Der Allaventurische Konvent

Ich war gerade erst aus Ungarn zurück zu Hause, da ging es schon direkt wieder los: Auf Burg Rieneck im Spessart fand der Allaventurische Konvent statt. Das ist ein Treffen der Briefspieler des Rollenspiels „Das schwarze Auge“.

In Sachen Fantasy war ich ja bereits mehrfach in diesem Jahr unterwegs gewesen: Zum einen hatte ich ein Wochenende Anfang Mai erwähnt, zum anderen über den Tagesausflug nach Mythodea genauer geschrieben. Mit einigen DSA-Briefspielern hatte ich mich – völlig ohne Kostümierung – im April in Jesberg getroffen. Ein anderes Treffen musste ich leider wegen Terminkollision verpassen, weil ich in der Zeit in der Slowakei war.

An dem Wochenende Ende Oktober / Anfang November sollte ich den Charakter eines anderen Spielers verkörpern, der leider verhindert war. Das würde nämlich im Spiel der Gastgeber sein! Entsprechend machte ich mir mehr Gedanken um meine kleine Rolle als sonst, so dass ich aufgrund meiner Nervosität weniger als vier Stunden schlief. Nervös war ich auch deswegen, weil ich nicht wusste, ob ich ein wichtiges Utensil rechtzeitig würde in Empfang nehmen können.

Geplant war für den ersten Abend ein Maskenball und ich hatte mir – noch aus Ungarn – eine venezianisches Ledermaske bestellt. Das Modell „Colombina Gladiatore“ hatte mir am besten gefallen. Nun hatte ein Nachbar die Sendung entgegengenommen und ich hoffte, dass wir uns noch vor meiner Abfahrt sehen würden. Schließlich kam ich erst in der Nacht vor dem Konvent wieder.

Alle Sorgen erwiesen sich als unberechtigt: Ich bekam das Paket, die Anreise verlief mühelos und ich war rechtzeitig da. Ich genieße ja sowieso kleinere Auftritte vor Leuten, auch dieser ging ohne größere Mühen vonstatten und ich hatte weniger zu tun, als ich gedacht hatte. Es war zwar nur eine kleinere Rolle im großen Geflecht, aber sie hat mir Riesenspaß gemacht!

Ukulele habe ich abends in der Kneipe auch noch gespielt. Es waren ein paar tolle Musiker da. Das ganze Wochenende war für mich ein einziges Stimmungstanken. Was will man mehr?

Esztergom

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Als ich Mitte bis Ende Oktober für zehn Tage in Ungarn war, wollte ich unbedingt Esztergom besuchen. Das war immerhin mal die Hauptstadt Ungarns und hier wurden die ungarischen Könige gekrönt! Im Sommer vergangenen Jahres habe ich während meines Urlaubs … Weiterlesen

Kempen

Längst berichte ich nicht mehr vollkommen chronologisch, was ich in dem Jahr Auszeit so alles mache. Deswegen lohnt es sich, noch einmal den aktuellen Stand zu betrachten: Ich war inzwischen bei Anfang Oktober angelangt. Nach der Kirmes in Nordwalde trennte ich mich endlich von einem Großteil meiner Audiokassetten. Zusammen mit einem meiner besten Freunde ging ich auf ein Konzert von Chicane und feierte in meinen Geburtstag hinein, der auch ansonsten noch ein schöner Tag wurde.

Einige Tage später war dann der nächste Geburtstag, diesmal von einem meiner Patenkinder. Für die Feier fuhr ich für ein Wochenende nach Kempen an den Niederrhein. An den Abenden ging ich mit besagtem Freund aus. Am Samstag schafften wir es in das offenbar berühmt-berüchtigte Sporthotel. Ich hatte mal wieder so richtig Lust, abzutanzen – so wie an meinem Geburtstag und auch auf seiner Feier. Es war ein toller Abend. Es ist schön zu erleben, wie gut man auf der Tanzfläche abgehen kann, wenn man fit geblieben ist.

Nebenbei wurden sowohl meine An- als auch meine Abreise erschwert: Am Freitag war ein Zug entgleist, so dass eine Brücke gesperrt werden musste. Dadurch fuhren von Düsseldorf aus keine Züge nach Krefeld. Ich musste eine Weile auf den Bus warten und kam am Ende fast zwei Stunden später an.

