: Suzana
Pepe Kalle: Pon moun paka bouge
Awillo: Carolina

Am besten hat mir „Suzana“ gefallen. Dazu könnte ich noch einige Anekdoten erzählen, ich lasse es aber mal lieber:

Sam Mangwana: Suzana

Jedenfalls habe ich dazu richtig abgetanzt und der Afrikaner war ebenfalls sehr glücklich. Und wieder etwas in Sachen Kultur gelernt!

Angefixt war ich ohnehin schon etwa durch Paul Simon: I Know What I Know, aber das hier waren Originale.

Die beiden Disco-Nächte dauerten beide weniger als zwei Stunden, aber das war für dieses Treffen völlig ok. Schließlich mussten wir jeweils um 2 Uhr den Veranstaltungsort verlassen und bis spät am Abend war sonstiges Programm.

Mit der Ukulele, die ich dabei hatte, habe ich im Flur gespielt, was erneut vielen Leuten gefallen hat. Und ganz nebenbei habe ich noch einige Esperanto-CDs gefunden, von denen ich dachte, dass sie längst vergriffen seien. Zum Teil wollte ich sie verschenken und war nun froh, dass doch noch etwas aus den Geschenken werden würde. So macht das Leben Spaß!

Insgesamt nahmen mehr als 200 Leute aus 24 Ländern teil, darunter auch aus Brasilien und Japan. Es war also schon recht international. Für mich war es toll, alte Freunde wiederzusehen und eine Menge Esperanto-Musik zu hören.

In Polen war ich schon Anfang des Jahres gewesen, aber noch nicht, seitdem das Jahr Auszeit lief. Es war erstaunlich, wie sehr ich mich wie zu Hause fühlte. Gut, ich musste kurz auf eine andere Währung umsteigen, aber meine bescheidenen Polnischkenntnisse funktionierten soweit gut (und außerdem sprechen die Polen zum Teil beschämend gut Deutsch), so dass ich mich auch mit Nicht-Esperantosprechen hinreichend verständigen konnte.

Nur eine Sache bedauere ich: Leider habe ich ganz vergessen, ein Foto machen zu lassen, auf dem ich das Motto „Posen in Posen“ in die Tat umsetze. (Wer hätte wirklich gedacht, ich würde diesen auf der Hand liegenden Wortwitz auslassen?)

Herbstanfang in Budapest

Galerie

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In der zweiten Septemberhälfte flog ich wie bereits erwähnt wieder nach Budapest, genauer gesagt für eine Woche nach Göd. Dort war ich bereits einen Monat zuvor sowie Anfang August gewesen. Der Herbstanfang gestaltete sich recht angenehm. Der Spaziergang zur Donau … Weiterlesen

Treffen mit Kollegen

Wie schon erwähnt war ich in der ersten Septemberhälfte in Münster, anstatt wieder durch Europa zu reisen. Das Aufgeben einiger Reisepläne eröffnete mir dafür die Möglichkeit, mich vor Ort mit einigen Kollegen und ehemaligen Kollegen zu treffen. Die Gelegenheiten für so etwas sind eher spärlich gesäht und ohne ein Jahr Auszeit wäre ich in der Woche wahrscheinlich gar nicht in Münster gewesen.

Das hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich mich am nächsten Tag mit zweien von ihnen wieder getroffen habe, um noch jemanden zu sehen, der am Abend zuvor nicht kommen konnte. Und am Nachmittag ging ich noch mit dem Kollegen essen, dessen Familie ich in Berlin beim Umzug geholfen hatte. Später besuchten wir dann noch die Familie, bei der der Kollege untergekommen war.

Ich kannte alle diese Leute schon seit Jahren und doch war es ein ganz anderes Gefühl. Alles kam mir viel entspannter und schöner vor.

Da steppt der Bär

Mit meinen Erzählungen bin ich inzwischen im September angekommen. Am 03.09. half ich der Esperanto-Vereinigung Münster e.V. beim Umzug. (Als Umzugshelfer war ich dieses Jahr ja schon einmal tätig.) Es ging zum Glück nur ein paar Straßen weiter.

