Sopron

Galerie

Diese Galerie enthält 31 Fotos.

Während meines letzten Aufenthaltes in Budapest, der mit einer abenteuerlichen Rückreise endete, reiste ich auch ein wenig innerhalb Ungarns. Das Ausflugsziel Sopron war schon länger im Gespräch gewesen, nun sollte es endlich klappen. Die Zugfahrt ging allerdings zunächst nur bis … Weiterlesen

In Göd we trust

Wie gestern versprochen erzähle ich von meiner letzten Reise ins Ausland. Nachdem ich im Juli, August, September, Oktober, November und Dezember in Budapest gewesen war, reiste ich auch im Januar dorthin. Natürlich gab es den inzwischen üblichen Spaziergang an die Donau.

Diesmal wurde ich zusätzlich zweimal als Begleiter beim Kinderaufpassen eingesetzt. Auch wenn es schön ist, mit Kindern zu tun zu haben, ist das bei drei Kindern alleine ziemlich anstrengend, zu zweit jedoch schon deutlich einfacher zu meistern. Es ist immer wieder ein bewegendes Gefühl, wenn Kinder einem sofort vertrauen und mit einem spielen wollen.

Ich hatte beide Male auch eine Ukulele eingepackt, musste sie beim ersten Besuch jedoch erst bei der Verabschiedung rausholen. Selbst ein kurzes Lied erzeugte große Freude, so dass ich beim zweiten Besuch früher mit dem Musizieren anfing. Glücklicherweise habe ich etwas Ausdauer und es macht mir auch nichts aus, dasselbe Stück etwa ein Dutzend Mal zu spielen. Besonders viel Freude hat es mir bereitet, dass eines der Kind den Text des Liedes „Ska-virino“ haben wollte und am Ende bereits auf Esperanto mitsingen konnte.

Ich lebe!

Gut, das klingt jetzt nach einer etwas übertriebenen Überschrift, zumindest darauf bezogen, dass ich schon längere Zeit wieder gesund bin und ich solche pathetischen Ausrufe deswegen gar nicht nötig hätte. Aber es geht auch nicht darum, sondern um meine abenteuerliche Rückreise. Ich war wie schon erwähnt nach Budapest gereist (mehr davon später). Gestern abend bekam ich die Mitteilung, dass mein Flug ausfallen würde wegen des Streiks des Sicherheitspersonals am Flughafen Düsseldorf. Ja, wie sollte ich dann heute noch zurückkommen? Schließlich hatte ich noch einige Dinge zu tun, bevor das Jahr Auszeit vorzeitig zuende gehen würde!

Streiks hatten mich auf der Reise nach Schweden nicht aufhalten können; Anfang September gab es noch andere Gründe, nicht zu reisen, und von Kempen nach Münster war ich schließlich auch noch rechtzeitig gekommen, um einen Flug am selben Tag zu bekommen. Jetzt schien mich mein Glück ausgerechnet jetzt zu verlassen! Ich war schon ziemlich wütend.

Nun ging es darum, so schnell wie möglich die Rückreise zu reorganisieren. Ich war bereits mit dem Zug nach Budapest gereist; das wäre auch in die Gegenrichtung möglich. Abfahrt 09:10 Uhr von Budapest-Keleti, ca. 1 Stunde Zeit für den Umstieg in München, Ankunft 23:56 Uhr in Münster. Für den ungarischen Teil der Strecke hätte ich eine Reservierung benötigt und ich war mir nicht sicher, ob noch eine zu bekommen war.

Über das System der Fluggesellschaft sah ich, dass es einen Flug nach Düsseldorf über Hamburg gab, der jedoch bereits ausgebucht war. Nur nach Hamburg konnte man direkt buchen, aber nicht umbuchen. Dabei würde mir Hamburg besser in den Kram passen, weil ich von da noch gut nach Münster kommen würde.

Ich brauchte 3 Stunden, um bei der Hotline der Fluggesellschaft durchzukommen, und zwei Anrufe in der Warteschleife (7,49 EUR für 31:59 Minuten, um dann mit einer Stimme vom Band abgewiesen zu werden, und dann 6,14 EUR für 25:43 Minuten). Zunächst hieß es, man könne mich nur nach Düsseldorf umbuchen (aber immerhin ginge das), dann ging auch die Umbuchung nur nach Hamburg. Wie ich später feststellte, verblieb mir ein Restguthaben von 0,14 EUR. Was für ein Glück im Unglück, gerade nach rechtzeitig umgebucht haben zu können!

