Ich lebe!

Gut, das klingt jetzt nach einer etwas übertriebenen Überschrift, zumindest darauf bezogen, dass ich schon längere Zeit wieder gesund bin und ich solche pathetischen Ausrufe deswegen gar nicht nötig hätte. Aber es geht auch nicht darum, sondern um meine abenteuerliche Rückreise. Ich war wie schon erwähnt nach Budapest gereist (mehr davon später). Gestern abend bekam ich die Mitteilung, dass mein Flug ausfallen würde wegen des Streiks des Sicherheitspersonals am Flughafen Düsseldorf. Ja, wie sollte ich dann heute noch zurückkommen? Schließlich hatte ich noch einige Dinge zu tun, bevor das Jahr Auszeit vorzeitig zuende gehen würde!

Streiks hatten mich auf der Reise nach Schweden nicht aufhalten können; Anfang September gab es noch andere Gründe, nicht zu reisen, und von Kempen nach Münster war ich schließlich auch noch rechtzeitig gekommen, um einen Flug am selben Tag zu bekommen. Jetzt schien mich mein Glück ausgerechnet jetzt zu verlassen! Ich war schon ziemlich wütend.

Nun ging es darum, so schnell wie möglich die Rückreise zu reorganisieren. Ich war bereits mit dem Zug nach Budapest gereist; das wäre auch in die Gegenrichtung möglich. Abfahrt 09:10 Uhr von Budapest-Keleti, ca. 1 Stunde Zeit für den Umstieg in München, Ankunft 23:56 Uhr in Münster. Für den ungarischen Teil der Strecke hätte ich eine Reservierung benötigt und ich war mir nicht sicher, ob noch eine zu bekommen war.

Über das System der Fluggesellschaft sah ich, dass es einen Flug nach Düsseldorf über Hamburg gab, der jedoch bereits ausgebucht war. Nur nach Hamburg konnte man direkt buchen, aber nicht umbuchen. Dabei würde mir Hamburg besser in den Kram passen, weil ich von da noch gut nach Münster kommen würde.

Ich brauchte 3 Stunden, um bei der Hotline der Fluggesellschaft durchzukommen, und zwei Anrufe in der Warteschleife (7,49 EUR für 31:59 Minuten, um dann mit einer Stimme vom Band abgewiesen zu werden, und dann 6,14 EUR für 25:43 Minuten). Zunächst hieß es, man könne mich nur nach Düsseldorf umbuchen (aber immerhin ginge das), dann ging auch die Umbuchung nur nach Hamburg. Wie ich später feststellte, verblieb mir ein Restguthaben von 0,14 EUR. Was für ein Glück im Unglück, gerade nach rechtzeitig umgebucht haben zu können!

Dafür hatte wenigstens der Flieger nach Hamburg zuerst fast 2, dann schließlich 2,5 Stunden Verspätung. Der Grund war, dass die Maschine in Manchester witterungsbedingt ausgefallen war und man daher ein anderes Flugzeug sowie eine Crew aus der Bereitschaft holen musste. Es erinnerte mich irgendwie an meinen Flug von Mailand nach Sardinien

Meine Pläne, in Hamburg etwa noch einige Ukuleleläden, Altona oder das Schanzenviertel zu besuchen, fielen damit aus, denn als ich etwa drei Stunden später als erwartet im S-Bahnhof am Flughafen war, waren es schon drei Stunden später als erwartet. Wenigstens hatte es sich ausgezahlt, meinen neuen Koffer mit kleinen grünen Esperantosternen zu verzieren: Ich erkannte ihn bei der Gepäckannahme sofort wieder – und hatte nebenbei das Glück, dass es das erste Gepäckstück war, das aufs Band kam.

Aufgrund einer verspäteten Bereitstellung in Altona hatte mein IC nach Münster dann noch etwa 10 Minuten Verspätung, aber das machte das Kraut nicht fett. Immerhin würde ich so ca. 21:10 Uhr in Münster ankommen anstatt ca. 0:50 Uhr, wie ursprünglich geplant.

Hamburg, Hauptbahnhof

Hamburg, Hauptbahnhof

Es war eine seltsam vertraute Situation, als ich am Abend am Gleis stand und auf den IC nach Münster wartete, wie ich es so oft in dem Jahr Hamburg gemacht hatte, als ich dort gearbeitet hatte. Ich erinnerte mich an die guten Seiten dieser Zeit und fühlte mich ausgeglichen und zuversichtlich. Es war, als würde sich ein Kreis schließen.

Das war ein passender Schluss für zehn Monate Reisen ins Ausland, nachdem die erste Reise ebenfalls bereits einen guten symbolischen Charakter bekommen hatte, ohne dass ich es geplant hatte. Von meiner letzten Reise werde ich natürlich noch genauer erzählen.

Aber nun noch einmal zu dem Satz „Ich lebe!“. Er hat auch mit einem Lied zu tun, dass mir in den letzten Tagen wieder ins Gedächtnis zurückgekommen ist. Zuerst gehört hatte ich es in der Nacht, als ich in meinen 37. Geburtstag reingefeiert habe. Ich liebe dieses Lied. Es ist so emotional und ungeschliffen, es klingt nach einem Mann, der trotz allem immer noch lebt und es schon sensationell findet, die frische Luft zu spüren.

Johnny Thunder: I’m Alive

5 Gedanken zu „Ich lebe!

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