Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zwei Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus Q2/2020 und alle Blogeinträge aus Q3/2020 zusammen. Zuletzt habe ich gebloggt über Lieder, die mich durch die Nacht bringen sowie das neue Lebensjahr.
Was ich im letzten Eintrag als Ausblick beschrieben habe, hat mich auf das Thema des heutigen Blogeintrags gebracht. Schon vorher hatte ich über den Sinn von Gefühlen geschrieben über das Weinen wie den Zorn (sogar zweimal!). Heute möchte ich mich dem Staunen widmen, einer weiteren Grundemotion.
Der Kaiser Friedrich II. bekam den Beinamen stupor mundi – „das Staunen der Welt“. Er verfasste ein Buch über die Falkenjagd und scheute sich nicht davor, zur Zeit der Kreuzzüge auch von muslimischen Quellen und Gelehrten zu lernen. Die Folge der ZDF-Serie „Die Deutschen“ mag ein wenig plakativ daherkommen mit ihren gespielten Szenen – den interessanten Teil von Friedrichs Persönlichkeit schafft sie dennoch herüberzubringen, so dass sie mir auch Jahre nach ihrer Erstausstrahlung noch im Gedächtnis geblieben ist.
Die Deutschen: Friedrich II. und der Kreuzzug
Zuletzt habe ich gestaunt über die Serie „Journey Quest“ (von denselben Leuten, die schon „Gamers“ und „Gamers: Dorkness Rising“ gemacht haben). Ich finde die Schauspieler sympathisch und sehr natürlich, der Plot und die Charaktere interessieren mich – und nicht zuletzt bin ich immer beeindruckt davon, was mit einem kleinen Budget auf die Beine gestellt werden konnte. Die Titelmusik hat es mir ebenfalls angetan (so wie die fröhliche orkische Musik am Ende der 2. Staffel):
Steve Wolbrecht: Journey Quest Perf Runs/Opening Title
Dieses Staunen ist eng verbunden mit Freude – über die Welt an sich, über das, was möglich ist, über das überrascht werden und überrascht werden können. Aber auch darüber, dass bestehende Grenzen überwunden wurden, dass etwas Großartiges möglich war, dass Ideen frei fließen konnten. Dieses Element des Grenzenüberwindens ist etwas, das ich an Fantasy so attraktiv finde. Fantasy ist eng verbunden mit dem Erzählen von Geschichten – einer der ältesten menschlichen Traditionen. Wenn das Unfug wäre, wäre es längst ausgestorben. Im Gegenteil, hier wird eines unserer menschlichen Bedürfnisse erfüllt. Bei Fantasy geht es nicht um die Flucht aus dem Alltag oder eigenen Leben (Eskapismus), sondern das zusätzliche Leben, das lebendig sein unter ganz anderen Umständen, das sich erleben in einem anderen Kontext.
Darum ist Staunen so wichtig: Es ist das Gegenteil von Routine und Pflicht. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, aber ab und zu muss er träumen – ich zumindest. Staunen, mit offenem Mund und großen Augen, ist ein wenig wie nach wie vor Kind sein – die Größe der Welt entdecken. Für diese Lebensfreude hatte ich schon einmal einen anderen Ausdruck – Zukunftslust. Die Offenheit, die mit Staunen verbunden ist und wichtige Voraussetzung für Kreativität ist, bekomme ich sehr leicht durch Fantasy. Zwei Beispiele, die bei mir immer wieder funktionieren:
Zum einen die Nordlandtrilogie. Im ersten Teil gibt es ein Gesicht (wird z.B. für einen Händler verwendet), das ich immer als staunend gedeutet habe und das bei mir selbst immer wieder Staunen hervorruft. Im zweiten Teil spricht man mit Einwohnern verschiedener Orte und erfährt von einem Bündnis zwischen Elfen und Zwergen vor langer Zeit, eine Händlerin kommt aufgeregt auf einen zugelaufen und verkauft einem ein Amulett… diese vielen möglichen Erlebnisse selbst in einem kleinen Ort bringen mich zum Staunen. Das Erkunden einer Welt mit ihren vielen liebevollen Details ist ein Grund, warum alle drei Teile zu meinen liebsten Computerspielen zählen.
Zum anderen James Horners Soundtrack zum Film „Willow“. Gerade der Chor, den man zum ersten Mal hört, wenn man von der Prophezeihung liest, hat für mich immer etwas Mystisches. Das Musikstück „Elora Danan“ ist auch deswegen interessant, weil es durch so viele verschiedenen Stimmungen geht. (Zur Unterhaltung: Man beachte im folgenden Video die Frau im Chor mit den Elfenohren!)
The Danish National Symphony Orchestra: Willow – Elora Danan’s Birth (Live)
Ein Element, das im Film Willow eine große Rolle spielt und das an das anknüpft, das ich letzte Woche noch geschrieben habe: Nicht alles läßt sich vorhersehen. Das Gute, das uns geschehen kann, wird nicht alleine durch unsere Taten bestimmt oder das, was wir jetzt gerade sind.
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