Dafür hatte wenigstens der Flieger nach Hamburg zuerst fast 2, dann schließlich 2,5 Stunden Verspätung. Der Grund war, dass die Maschine in Manchester witterungsbedingt ausgefallen war und man daher ein anderes Flugzeug sowie eine Crew aus der Bereitschaft holen musste. Es erinnerte mich irgendwie an meinen Flug von Mailand nach Sardinien

Meine Pläne, in Hamburg etwa noch einige Ukuleleläden, Altona oder das Schanzenviertel zu besuchen, fielen damit aus, denn als ich etwa drei Stunden später als erwartet im S-Bahnhof am Flughafen war, waren es schon drei Stunden später als erwartet. Wenigstens hatte es sich ausgezahlt, meinen neuen Koffer mit kleinen grünen Esperantosternen zu verzieren: Ich erkannte ihn bei der Gepäckannahme sofort wieder – und hatte nebenbei das Glück, dass es das erste Gepäckstück war, das aufs Band kam.

Aufgrund einer verspäteten Bereitstellung in Altona hatte mein IC nach Münster dann noch etwa 10 Minuten Verspätung, aber das machte das Kraut nicht fett. Immerhin würde ich so ca. 21:10 Uhr in Münster ankommen anstatt ca. 0:50 Uhr, wie ursprünglich geplant.

Hamburg, Hauptbahnhof

Hamburg, Hauptbahnhof

Es war eine seltsam vertraute Situation, als ich am Abend am Gleis stand und auf den IC nach Münster wartete, wie ich es so oft in dem Jahr Hamburg gemacht hatte, als ich dort gearbeitet hatte. Ich erinnerte mich an die guten Seiten dieser Zeit und fühlte mich ausgeglichen und zuversichtlich. Es war, als würde sich ein Kreis schließen.

Das war ein passender Schluss für zehn Monate Reisen ins Ausland, nachdem die erste Reise ebenfalls bereits einen guten symbolischen Charakter bekommen hatte, ohne dass ich es geplant hatte. Von meiner letzten Reise werde ich natürlich noch genauer erzählen.

Aber nun noch einmal zu dem Satz „Ich lebe!“. Er hat auch mit einem Lied zu tun, dass mir in den letzten Tagen wieder ins Gedächtnis zurückgekommen ist. Zuerst gehört hatte ich es in der Nacht, als ich in meinen 37. Geburtstag reingefeiert habe. Ich liebe dieses Lied. Es ist so emotional und ungeschliffen, es klingt nach einem Mann, der trotz allem immer noch lebt und es schon sensationell findet, die frische Luft zu spüren.

Johnny Thunder: I’m Alive

In ein Album gegossene Erinnerungen

Als jemand, der sich in vielerlei Hinsicht für Musik interessiert, juckte es mich von Anfang an in den Fingern, für das Jahr Auszeit eine Art Soundtrack zusammenzustellen: Lieder, die von Reisen und Freiheit handeln (oder mich daran erinnern); Musikstücke, mit denen ich besondere Momente verbinde. Ich habe das zum Glück dann doch gelassen, denn zum einen wäre das schnell ausgeartet (in meinem Kopf kam immer mehr zusammen), zum anderen ist das ja auch megaoriginell und überhaupt nicht anmaßend, irgendwelche rebellischen Lieder, die von einem „Ausbruch aus allem“ erzählen, für eine persönliche freie Zeit zu verwenden, die alles in allem luxuriös und gut abgesichert stattfindet. Mir ist klar, dass Musik oft Gebrauchsmusik ist. Man kann sie runterdudeln, muss es aber nicht.

Es ist schon oft vorgekommen, dass ich in einer bestimmten Situation im Leben auf ein Album oder Lied gestoßen bin und das seitdem mit dieser Zeit verbinde. Ende vergangenen Jahres hat es sich ergeben, dass ein neu erschienenes Album kurioserweise die Jahre vor der Auszeit festhält und mich daran erinnert. Das liegt daran, dass ich einige der Lieder bereits damals kannte.

Die Musik von Martin Wiese hat mich seit meiner Kindheit begleitet und ihn als Gastsänger in seiner alten Band Amplifiki zu vertreten, war einer der schönsten Tage in meinem Leben.