Dann fing die Bahn am Samstag an zu streiken, wobei die Ankündigung des Streiks völlig an mir vorbeigegangen war. Daher fuhr ich erst am Montag morgen wieder zurück. Zum Glück musste ich nicht zur Arbeit! Und zum Glück schaffte ich es trotzdem rechtzeitig zurück in die Wohnung nach Münster und dann wieder zurück zum Flughafen Düsseldorf, denn meine nächste Auslandsreise stand bevor.

Kirmes

Anfang Oktober war Kirmes in Nordwalde. Für die Nordwalder Kirmes gilt: Egal, wo man sich ansonsten in der Weltgeschichte herumtreibt, zu dieser Zeit muss man in die alte Heimat zurückkehren! Dieses Jahr war ich nur am Samstagabend da, aber das reichte, um die Freunde in Nordwalde wiederzusehen. Ich hatte natürlich einiges zu erzählen von meinen Reisen und was ich in dem Jahr Auszeit alles schon erlebt habe. Ich bekam dafür zu hören, dass man mir ansehe, dass ich viel entspannter und glücklicher sei. Insofern war das auch ein wichtiger Kontrollpunkt: Wir würde ich zu Hause wahrgenommen?

Ich habe keine Ahnung, warum das so ist, aber das Lied „Ich und Rocky Waschbär“ gehört zum festen Kirmes-Repertoire. Früher wurde das immer in der „Raupe“ gespielt. Leider gibt es seit einigen Jahren die echte Raupenbahn nicht mehr, da das neue Karussell, das an derselben Stelle steht, kein Verdeck hat. Trotzdem kam mit dem Lied die typische Kirmesstimmung auf.

Eine Mitbewohnerin

Ende September, ich war gerade aus Berlin wieder da, bekam ich Besuch in Münster. Das war ja schon einige Male vorgekommen, seit das Jahr Auszeit lief, aber diesmal ging es nicht darum, die Stadt zu zeigen, sondern es hatte einen praktischeren Grund: Eine Bekannte von mir begann in Münster zu studieren, hatte aber noch keine Wohnung. Wohnungssuche in Münster ist ein Kapitel für sich, aber von der Ferne aus noch schwerer. Also habe ich ihr angeboten, einfach eine Zeit bei mir unterzukommen, bis sie etwas gefunden hätte.

Plötzlich wieder in einer WG zu wohnen, so wie in Studentenzeiten, war schon eine seltsame Aussicht. Aber ich reiste ja herum und wäre gar nicht so oft vor Ort. Dass ich hingegen jetzt zu Hause war und Zeit hatte, war Gold wert. Die Bekannte hat dann übrigens innerhalb weniger Tage eine Wohnung gefunden, so dass sie Anfang Oktober bereits wieder weg war. Es waren also wirklich nur die paar Tage zur Überbrückung nötig, die sich jedoch als entscheidend erwiesen haben.

Mich hat es sehr gefreut, jemandem zu helfen. Es hatte zwar direkt nichts mit Esperanto zu tun, aber der Kontakt kam über eine Esperanto-Bekannte zustande.

Leleland

Ende September war ich nach Berlin gefahren, um zunächst eine Kofferladung Computerspiele ans Museum zu spenden, von da aus reiste ich weiter nach Polen für ein Esperanto-Kulturwochenende und kehrte schließlich zurück nach Berlin, um in Pankow einen Kollegen samt Familie zu besuchen.

Am Montag besuchte ich dann noch das Leleland. Das ist ein großartiger Laden, der Ukulelen (und einige artverwandte Instrumente) verkauft. Während es woanders Musikgeschäfte für Instrumente gibt, die auch Ukulelen führen, sind hier drei Wände plus ein Schaufenster voll mit Ukulelen. Das muss man sich ungefähr so vorstellen:
Leleland
(Das Foto ist allerdings schon älter; es stammt von einem Wochenende Ende April. Damals habe ich meine bisher letzte Ukulele gekauft.)

Egal, wieviel ich selbst schon weiß und wie viele Modelle ich schon gesehen habe: Hier finde ich jedesmal etwas Neues. Diesmal kaufte ich Zubehör, vor allem Noten. Während meines Besuchs in Mythodea hatte jemand die Idee erwähnt, mit der Ukulele Volks- und Wanderlieder zu spielen, die er als Pfadfinder früher so geliebt hat. Wie groß war meine Freude, ein frisch erschienenes Volksliederbuch für Ukulele zu finden! Mit reicher Beute beladen (ich hatte ja wieder etwas Platz im Koffer, da ich die Spiele losgeworden war) reiste ich nach Hause.

