Den Groove wiederfinden ist mein Ziel. Ich weiß bereits, dass ich den verlorenen Groove nicht durch Arbeit oder irgendwelche äußeren Einflüsse finden werde, sondern in mir selbst. Wie habe ich das herausgefunden?
Eine erhellende Erfahrung
Es geschah letztes Jahr im Rahmen meiner Arbeit, als ich ein einschneidendes Erlebnis machte. Ich engagierte mich in einer Initiative für eine Sache, die mir am Herzen lag und deren vorgeschlagene Lösung ich ansprechend fand. Ich war einer von mehreren Pionieren aus verschiedenen Abteilungen, die größtenteils zum ersten Mal zusammenarbeiteten. Innerhalb kurzer Zeit lernte ich ein neues Konzept und verbreitete das Wissen, kam mit Leuten ins Gespräch, gab interne Schulungen. Im Oktober präsentierte ich schließlich zusammen mit einer Kollegin auf einer Veranstaltung in Amsterdam, was wir gemacht und bisher gelernt hatten.
Mir machte es großen Spaß, mich außerhalb der gewohnten Bahnen zu bewegen. Einige Aufgaben erinnerten mich an meine Zeit als Aktiver bei der Deutschen Esperanto-Jugend, in der ich unter anderem internationale Veranstaltungen mitorganisiert habe und gelernt habe, alle möglichen Arten von Problem vorauszusehen oder auch spontan zu lösen.
Die Reaktionen, die ich bekam, waren hochinteressant. Einige Kollegen, mit denen ich zusammenarbeitete, sagten mir, ich hätte eine besondere Ausstrahlung und man merke mir an, dass ich für die Sache brenne. Von der Veranstaltung in Amsterdam bekam ich begeistertes Echo von Teilnehmern der Präsentation.
Ich war natürlich sehr angetan; nur konnte ich mir diesen durchschlagenden Erfolg zunächst gar nicht erklären. An dem Aufwand konnte es wohl kaum gelegen haben. Auch wenn es viel Arbeit gewesen war, hatte es sich so leicht angefühlt.
Wie konnte ich diese Wirkung auf die Leute gehabt haben? Ich hatte doch gar nichts Besonderes gemacht! Ich war einfach nur ich selbst gewesen.
Ich bekam allerdings noch eine Rückmeldung: Ich sei authentisch und das merke man mir an. Authentizität im Sinne von „mit sich selbst im Reinen sein“ ist unglaublich attraktiv. Ich wusste um diese Wirkung.
Schließlich dämmerte es mir: Ich war bei diesen Gelegenheiten im Einklang mit mir selbst gewesen. Deswegen fühlte ich mich fast unbesiegbar. Rückschläge und Schwierigkeiten schmerzten nicht. Die Bestie des Selbstzweifels, sie hatte keine Zähne!
Mir wurde klar, dass dies die erste Situation bei der Arbeit gewesen war, in der ich entlang meiner Gefühle gearbeitet hatte – und nicht etwa gegen oder ohne sie. Das war eine lebensverändernde Erkenntnis für mich.
Eine tiefgreifende Erkenntnis
Mir dämmerte, dass ich eine falsche Dichotomie gesehen hatte: Entweder Herz oder Hirn – und fürs Hirn wurde ich schließlich bezahlt. Da lag es auf der Hand, dass ich die Gefühle soweit wie möglich ausblenden oder im Zweifelsfall unterdrücken musste, wenn sie scheinbar im Weg standen. Aber wen störten sie eigentlich? Früher hatten viele Leute Probleme mit meinen Gefühlen, und ich nahm es als gegeben hin, dass ich ihnen meine Emotionen nicht zumuten konnte. Warum das so war, das ist eine eigene Erzählung.
Inzwischen habe ich gelernt, dass auch für einen „rationalen“ Job bestimmte Dinge zählen: Psychologische Sicherheit und allgemein sich wohl fühlen. Klar muss man sich immer wieder herausfordern und sich ändern – aber das muss eben aus sich selbst heraus kommen und nicht forciert von außen.
Nachdem ich erlebt habe, dass es das gibt, weiß ich: Dahin will ich wieder zurück.
Die Umstände
Interessant sind dabei die Umstände, unter denen das passiert ist. Ich habe nicht etwa mehrere Jahre nach einer Krise gebraucht. Im Gegenteil, ich war zu dem Zeitpunkt bereits schwer angeschlagen – und dennoch ist es gelungen.
Es waren auch nicht außergewöhnlich günstige Bedingungen im Berufsleben: Diese Art von abteilungsübergreifender Zusammenarbeit bedeutete, unbekanntes Terrain zu betreten.
Da die Initiative so hoch aufgehängt war, spielte immer große Firmenpolitik im Hintergrund mit. Da ist normalerweise kein Platz für Rücksicht auf Gefühle.
Auf der Veranstaltung waren Experten und Leute mit langjähriger Erfahrung. Ich war ein Neuling, der das im ersten Jahr machte.
Was ich jedoch gemerkt habe: Gerade die emotionale Komponente und das Ansprechen von Unsicherheit im Rahmen von Schulungen funktionierten. Die Wirkung auf andere ließ sich bei späteren Gelegenheiten auf anderen externen Veranstaltungen zu anderen Themen und unter anderen Rahmenbedingungen reproduzieren. Sie bestand also nicht aus der Magie eines Momentes oder dem Zauber des Neuen.
Wie treffend heißt es doch in Andreas Bouranis Lied „Auf uns“, das ich schon früher zitiert habe:
Hier geht jeder für jeden durchs Feuer
Im Regen stehen wir niemals allein
Und solange unsre Herzen uns steuern
Wird das auch immer so sein
Dass ich über eine unglaubliche Kraft verfüge, wenn auf mein Herz achte, habe ich endlich erkannt. Das wird der Weg sein!
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