Und wie es der Zufall so will, sehe ich vor der Kneipe namens „Berliner Bär“ ein Schild, dass an diesem Abend (wie jeden 1. Mittwoch im Monat) eine offene Bühne stattfinden würde. Bisher hätte das immer mit den Terminen im Flic Flac kollidiert. Aber seit der Zeit nach der Sommerpause ist dort jeden Donnerstag abend offene Bühne.

Nun war ich noch nie im Berliner Bär gewesen. Aber gerade das war ja der Trick: Es ging darum, etwas Neues auszuprobieren! Und was soll ich sagen? Ich wurde sehr freundlich empfangen. Die Leute schauten sehr interessiert auf die Ukulele. Dass ich eine verstärkbare eingepackt hatte, war ein großer Vorteil, denn das sparte langes Herumhantieren mit der Technik.

Zuerst präsentierte ich drei Lieder und nachher zum Abschluss noch einmal zwei. Einer der Gäste verglich meine Stimme mit der von David Byrne, dem Sänger der Talking Heads. Was für ein Kompliment! Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass mir David Byrnes Gesang gar nicht so im Gedächtnis geblieben war, weil mir von den Talking Heads im wesentlichen „Road To Nowhere“ und „Burning Down The House“ präsent waren. Da habe ich gleich noch einen interessanten Musiktipp mitgenommen! Und genau das war ja das Ziel eines solchen Ausprobierens gewesen: den eigenen Horizont zu erweitern.

Münster, Enschede, Bremen, Köln

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Ich war erst einige Tage aus Ungarn wieder da, da bekam ich auch schon Besuch. Nun war ich ja bereits durch die beiden vorherigen Besucher geübt darin, meine Heimatstadt Münster zu zeigen (inklusive Kreuzviertel natürlich!), aber diesmal ging es auch noch woanders hin. Nach einem Tag Münster fuhren wir mit dem Zug nach Enschede. Schließlich gibt es eine direkte Bahnverbindung und wenn man schon einmal die Gelegenheit hat, so einfach in die Niederlande zu kommen, soll man sie auch nutzen. Für mich war es ein weiteres Land, das ich in diesem Jahr besucht habe.
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Ganz unverhofft kam ich dort noch dazu, mit zwei jungen Leuten ein wenig Musik auf der Straße zu machen. Zwei Studenten spielten Gitarre und sangen (es gehörte wohl zu einer Orientierungswoche der dortigen Uni). Ich hatte eine Ukulele dabei, eine junge Dame sprach mich an und schlug vor, dass ich mich dazugesellen sollte. Gesagt, getan! Wir spielten „Budapest“ von George Ezra, was sehr gut ankam.
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Abends trat ich mit meinem Besuch im Flic Flac auf. Der Ukulelekurs trug Früchte! Im Flic Flac war ich nebenbei bemerkt schon seit drei Monaten nicht mehr gewesen – dem letzten Abend vor der Sommerpause, als ich zwischen Stockholm und Barcelona einen Tag Pause hatte.

Einen Tag ging es dann nach Bremen, wo uns eine Bekannte erwartete. Wir bummelten ein wenig in der Stadt, besuchten Läden für Schokolade und Tees, aßen zu Mittag und spielten nachher zusammen Ukulele!

An einem anderen Tag machten wir einen Ausflug nach Köln. Hier schauten wir uns aufgrund des schlechten Wetters vor allem den Dom an, saßen beisammen im Café und genossen danach die Aussicht vom Köln Triangle aus.

Schließlich ging es noch an einem weiteren Tag nach Nordwalde. Dort schauten wir bei meinen Eltern vorbei und sahen uns den Bispinghof an.

Insgesamt haben wir die eine Woche gut genutzt. Man kann also auch aus einem „Urlaub zu Hause“ eine Menge herausholen!