Wir hatten uns im Juni in Stockholm getroffen. Einen Monat später gab er mitsamt Band ein Konzert in der Slowakei. Ich hatte schon erwähnt, dass – nachdem er viele Jahre in der Esperanto-Rockband Persone aktiv war – sein zweites Solo-Album erschienen ist. Anfang des Jahres habe ich mir das endlich einmal ganz und in Ruhe angehört. Es ist doch erstaunlich, wie viele Stücke mich an Kilometersteine auf meinem Lebensweg erinnern:
Weiterlesen

Die Jahre vor der Auszeit

Gestern habe ich bereits über die emotionale Wegstrecke geschrieben, die ich den dem Jahr Auszeit zurückgelegt habe. Unmittelbar damit verknüpft sind die Jahre davor. Zum einen ergibt sich aus ihnen, warum ich überhaupt die Auszeit genommen habe, zum anderen (und das ist die wichtigere Erkenntnis), warum so vieles überhaupt geklappt hat. Um den Jahreswechsel herum habe ich mich ohnehin damit beschäftigt, auf die letzten Jahre zurückzublicken. Jetzt ergab sich noch ein praktischer Anlass, darüber zu schreiben.

Das lohnt sich natürlich erst jetzt, wo es mir wieder gut geht und ich den richtigen Abstand zu den Dingen habe. Denn mit Bitterkeit wollte ich das nicht tun. Das bringt wenig und wird auch nicht den Leuten gerecht, die mich in dieser Zeit unterstützt und positiv beeinflusst haben.

Mein Leben geriet ab Jahresende 2009/2010 zunehmend aus den Fugen und lag ab Mitte 2010 brach. Details spielen keine große Rolle. Ich hatte ja bereits ganz am Anfang der Auszeit erwähnt, dass ich eine sehr schwere Phase meines Lebens überstanden habe, was meine Gesundheit angeht. Das war nur ein Punkt von mehreren. In mancherlei Hinsicht kämpfte ich mich wieder nach oben, während ich gleichzeitig auf andere offenen Fragen überhaupt keine Antwort wusste.

Ich sehe längst die Fehler, die ich damals gemacht habe. Umgekehrt habe ich vieles richtig entschieden, viele gute Dinge getan – und manche guten Dinge sind mir einfach passiert, ohne dass ich sie verdient oder mir erarbeitet hätte. Aber ganz auskosten konnte ich das alles nicht.

Das war einer der kuriosen und verwirrendsten Aspekte in dieser Zeit: Ich erlebte einige unglaublich tolle Momente, an deren Entstehung ich aktiv beteiligt gewesen war, während ich gleichzeitig innerlich am Boden war. Aber wenn man emotional am Ende ist, kommt man nicht mehr weit im Leben.

Viel hat sich in diesen Jahren in meinem Leben geändert, ich selbst habe mich verändert. Aber eine Konstante blieb, und das war das Problem: Ich konnte all diese positiven Aspekte nicht zu einem großen Ganzen zusammenfügen, mit dem ich hätte weitermachen können. Und automatisch wollte sich ein neuer Lebensentwurf nicht ergeben.

Das war der Grund, warum ich die Auszeit genommen habe. Das geschah zu einem Zeitpunkt, als ich viele Bereiche meines Lebens in Ordnung gebracht hatte. Es klingt zunächst widersinnig, ist aber durchaus logisch: Wenn man fertig mit der Welt ist, hilft einem auch keine Auszeit mehr. Man muss schon aus dem gröbsten wieder raus sein, oder wie ich zu sagen pflege: Wenn die Sonne wieder scheint, erkennt man umso besser, wo die Schatten bleiben.

Jetzt profitiere ich von all den guten Dingen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Es zahlt sich aus, dass ich ein aktiver und vielseitig interessierter Mensch geblieben bin. Ich ernte, was ich gesät habe.

Klingt nach einem guten Schluss. Dann schreibe ich über den Anlass, auf die letzten Jahre zu gucken, ein anderes Mal.

Die emotionale Wegstrecke

Das Jahr Auszeit neigt sich dem Ende entgegen. Das ist eine gute Gelegenheit, auf manche Dinge zurückzublicken und noch einige grundsätzliche Artikel unabhängig von aktuellen Aktivitäten zu schreiben. Ich fange bewusst mit einem emotionalen Stück an, denn das möchte ich mir einfach von der Seele schreiben.

