„All my life here I’ve spent /
With my faith in God, the church and the government“
– The Simple Minds: Belfast Child
Ich habe mich auf die Suche nach dem verlorenen Groove begeben. Ein Artikel über den Hintergrund mit Verweisen auf alle Blogeinträge aus Q2/2020 fasst die ersten drei Monate zusammen. Seitdem habe ich über den Sinn des Zorn und Verletzbarkeit geschrieben sowie zuletzt auf die Zeit vor fünf bzw. zehn Jahren zurückgeblickt.
Dieser Blick zurück hat mich noch sehr beschäftigt. Die innere Unruhe war dabei allerdings ein gutes Zeichen, denn sie bedeutet, dass es mir gesundheitlich wieder so gut geht, dass ich Kraft habe und mich nach einer würdigen Aufgabe sehne.
Die große Frage, die mich umtrieb, lautet: Wer bin ich, wenn ich mich nicht mehr der bin, der ich durch die Rollen in den vergangenen fünf Jahren war? Ich war so beschäftigt, sie auszufüllen, dass ich dabei mich selbst vernachlässigt habe. Dahin zurück möchte ich nicht mehr, denn das hat mich erst in die Knie gezwungen.
Aber wohin soll die Reise dann gehen? Ich fühle mich ein wenig, so wie es das Eingangszitat andeutet: Der Sänger stellt scheinbar mit Erstaunen fest, dass der Glaube an die Institutionen nicht ausreicht als Leitung fürs Leben. Auch ein grundlegendes Konzept wie „Menschenwürde“ alleine ist kein Lebenszweck.
Es war erst heute, als ich in Frieden einen alten Glauben loslassen konnte: Dass das Leben einen Sinn haben oder einen Zweck erfüllen müsste.
Die Idee hatte ich schon vorher gehört, zum Beispiel im Buch The F**k It Therapy von John C. Parkin, das mir eine Freundin empfohlen hatte. Aber bisher hatte mich das immer wütend gemacht oder erschreckt.
Im Nachhinein klingt es sehr schlüssig: Mein Leben ist auch dann nicht verschwendet und wird auch dann nicht vergebens gewesen sein, wenn es keinem höheren Zweck dient und keinen Sinn gehabt haben wird, der über das Leben selbst hinausging. Das macht mich unglaublich friedlich.
Ich bin nicht erst wertvoll, wenn ich eine Mission habe. Ich bin es sowieso schon!