Bielefeld

Ich bin bei meinen Erzählungen vom Sommer jetzt bei Ende August angelangt. Ich war gerade wieder aus Ungarn zurück, da ergab sich die Gelegenheit, mich mit einem Freund und Mitmusiker in Bielefeld zu treffen. Wir waren im Juli gemeinsam in die Slowakei gefahren und hatten dort einen Ukulelekurs angeboten. Für meine weiteren Reisen konnte ich jedoch nicht fünf Ukulelen mit mir schleppen, so dass er drei mit nach Hause nahm. Zwar hatten wir uns auf einer Geburtstagsfeier im August wiedergesehen, aber von dort aus wollte er auf ein Esperantotreffen fahren und die Ukulelen mitnehmen, um sie dort erneut für einen Kurs einzusetzen.

Nun ergab sich jedoch kurzfristig die Möglichkeit einer Übergabe. Wir nutzten die Gelegenheit, um uns von unseren weiteren Erlebnissen im Sommer zu erzählen. Und am Ende des Tages hatte ich alle Ukulelenständer in meiner Wohnung wieder mit Ukulelen befüllt. Einige der Schätzchen hatte ich doch schon sehr vermisst!

P.S.: Oh, und heute ist es genau 29 Jahre her, dass Doc Brown seine Zeitmaschine vorführte und Marty McFly in die Vergangenheit reiste! Wie ich schon erwähnte, ist „Zurück in die Zukunft“ einer meiner Lieblingsfilme!

George Ezra kennt sich aus

Da ich bereits über Lieder, die ich komplett verpasst habe, geschrieben habe, sei noch ein weiterer Fall erwähnt: Als ich Anfang August in Hannover gegenüber einem meiner besten Freunde erwähnte, dass ich nach nicht einmal zwei Wochen wieder nach Budapest wolle, ging er direkt davon aus, dass ich das gleichnamige Lied von George Ezra sicherlich im Gepäck hätte. Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete, und so suchte er ein Video heraus:

George Ezra: Budapest

Es handele sich um ein recht aktuelles und auch sehr erfolgreiches Stück. Mir fiel auf, dass ich schon bei der ersten Wiederholung des Refrains mitsingen konnte und mir die Stimmlage sehr lag. Außerdem hatte der Sänger ein tolle Stimme, sehr voll auch in den Tiefen. Irgendwie hatte ich auf einen Schwarzen getippt.

Eine kurze Recherche ergab, dass das Lied mit ganzen drei Akkorden auskam und einen Halbton höher gespielt ein absolutes Anfängerstück auf der Ukulele war. Die perfekte Begleitmusik für meine nächste Reise! Also nichts wie die CD gekauft und fleißig geübt.

Mitte August flog ich nach Budapest. Eine Woche wohnte ich in Göd. Zum Programm gehörten zum Beispiel eine Geburtstagsfeier und ein sehr schöner Spaziergang an der Donau. Außerdem ging ich – nicht für mich – eine Ukulele einkaufen! Einen ausführlichen Bericht habe ich ins deutsche Ukulele-Forum gepackt: Ukulele kaufen in Budapest – ein Bericht.

Ein runder Geburtstag

Nein, es geht nicht um meinen eigenen Geburtstag, sondern um eine weitere Erzählung aus dem Sommer. Einer meiner besten Freunde (der, mit dem ich in meinen Geburtstag hineingefeiert habe) feierte im August seinen Geburtstag nach. Um etwas vorzubereiten, traf ich mich mit einem anderen meiner besten Freunde (mit dem, der jetzt das Computerspiel macht) in Hannover. Das war auch der Grund, warum ich aus Ungarn zurückkehren musste. So ergab sich überhaupt die Gelegenheit, dass ich einen Tag lang auf ein Fantasy-Festival als Besucher kam.

Zusammen fuhren wir nach getaner Arbeit und einem Freitag in fremden Welten am Samstag nach Köln, wo die Party steigen würde. Es gab ein Wiedersehen mit vielen Leuten, die ich über Esperanto kennengelernt habe und die mich zum Teil ab meinen Jahren als Jugendlicher begleitet haben.

