Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. War ich früher in derselben Situation ratlos und verzweifelt, so habe ich inzwischen erkannt, dass der Zugang zu meinen Gefühlen – und zwar allen! – ein Schlüsselement zum Ziel ist. Meine Heldenreise hat bislang einiges zu bieten: Ich stelle mich den inneren Dämonen, erkenne falsche Vorbilder ebenso wie die eigenen Stärken und bekomme unerwartete Unterstützung. Selbstachtung hat entscheidend mit meiner eigenen Kraft zu tun und sie wird mich letzten Endes zurück zu mir selbst führen.
Gerade deswegen sind mir Gefühle und der selbstbestimmte Zugang zu ihnen sehr wichtig. Darum möchte ich mich diesmal mit Bitterkeit befassen.
Was ist Bitterkeit überhaupt? Typische Aussagen, die ich mit ihr verbinde:
- „Das ist doch alles sinnlos.“
- „Es wird sowieso nicht klappen.“
- „Davon ist nichts zu erwarten.“
Bitterkeit hat mit einer pessimistischen Einschätzung der Zukunft zu tun – insbesondere, was eigene Vorhaben angeht. Der Schlüssel zu ihr liegt aber in der Vergangenheit.
Warum würde jemand freiwillig bitter werden? Bitterkeit ist nützlich in einer Situation, aus der man nicht entkommen kann und die einem permanenten Schmerz bereitet. Sie kann sich wie eine wärmende Decke über einen legen, trösten und verhindern, dass man (weiter) ausbrennt: „Du brauchst Dich nicht weiter anstrengen. Lass es gut sein.“ Sie kann ebenso als „Erklärungsmodell“ dienen („Dass Dir etwas Schlechtes passiert ist, ist kein Unglück – es konnte ja nichts anderes passieren, die Welt ist so.“). Das zeigt auch das langfristige Problem mit Bitterkeit auf.
Bitterkeit schützt einen vor weiteren Verletzungen und Enttäuschungen. Bitterkeit verhindert gleichzeitig, dass man neue, andere Erfahrungen macht.
Bitterkeit veträgt sich nicht mit Mut und Träumen. Die sind aber notwendig, um voranzuschreiten und aus der Situation herauszugehen.
Wenn Bitterkeit so lange einen Schutz gegen die grausame Welt geboten hat, dann ist es schwer, sie wieder abzulegen. Denn die Angst ist groß, dass die Verletzungen wiederkommen. Aber gewisse Risiken muss man eingehen. Sonst ist alles fade im Leben.
Das Überwinden der Bitterkeit kann nicht von außen befohlen werden (auch wenn es oft getan wird) – das muss man schon selbst bestimmen! Der richtige Zeitpunkt zum Loslassen ist gekommen, wenn man genug Energie gesammelt hat, um etwas Neues zu erleben.
Traurigkeit ist nicht die innerste Wahrheit. Bitterkeit auch nicht.
Ich habe erst vor wenigen Tagen ein Musikstück gefunden, das meine Stimmung sehr gut wiedergibt, wenn es um das Loslassen von Bitterkeit geht.
Der Sänger hatte vorher eine glänzende Karriere als Mitglied des Acapella-Ensembles Pentatonix (als Beispiel sei ihr Daft-Punk-Medley erwähnt). Er hat all das hinter sich gelassen und zeigt jetzt, dass er jenseits dieser schillernden Gruppe noch ganz andere Sachen drauf hat. Ein inspirierendes Beispiel!
Avi Kaplan: I’ll Get By