Wenn ich erwähne, dass ich bereits nach zehn Monaten wieder arbeiten werde und nicht das ganze Jahr Auszeit an einem Stück zuende nehme, dann ist die Versuchung groß, das als große Einschränkung zu empfinden. Dieses Gefühl kam schon beim Jahreswechsel hoch, als ich daran denken musste, wie das eine Jahr jenseits des Arbeitsalltags zuende gehen würde.

Bei Licht betrachtet ist das natürlich Unsinn: Dieses Jahr wäre so oder so irgendwann vorbeigegangen und es war ein großer Gewinn, so etwas überhaupt zu haben. Ich bin viel gereist und muss der Zeit nicht deswegen hinterhertrauern, weil ich sie nicht gut genutzt hätte. Es ist aber auch nicht so, dass sie ein einziges Freudenfest gewesen wäre, und das habe ich mir wieder in Erinnerung gerufen, als ich daran dachte, was ich so alles erlebt und gemacht habe.

Im Nachhinein ist es in emotionaler Hinsicht beachtlich, was ich für eine Strecke zurückgelegt habe: Als ersten Lesetipp empfehle ich, wie ich am ersten Tag des Auszeitjahres die Lage beschrieb. Das lohnt es sich ganz zu lesen. Als ich in Luxemburg ankam, dem ersten neuen Land auf meiner Liste, wurde ich in einem Moment des Triumphs plötzlich tieftraurig. Über Ostern auf Sardinien merkte ich, wie stark ich noch in meinem Kopf in vielerlei Hinsicht in negativen Gefühlen verhaftet war – auch das lohnt es sich ganz nachzulesen. Anfang Mai gingen dann die Gefühlsschwankungen und die ständige Traurigkeit weg und ich merkte, dass sie nicht „zu meinem eigentlichen Wesen“ gehören. Noch Ende Juni in Barcelona wollte mir keine Deutung für das einfallen, was ich machte – mir fielen drei sich widersprechende Wertungen ein und sah auch, dass nur aus der Gesellschaft herausgelöst bestehen konnte, jedoch nach wie vor keinen neuen Platz in ihr gefunden hatte. Im Juli in der Slowakei rissen mich einige Erlebnisse aus der Urlaubslaune heraus, so dass ich mich niedergeschlagen und nachdenklich im Supermarkt wiederfand.

Nach drei Monaten schien ich die wesentlichen Dinge gelöst zu haben, aber bis dahin war es ein weiter Weg. Das ist keine Zeit, die ich in dieser Hinsicht unbedingt gerne noch einmal erleben möchte.

Operation Augias – der Koffer

Manchmal ergibt es sich ganz automatisch, dass ich die Operation Augias weiterführe. Bisherige Meilensteine waren 500 Bücher, Kleidung, eine Brille, alte Papiere von der Arbeit, die erste Ladung Computerspiele, Audiokassetten, Sachen aus dem Zimmer zu Hause, die Reste aus dem Zimmer sowie der Rasierapparat.

Vor meiner nächsten Reise nach Budapest musste ein neuer Koffer her, denn mein bisheriger Trolley von Imagio war Anfang des Jahres endgültig unbrauchbar geworden. Zwar war eventuell noch Garantie auf den Koffer, aber so, wie ich ihn abgenutzt hatte, bezweifele ich, dass ich da irgendwelche Ansprüche hätte geltend machen können.

Zunächst war eine Rolle blockiert und dann immer mehr abgeschabt worden, ebenso wie ein unterer Rand des Koffers. Dann gesellte sich eine zweite Rolle dazu, so dass man ihn nur noch in einer Position ziehen konnte. Danach scheuerte eine Ecke ab. Bei einem Flug ging der obere Griff halb kaputt und riss mir auf einer Reise ganz ab. Der ausziehbare Griff blockierte, so dass ich jedesmal den Koffer öffnen und per Hand die Mechanik drücken musste, um den Griff auszufahren oder wieder hineinzuschieben. Anfang diesen Monats ging nicht einmal das mehr und ich bekam den Griff überhaupt nicht mehr hinein, so dass der Koffer, der bisher bereits sehr unpraktisch geworden war, nun überhaupt nicht mehr für eine Flugreise zu benutzen war.