Das Essen war gut, es gab ein paar tolle Gespräche und auch der Sketch, den wir zu zweit vorbereitet hatten, kam gut an. Aber der wirkliche Höhepunkt des Abends war für mich die Disco. In meiner Jugend war die eine Woche Esperantotreffen um Silvester herum das Ereignis schlechthin und die Disco der wichtigste Programmpunkt. Hier habe ich Nächte durchgetanzt, war der erste, der kam, und der letzte, der ging (meistens zum Frühstück). Es war eine ganz andere Stimmung als in normalen Discos; die Leute kannten sich einfach oder lernten sich dauerhaft kennen. Ohne diese Nächte hätte ich auch nie selbst als DJ angefangen. Passenderweise war jetzt in Köln mein ehemaliger Meister, DJ Nucki, anwesend, der seinerzeit auch der beste Esperanto-DJ war. In doppelter Hinsicht fühlte ich mich in alte Zeiten zurückversetzt – stärker noch als auf der 1990er-Jahre-Party oder in der Slowakei:

Ein weiteres Mal bestätigte sich, dass Esperantosprecher die härtesten Feierer sind, denn genau diese Gruppe rockte die Tanzfläche und tanzte bis in die frühen Morgenstunden. Dabei fiel mir einerseits auf, wie gut einige Leute tanzen konnten. Mein eigener Tanzstil, so gerne ich dafür Komplimente einheimse, ist im Vergleich dazu fast unspektakulär.

Andererseits stellte ich mit großer Freude fest, wie viele tolle Lieder es aus alten Zeiten gibt, die ich größtenteils zwar in meiner Sammlung habe, aber nicht mehr selbst auflege, weil ich meine, dass sie nicht mehr ankommen. Mit dem richtigen Publikum geht das! Insofern erwies es sich als richtig, dass ich selbst nicht als DJ tätig wurde, sondern nur ein paar Ideen einwarf. Es war schon toll, was die alten Bekannten alles an alten bekannten Liedern ausgruben.

Ein Stück neueren Datums fiel mir positiv auf. Es hatte die typische Disco-Gitarre der 1970er, aber klang ganz modern. Wie sich später bei meiner Recherche heraustellte, war das ein Riesenerfolg, der einfach nur komplett an mir vorbeigegangen war.

Daft Punk: Get Lucky

Ähnlich war es mir im März gegangen. Ich fuhr im Auto mit, da lief im Radio ein richtig schönes Stück. Etwas fetzig-funkig, nicht zu künstlich, und guter Gesang. Es handelte sich um „Happy“ von Pharrell Williams (der ja auch bei „Get Lucky“ von Daft Punkt singt – welch ein Zufall!)…

Am nächsten Tag verbrachte ich noch einige Stunden im Café, das zu dem Veranstaltungsort gehörte. Meine Bekannten von weiter weg hatten erst gegen Abend ihren Zug und ich hatte Zeit. So konnten wir noch beisammen sitzen und miteinander quatschen. Ein wenig Ukulele habe ich außerdem noch gespielt. Ein tolles Wochenende!

Mythodea

Dieses Jahr war ich schon in einigen Ländern. Aber zwischendurch war ich auch in anderen Welten unterwegs!

Das Fantasy-Wochenende Anfang Mai hatte ich nur kurz erwähnt, aber Anfang August war ich Tagesgast auf dem Fantasy-Konvent „ConQuest of Mythodea“ mit ca. 8.000 Teilnehmern. Der Con fand bei Brokeloh in der Nähe von Hannover statt.

Die Idee zum Besuch hatte einer meiner besten Freunde. Wir hatten noch etwas anderes vor (was der Grund war, warum ich am 04. August aus Ungarn zurückkehren musste), aber da die Vorbereitungen dafür gut voranschritten, konnten wir uns tatsächlich einen Tagen Mythodea gönnen.

Ein Kostüm hatte ich parat. Schließlich nehme ich seit Jahren am DSA-Briefspiel teil (mit einigen Leuten davon war ich im April in Jesberg) und besuche manches Treffen, auf denen man sich dann auch entsprechend verkleidet.

Leider hatte ich keine Zeit gehabt, mich in den Hintergrund von Mythodea einzulesen. Aber ich war schon mehrmals in eine LARP-Taverne in Welders verfluchten Landen (irdisch auf einem Hof in Ostbevern) eingekehrt und hatte ebenfalls eine kleine Hintergrundgeschichte rund um meinen Charakter improvisieren müssen. Diesmal entschloss ich mich, mich als Ukulele spielender Barde namens Thymion (wie Thymian, nur mit „o“!) vorzustellen.

