„Backbeat / the word is on the street that the fire in your heart is out /
I’m sure you’ve heard it all before but you never really had a doubt“ – Oasis: Wonderwall
Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zwei Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus Q2/2020 und alle Blogeinträge aus Q3/2020 zusammen. Zuletzt habe ich gebloggt über Lieder, die mich durch die Nacht bringen, das neue Lebensjahr, vom Sinn des Staunens, was dieses Blog hier wird (und was nicht), die eigene Aufgabe zu erkennen, ein erstaunlich tiefgründiges Lied von Sasha sowie über Glauben und Zweifel.
Letzten Freitag ist etwas Bedeutendes passiert: Ich habe für ein paar Minuten den Groove wieder gehabt!
Ich bin immer noch erstaunt, wie er auf einmal wieder da war, und habe darüber nachgedacht, wie das zustande kam. Es waren sicherlich nicht besonders vorteilhafte Umstände nötig, denn es war früher Abend, ich war bereits etwas müde und hatte vorher sogar etwas schlechte Laune.
Die Situation: Ich war auf einer Internet-Veranstaltung, jemand stellte eine Frage, und ich beantwortete sie mit einer Vision von einer aufregenden Zukunft (denn das war der Frage angemessen). Ich spürte, wie mich das tief berührte, wie ich ganz bei mir war. Die anderen Teilnehmer reagierten begeistert, kommentierten meine Antwort mit „wie poetisch“ und applaudierten.
Der Groove, lange Zeit verschüttet und verborgen, war plötzlich wieder da. Er war die ganze Zeit in mir; alles, was es brauchte, war eine Gelegenheit, bei der ich es passend fand, mit Begeisterung und voller Leidenschaft von etwas zu sprechen.
Bei anderer Gelegenheit hat mir ein Bekannter vorgeschlagen, meine Queste anders zu benennen, und zwar „Auf der Suche nach dem nicht verlorenen Groove“. Ich fand das „verloren“ nicht negativ – es bedeutet ja, etwas einmal gehabt zu haben, und was man einmal erlebt hat, ist sicher kein Traum. Dennoch nahm ich die Anregung auf und kam auf eine eigene Variation: „Auf der Suche nach dem verborgenen Groove“!
Und tatsächlich kann ich eine meiner tiefsten Ängste benennen, die das Gegenteil vom Groove ist. Sie kommt zum Ausdruck im Eingangszitat von Oasis und auch in einer Beerdigungsrede bei Game of Thrones, in der es heißt, jemand sei ein Drache gewesen, doch nun sei sein Feuer erloschen. Ich bin im Jahr des Drachen geboren. Die Vorstellung, mein eigenes Feuer sei erloschen, hat mich immer besonders erschreckt.
Seit letzter Woche weiß ich: Ich kann den Groove sogar inmitten einer schweren Zeit und einer persönlichen Krise haben. Es braucht nur eine Situation, in der ich mit Hingabe und mit vollem Gefühl bei der Sache sein kann.
Ryan Adams: Wonderwall
Wie das Leben so spielt… ich habe erst dieses Jahr Ryan Adams‘ Version von „Wonderwall“ entdeckt und mochte sie auf Anhieb. „Wonderwall“ ist ein klassisches Lied aus meinen besten Zeiten. Es ist unkaputtbar und muss nicht aufgehübscht werden. Auch diese neue Version hat jedoch ihren Reiz. Sie stellt einen anderen Weg dar, dem Lied etwas abzugewinnen. Dass ich mich für eine Coverversion begeistern kann, wenn ich das Original so liebe, ist ungewöhnlich – und es freut mich sehr, dass ich mich noch selbst überraschen kann!