So sehr ich auch an Sachen festhalte, die noch irgendwie funktionieren: Hier war nichts mehr zu machen.

Also habe ich Kataloge im Internet gewälzt und lange in drei Geschäften gesucht, bis ich endlich eine Lösung hatte, die mir gefiel. Der neue Trolley ist von Eminent, heißt Vaduz (wie die Hauptstadt von Liechtenstein), ist mittelgroß so wie der alte und in einem dezenten indigoblau gehalten, so dass er auch für die Arbeit taugt. Vor allem wiegt er nur drei Kilo! Die erste Reise (nach Ungarn) hat er bereits unbeschadet überstanden.

Vor dem Ende der Auszeit

Die Zeit ist immer begrenzt. Dementsprechend musste ich mir schon seit einigen Monaten überlegen, wie ich nach der Auszeit weitermachen wollte. Wie sähe eine ideale Zeit danach aus?

Im Gespräch hatte ich das schon einmal grob ausgemalt: Am liebsten wäre ich in einer großen Stadt. Die würde mir abends noch etwas bieten können und hätte ein abwechslungsreiches kulturelles Programm. Das war eine wichtige Erfahrung in dem Jahr vorher, das ich in Hamburg verbracht habe und das ich auch privat genutzt habe, um mich wieder hochzuarbeiten.

Eine internationale Großstadt hätte zudem wahrscheinlich einen Flughafen. Von da aus könnte ich etwa wieder nach Budapest reisen oder in ein neues Land, das sich noch nicht auf meiner Liste befindet – selbst, wenn es „nur“ ein (verlängertes) Wochenende sein sollte. Sich solche Freiheiten zu erkämpfen, ist natürlich nicht das Hauptziel des Berufs, es macht das Leben aber viel angenehmer und gibt einem zusätzliche Kraftreserven. Unrealistisch ist das nicht: Die Reisen in sechs Länder 2013, die ich erstaunlicherweise geschafft habe, waren das, was mir so gut getan hat, und die mir überhaupt den Weg gewiesen haben für das Jahr Auszeit. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich gerne wieder ein internationales Projekt haben, bei dem ich meine Sprachkenntnisse anwenden und erweitern könnte.

Anfang des Jahres auf dem Esperantotreffen kam dann das übliche Thema auf: Wohin würden die Reisen 2015 gehen? Diesen Sommer gibt es sogar eine große Veranstaltung mehr in Europa. Mir wurde dabei schmerzlich bewusst, dass meine Optionen dieses Jahr deutlich eingeschränkter sein würden als 2014, denn das Jahr Auszeit würde Ende März zuende gehen. Da das Treffen in Italien über Ostern auf die erste Aprilwoche´fallen würde, wäre es unwahrscheinlich, dass ich teilnehmen könnte – nach einem Jahr frei erst einmal wieder Urlaub nehmen zu können klingt doch etwas unwahrscheinlich.

In der ersten Januarhälfte machte sich dann eine gewisse Reisemüdigkeit bemerkbar. Nach der sehr guten Länderbilanz 2014 hatte ich plötzlich wenig Lust, sofort wieder loszupreschen, und das, obwohl ich doch die letzten drei Monate gut nutzen wollte. Noch viel erstaunlicher war, dass ich auch in Münster wenig Lust hatte, Sachen zu unternehmen, die ich sonst mit ausreichend Zeit sehr genieße – etwa tanzen zu gehen, Cafés zu besuchen, mal wieder länger in Läden zu stöbern oder musikalisch aufzutreten. Wenn man von einem Treffen mit einer Freundin mal absieht und einigen kleineren Einkäufen, war ich ein richtiger Stubenhocker. Die Akzente haben sich verschoben. Was geblieben ist, ist die Motivation, erneut nach Budapest zu kommen (wo ich seit Sonntag abend wieder bin). Ansonsten herrschte das Gefühl vor: Es ist alles schön, aber ein Stück weit ist es jetzt auch gut gewesen.

In dieser Stimmung erreichte mich die Anfrage meines Arbeitsgebers, ob ich bereit wäre, wieder früher einzusteigen, zum Beispiel Anfang Februar. Die noch ausstehenden zwei Monate Auszeit könnte ich ja zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Das Projekt wäre in einer internationalen Großstadt mit Flughafen und es wären vermutlich auch interkulturelle Kompetenzen gefordert.