Hinweis: Es ist natürlich nicht ausgewogen, hier nur über einen Laden zu berichten. Die Konzeption des Lelelandes, das die Ukulelen in den Vordergrund stellt und eine ganz breite Palette an Modellen anbietet sowie die Geduld des Händlers, mit mir insgesamt schon mehrere Stunden fachzusimpeln, sind allerdings bislang einmalig.

(Um der Ausgewogenheit etwas mehr Genüge zu tun: Ich könnte auch Läden in Hamburg, Münster oder Wuppertal nennen, in denen ich Instrumente gekauft habe. Im deutschen Ukuleleforum gibt es einen Faden über Ukuleleläden, in dem ich berichte, wenn ich ein neues Geschäft besucht habe oder mal wieder da war und sich das Sortiment geändert hat.)

Pankow

Und weiter geht es mit der Berichterstattung, was ich so mache mit meiner freien Zeit. Ich war ja inzwischen im Herbst angelangt, wo ich Ende September erst in Berlin war, um Computerspiele ans Museum zu geben, und dann in Polen auf einem Esperanto-Kulturwochenende. Von dort aus fuhr ich nach Berlin zurück und blieb dort noch, um mich mal wieder mit einem Kollegen zu treffen. Ich hatte im April der Familie beim Umzug geholfen und jetzt die Gelegenheit, mir die eingerichtete Wohnung anzusehen.

Es wurde ein richtig schöner Spätnachmittag mit gutem Wetter. Was will man mehr? Diese Zufriedenheit, als ich in das Grün hinter dem Haus guckte, die war mir sehr wichtig.

Eine schöne Anekdote aus dem Hotel: Am Empfang sah man, dass ich ein Instrument dabei hatte, und ich kam noch einmal an die Rezeption, um den beiden Angestellten etwas auf der Ukulele vorzuspielen. Darüber gerieten wir in ein schönes Gespräch. Diese Zufallsbegegnungen sind das, was ich so liebe!

Ein Tag im November

Heute erzähle ich mal von einem Tag, der sich nicht während meines Jahres Auszeit zugetragen hat. Immerhin hat er mit Gesundheit zu tun, was ja eines meiner Ziele ist.

Ich war am Nachmittag in Münster beim Arzt und wurde auf alle möglichen Allergien getestet. Man piekste einen Arm von mir an und guckte nach einiger Zeit, wie sehr sich die entsprechende Stelle gerötet hatte. Die Ergebnisse notierte man auf einem Blatt. Im Zuge der Operation Augias habe ich eine Kopie dieses Zettels wiedergefunden. Das Original habe ich bestimmt noch. Als Testtag ist eingetragen: 09.11.89.

Tja, so trivial kann sich Geschichte abspielen. Meine Mutter fuhr mich nach Hause. Ich weiß noch genau, wie wir an einer Ampel halten mussten und die Nachrichten im Radio kamen. Es hieß sinngemäß, DDR-Bürger könnten ab jetzt einfach so in den Westen reisen. Das war für mich eine unerhörte Nachricht. Das hieße ja, die DDR wäre am Ende!

Aus der Rückschau stimmt das natürlich, aber damals war die deutsche Einheit keineswegs eine sichere Sache. Trotzdem freue ich mich, dass ich das mit dieser sehr simplen Einschätzung eines 13-jährigen vorhergesehen habe.

Mir selbst ging es übrigens überhaupt nicht gut in dieser Zeit. Das war sogar über Jahrzehnte die schlechteste Zeit meines Lebens.

Den größten Teil von all dem habe ich genau vor zehn Jahren schon auf Esperanto erzählt. Aufschreiben lohnt sich: Man muss sich nicht ständig jede Formulierung neu ausdenken! Vor fünf Jahren ergänzte ich einiges; Anlass war ein Kommentar von mir bei Spreeblick, aus dem ich jetzt einfach noch ein wenig übernehme (Formulierung leicht angepasst):

Was habe ich für ein Glück gehabt, dass ich 2 Jahre vorher gelernt hatte, wie die politische Situation in Europa war und dass die Menschen in der DDR in Unfreiheit lebten. Ich hätte sonst das Glück dieser Zeitenwende nicht verstanden. Als Monate vor dem Zusammenbruch die Demonstrationen begannen, habe ich unglaubliche Angst gehabt, dass wieder so etwas wie der 17. Juni 1953 passiert (darüber hatte ich als 10-jähriger in einem Schülerkalender gelesen). Die mutigen DDR-Bürger haben der deutschen Geschichte ihr schönstes Ereignis beschert: Eine erfolgreiche, unblutige Revolution in Deutschland.

