Wie bereits gestern erwähnt, hatte ich mir ein orangefarbenes T-Shirt gekauft. Das passt auf den ersten Blick gar nicht zu meinen Gewohnheiten. Für die Arbeit brauche ich es nicht, denn dort trage ich inzwischen bevorzugt Hemd und Krawatte. Außerdem lasse ich nur langsam Farben in meinem Kleiderschrank zu und vermeide allzu grelle Farben. Dazu noch ein Hemd mit Aufdruck – das mag ich normalerweise gar nicht! Was war geschehen?
Ganz einfach: Der Königstag in den Niederlanden stand vor der Tür und ich wollte mich als Ausländer gut integrieren. Wenn schon orange, dann richtige Qualität und nicht nur etwas für den einmaligen Gebrauch, hatte ich mir gedacht.
Vor Amsterdam selbst wurde ich gewarnt – dort sollte es sehr voll werden. Stattdessen fuhr ich mit dem Zug nach Utrecht (was sich als völlig problemlos herausstellte – in Schiphol war sogar weniger los als sonst). Dort stieg ich endlich auf ein Fahrrad als Fortbewegungsmittel um – das hatte ich bisher nie geschafft, und das als Münsteraner!
Ich traf mich mit einem Esperantofreund. Wir haben seit Sommer 2012 ein gemeinsames Musikprojekt. Den Vormittag nutzten wir, um gemeinsam zu musizieren.
Dann ging es auf in die Innenstadt. Der Feiertag wird traditionell von den Anwohnern für einen Flohmarkt verwendet. Ich kaufte mir einige Comics, denn die sind hervorragend geeignet, um den Wortschatz zu erweitern und die passiven Sprachkenntnisse zu verbessern. Dierekt daneben verkauften zwei charmante Damen Crêpes und Waffeln. Da schlug ich ebenfalls zu und erfuhr ein weiteres Mal, wie willkommen man als Ausländer ist, der sich um die Sprache bemüht. Überhaupt bin ich nach wie vor erstaunt, wie freundlich die Leute gegenüber Deutschen reagieren.
Zum Mittagessen gingen wir in einen surinamischen Imbiss. So etwas hatte ich noch nie zuvor gegessen, es schmeckte sehr lecker! Danach stießen noch zwei weitere Niederländer zu uns dazu, von denen ich einen ebenfalls über Esperanto kannte. Meine orangefarbene Kluft wurde enthusiastisch begrűßt. Auch die Idee, dass ein Deutscher Niederländisch mit deutschen Akzent spricht, passte durchaus zu dem Anlass, schließlich hatten das die Prinzgemahlen Claus und Bernhard ebenfalls getan.
An dieser Stelle sei der Humor der Niederländer erwähnt: Werden sie bei internationalen Begegnungen gerne von Deutschen mit „Orange trägt nur die Müllabfuhr“ verspottet, trugen hier tatsächlich einige Leute Müllmännerkostüme. Andere hatten Hüte in Form von Warnhütchen, ganz nach dem Motto: Hauptsache in orange. Soviel Lockerheit muss man erst einmal haben!
An verschiedenen Stellen der Stadt gab es seit dem Mittag jede Menge Musik. Dabei gab es viel aus der Konserve, insbesondere lauten Techno, aber auch einige gute Bands, etwa eine, die Rock’n’Roll-Oldies spielte.
Eine Kuriosität war für mich dabei eine DJane, vor deren Pult ein Transparent „UTCA’s Finest“ angebracht war und hinter der mehrere T-Shirts mit der Aufschrift „UTCA“ hingen. Es hatte sicherlich nichts Ungarn zu tun, aber „utca“ bedeutet „Straße“ auf Ungarisch!
Eine anderes Details, das jedoch absichtlich geschah: An einer Stelle parodierte man „Konigsdag“ mit „Konijnsdag“ (Kaninchentag). Dieser Vorliebe für Kaninchen sollte ich noch mehrmals begegnen: Zum einen bei Ampelsignalen, zum anderen bei einem Platz, der nach Nijntje, einer beliebten Figur aus einem Kinderbuch, benannt worden war und Nijntje sowohl auf einem Kunstwerk als auch auf dem offiziellen Straßenschild zeigte.
Bei einem letzten Stöbern auf dem Flohmarkt ergatterte ich noch sehr günstig eine schöne CD. Es war ein Angebot aus einem Laden und damit wirklich sehr gut erhalten!
Abends fuhr ich zurück nach Hoofddorp. Ich habe übrigens auch den Befreiungstag am 5. Mai in den Niederlanden verbracht. Allerdings war mir dann wenig nach Ausgehen, zu sehr stand ich noch unter dem Eindruck des Gedenkens an die Toten des 2. Weltkriegs, das ich am Abend zuvor mitbekommen hatte. So machte ich mir – ebenfalls wie an Christi Himmelfahrt, nicht zuletzt wegen des eher wechselhaften Wetters – einen ruhigen Tag.
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