Das klang zu gut, um es abzulehnen. Irgendwann wäre es so gekommen, dass ich wieder arbeiten müsste – jetzt hätte ich in vielen Teilen das, was ich mir als günstige Bedingungen vorgestellt hatte. Außerdem ist es ein gutes Gefühl, wenn man sofort wieder gebraucht wird. Das zeigt, dass man nach einigen Monaten Pause nicht „weg vom Fenster“ ist.

Bock auf Arbeit hatte ich sowieso schon, wie man an meiner Übersetzungsarbeit für WordPress auf Esperanto (und WordPress.com-Themes) sieht. Da spielten Organisation, Termine halten, über die Arbeit kommunizieren, an einem internationalen Projekt teilnehmen und sich in eine neue Umgebung einzuarbeiten ebenfalls eine große Rolle.

Meine Monatsrückblicke sind gute Meilensteine für die Rückschau – auch, was meine Stimmung angeht. An dem, was ich nach vier, fünf, sechs, sieben, acht und neun Monaten schrieb, konnte man merken, dass das wesentliche geschafft war. Mehr bringt wenig.

Daher hielt ich es für sinnvoller, nach 10 Monaten wieder einzusteigen, statt auf einem Jahr am Stück zu bestehen. Ursprünglich hatte man mir großzügigerweise auch 15 angeboten – oder „wie ich es brauche“. Warum sollte ich also jetzt auf 12 herumreiten?

Februar und März sind zwar schon weit vom Winteranfang entfernt, aber sie gehören immer noch zu den Monaten mit unterdurchschnittlich viel Tageslicht. Das Wetter kann je nach Land variieren, aber die Möglichkeiten, Sonne und Wärme zu erleben, sind begrenzt. Dazu kommt noch die Fastenzeit, in der ich üblicherweise keine Süßigkeiten esse, wodurch mir eventuell lokale Leckereien entgehen würden. Alles in allem sind das also keine idealen Reisebedingungen.

Zwei freie Monate später hingegen kann ich so oder so gut verwenden. Entweder ich habe eine bessere Jahreszeit für Reisen oder kann etwas anderes damit anstellen.

Vor allem habe ich so bessere Chancen, im Sommer ganz regulär Urlaub zu nehmen und mehr von den interessanten Esperantotreffen mitzunehmen. Das ist allemal besser als zwei Monate alleine zu reisen.

In diesem Sinne: Ich bin jetzt tiefenentspannt und freue mich auf die Arbeit!

Keine Lust

Ein übliches Problem, wenn man von einer Esperanto-Veranstaltung nach Hause kommt, ist das „Post-Esperanto-Treffen-Syndrom“ (Post-Esperanto-renkontiĝo-sindromo, P.E.R.S.): Nach so viel Feiern und Fröhlichkeit kommt der Alltag zurück und der erscheint einem grau und öde. Ich habe schon vor Jahren (auf Esperanto) fünf Rezepte gegen dieses Syndrom formuliert und auch ein Lied darüber geschrieben.

Es liegt auf der Hand: Wenn ich in einer Woche als DJ gearbeitet, tolle Konzerte erlebt, zünftig Silvester gefeiert und schließlich selbst Musik gemacht habe, was soll da noch Besseres kommen?

Allerdings stand ich diesmal nicht unter dem Zwang, direkt danach oder wenige Tage später wieder arbeiten zu müssen. Außerdem bin ich nicht, wie sonst oft, krank geworden (mein Metabolismus fährt üblicherweise herunter, sobald ich es wieder etwas ruhiger angehen lasse).

Dennoch hielt sich bei mir erstaunlich lange die Stimmung, dass ich nichts Besonderes machen wollte. Ein paar Tage hatte ich sowieso in Münster eingeplant, es wurden dann aber zwei Wochen. Die nutzte ich immerhin, um Arzttermine hinter mich zu bringen. Außerdem setzte ich meine Idee um, Themes bei WordPress.com auf Esperanto zu übersetzen.

In der Operation Augias erledigte ich die nächsten Schritte: Mit einer Autofahrt kamen die Reste aus dem Zimmer von Nordwalde nach Münster, wobei ich schon mehrere Kisten Altpapier daraus entsorgt habe (es waren sogar alte Schulhefte von mir dabei!) sowie eine weitere Reihe Bücher in die Öffentlichen Bücherregale gebracht habe. Auch sonst räumte ich meine Wohnung weiter auf und sortierte einige Sachen. Zuletzt kam der Rasierapparat in den Elektromüll.