Wenn ich heute die Tagesschau-Aufnahmen von damals sehe, kommen mir sofort die Tränen. Egal, was für zermürbende Jahre dieses Land und seine Bewohner hinter sich haben – es gibt Ereignisse, die verlieren nie an Wert, ja, gewinnen höchstens mit der Zeit noch daran.

Ich war im April und im September in Berlin. Ich brauche inzwischen Hinweisschilder, um zu erkennen, wo ich vom früheren Ost- in den Westteil wechsele. Auch Ostdeutschland ist inzwischen wieder sehr schön geworden. Aber wenn ich ein Stück der Berliner Mauer sehe oder das Datum „09. November 1989“ oder Film- und Bildmaterial von damals, dann kommen all die Erinnerungen hoch an die Zeit, als die Freiheit gewonnen hat. Schade, dass der Begriff Freiheit inzwischen kaum noch ohne den Zusatz „der Märkte“ oder „der Eliten“ auskommt – oder als Mogelpackung für antisoziale Gesetze verwendet wird.

Es ist schon merkwürdig, wie viele Erwachsene ich inzwischen kenne, die damals noch gar nicht geboren waren! Immerhin machen sie, wie ich dieses Wochenende wieder erlebt habe, wie selbstverständlich von der Reisefreiheit Gebrauch, die uns Schengen beschert hat. Gut so! Ich bin immer wieder erfreut und erstaunt, wenn ich das erlebe, denn ich bin in eine Welt hineingeboren worden, in der Europa fast komplett in Ost und West geteilt war. Wahrscheinlich überkommt mich bei meinen Reisen in Europa deswegen immer wieder ein Glücksgefühl, weil ich mich an eine Zeit erinnere, in der das noch nicht so einfach war. (Und natürlich können heute weder alle Europäer frei reisen, noch kommt man in jedes europäische Land ohne Visum. Aber es waren noch nie so viele Europäer in dieser Hinsicht so frei wie heute.)

Sieben Monate rum…

…von der einjährigen Auszeit. Was ist passiert? Wie habe ich die Zeit genutzt?

Im Oktober bin ich nur in einem einzigen anderen Land außer Deutschland gewesen – ein bisheriger Negativrekord! Aber das ist egal, denn ich habe den Eindruck, dass ich das richtige tue.

Wenigstens bin ich öfters dazu gekommen, über meine Aktivitäten zu schreiben, auch wenn der berichtete Zeitraum selten etwas mit dem aktuellen Monat zu tun hatte.

So stammen die Anreise und der Urlaub in Ungarn noch von Ende Juli bis Anfang August. Wieder zu Hause in Deutschland ging es weiter als Tagesgast in Mythodea, dann auf einen runden Geburtstag nach Köln, danach wieder nach Budapest und schließlich für einige Stunden nach Bielefeld. Der August ging in den September über, während ich Besuch hatte und mit ihm nacheinander Münster, Enschede, Bremen, Köln besichtigte.

Anfang September trat ich im Berliner Bär auf, traf mich mehrmals mit Kollegen und erlebte schließlich den Herbstanfang in Budapest. Über einige Erlebnisse im September hatte ich bereits früher berichtet. Am letzten Wochenende im September reiste ich nach Polen. Es bleiben noch einige Tage zu schildern, aber ich habe doch ein gutes Stück berichtet.

Vom Oktober habe ich bereits erzählt, wie ich im Rahmen der Operation Augias nun endlich die Audiokassetten entsorgt habe. Ich erlebte Chicane in Bochum und verbrachte einen tollen Geburtstag. Nebenbei betätigte ich mich als Spieletester.

Ein Musikstück, das ich im Oktober entdeckt habe und das ich oft gehört habe, ist ein elektronischer Remix eines Indiepopstücks. Scheint erstaunlich häufig sehr gut zu funktionieren, diese Kombination:

London Grammar: Hey Now (Arty Remix)

Und irgendwie gibt diese gleichzeitig wache, vibrierende Musik mit der entspannten, träumerischen Gesangsstimme recht gut meine Stimmung wieder. Ich erlebe in diesen Wochen viele Dinge, die ich auch früher schon gemacht habe. Aber in den letzten Jahren hatte sich immer ein Schleier von Traurigkeit über alles gelegt. Das dauerte schon so lange an, dass ich ganz vergessen hatte, wie sich die Welt ohne das anfühlt. Darum bin ich so froh, dass ich dieses Jahr Auszeit angetreten habe: Ich sehe die Welt wieder, wie sie sein kann, und das ist wunderschön.