Das Gelände war beeindruckend: Mehrere Zeltplätze voll, dazu Wiesen, die für Schlachten genutzt wurden. Als wir zu zweit ankamen, waren nur wenige Leute wach, das Aufstehen zog sich bis zum Mittag hin. Immerhin fiel ich gleich mit meinem Instrument auf und wurde angesprochen. In einem Zelt gab es Kaffee, ein paar gelangweilte, aber lustige Wachen gaben sogar Schnaps aus (nicht mir – ich trinke ja nach wie vor keinen Alkohol). Spätestens als die Fantasy-Stadt aus ihrem Schlaf erwacht war, kam es zu häufigeren Kontakten. Ich spielte traurige Musik auf zwei inszenierten Beerdigungen, wurde von Musikerkollegen eingeladen und nahm – wenn auch recht erfolglos, aber es ging ja ums Mitmachen – an einem Bardenwettbewerb teil. An einem Crêpestand wies ich mit meiner Musik nicht nur einen ziemlich großen und durchtrainierten Typen in die Schranken (alles nur gespielt natürlich!), sondern gab mehreren Frauen einen Ohrwurm und ergatterte sogar ein Gratis-Crêpe! Die Musikerrolle war wunderbar geeignet, um mit ganz verschiedenen Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich hätte allerdings noch mehr fantasytaugliches Repertoire drauf haben sollen – mein Begleiter bekam ständig dieselben Sachen zu hören.

Mit mehr Vorbereitung hätte ich sicherlich noch besser in die Welt eintauchen können, aber selbst so war es schon beeindruckend, welchen Aufwand die Leute bezüglichen Kostümen und Ausrüstung betrieben hatten. Außerdem tummelten sich extrem lustige und kreative Menschen dort.

Wie groß die Vernstaltung war, das zeigen drei Videos beim NDR. Und auch sonst gibt es einige Aufnahmen, ich nenne nur eine weitere:

Mythodea 2014

Wie ich noch einmal zum Spieletester wurde

Als ich über das Ausmisten der Computerspiele geschrieben habe, habe ich ja erwähnt, dass ein Austauschschüler 1993/94 eigene Spiele entwickelt hat. Er war da nicht der einzige in meinem Umfeld. Sogar ich habe mich (mit technischen sehr einfachen Mitteln) ganz kurz daran versucht, habe dann aber mehr bei den anderen mitgemacht und getestet, Level entworfen, ein paar Texte ausgedacht und Grafik beigesteuert. Damals gab es noch eine Shareware- und Playware-Szene. Ein paar Jahre vorher konnten noch kleine Teams kommerziell extrem erfolgreiche Spiele entwickeln.

Irgendwann wurde jedoch alles immer größer und teurer; die Spiele mussten mit großem Budget entwickelt werden (das damals allerdings noch unter dem von Hollywood-Filmen lag), Grafik und Musik wurden immer professioneller. Dagegen fielen die von Hobbyentwicklern gemachten Werke einfach zu stark ab. Für mich war es eine schöne Erfahrung, aber nichts Zwingendes, und so hörte ich einfach irgendwann auf und hatte das als schöne Erinnerung.

Ganz anders ging es einem meiner besten Freunde. Er hat sich so wie ich gefragt, was seine Träume waren und was seine Ziele im Leben sind. Er will noch einmal ein Spiel machen und veröffentlichen.

Die Zeiten stehen gut dafür: Heute hat man wieder kleine Spiele für zwischendurch.

Das Projekt läuft derzeit noch unter dem Namen „Flippy Ring“ und hat ein Blog unter flippyring.wordpress.com .

Vor wenigen Tagen ist der Open Beta Build 6 erschienen. Jeder kann bereits spielen – die Entwickler freuen sich über Rückmeldung!

Ich habe es auf meinem Laptop bereits durchgespielt und auf einem Mobiltelefon bin ich irgendwo in der Mitte. So konnte ich bereits wertvolle Hinweise geben. Auf meine alten Tage noch einmal Betatester – wer hätte das gedacht?