Das Wetter war mies (es regnete ständig), so dass ich nicht einmal auf Ausgehen Lust hatte. Daher nahm ich mir die Zeit, um den Stapel Dutzender ungehörter CDs ein wenig zu verkleinern. Dazu muss man wissen, dass ich jede CD, die ich bekomme, mindestens einmal konzentriert anhöre. Währenddessen mache ich normalerweise nichts anderes, weil mich das ablenken könnte. Das bedeutet natürlich auch, dass ich zum Hören oft nicht komme, weil ich immer irgendetwas zu tun habe.

So schlecht ist das nicht: Es spricht eher für mein Leben, dass sich inzwischen so viele CDs, DVDs, Bücher und sogar einige Computerspiele angesammelt haben, die noch auf ihren Konsum warten.

Unter anderem hörte ich mir die CD von Khaled an, die ich – wie berichtet – im Sommer in Schweden gekauft hatte. Bis auf das erste Lied, wegen dessen ich das Album gekauft hatte, kannte ich noch nichts davon. Mehrere Stücke weckten mein Interesse, unter anderem eines, das die spanische oder andalusische Kadenz zu enthalten schien und mich daher an Südeuropa erinnerte:

Khaled: Wahrane

Als ich das obige Video dazu sah mit den Bildern, da erwachte wieder die Reiselust, die erstaunlicherweise mehr als eine Woche in mir geschlafen hatte. Ich bereitete mich im Kopf bereits auf ein Ziel im Süden vor, doch es sollte dann ganz anders kommen. Darüber schreibe ich ein anderes Mal.

Operation Augias – der Rasierapparat

Neues Jahr, neue Chance – insbesondere, um das eigene Leben ein wenig zu entrümpeln. Denn alles, was man noch an altem Kram mit sich schleppt, hindert einen daran, offen für Neues zu sein.

In diesem Sinne habe ich auch die Operation Augias weiter vorangetrieben. Bisher waren es 500 Bücher, Kleidung, eine Brille, alte Papiere von der Arbeit, die erste Ladung Computerspiele, Audiokassetten, Sachen aus dem Zimmer zu Hause sowie die Reste aus dem Zimmer.

Jetzt habe ich ganz unspektakulär meinen 20 Jahre alten Rasierapparat entsorgt. Eigentlich gibt es keinen Grund, sich jemals einen neuen zu kaufen – die Technik ist prinzipiell für die Ewigkeit gemacht. Aber mein guter alter Philishave 706 begann erste Ausfallerscheinungen zu zeigen. Der Rasierer funktionierte einwandfrei, aber der Stecker transportierte seit einigen Monaten nur noch dann Strom, wenn ich das Kabel anspannte und den Apparat in einem bestimmten Winkel hielt. Damit geriet jede Rasur zunehmend zu einer Akrobatiknummer. Dazu kam, dass die Klingen (Scherköpfe) etwas abgenutzt erschienen und neue waren für diese Baureihe nicht mehr erhältlich. In den letzten Jahren hatte ich zudem öfters die Erfahrung gemacht, dass ein Spiegel und eine nahe Steckdose seltener aufzufinden waren, als ich es allgemein angenommen hätte.

Es tat mir in der Seele weh, ein gutes Stück Technik, das ein findiger Bastler wahrscheinlich noch hätte reparieren können, in den Elektromüll zu geben. Aber ich hatte weder die Zeit noch die Kenntnis noch die Kontakte, um das in die Wege zu leiten, und das ganz einfache weltliche Problem, dass ich nicht mehr entweder unverhältnismäßig lange fürs Rasieren brauchen oder mehrere Tage leicht ungepflegt durch die Gegend laufen wollte. Schweren Herzens sah ich mich bereits im Oktober nach einer Alternative um.

Nun kann ich ja aus allem ein Drama machen und Rasierer sind eine Wissenschaft für sich. Nach scheinbar endlosem Vergleichem im Internet entschied ich mich für einen Akkurasierer mit beweglichem Kopf. Die bisherige Erfahrung ist absolut positiv, so dass ich endlich den alten Apparat weggeben konnte. Ein scheinbar alltäglicher Schritt, der mir aber sehr schwer gefallen ist!