Sich der eigenen Angst stellen

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zehn Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass der Morgen nahe ist, wie ich an meinem Geburtstag endlich wieder unterwegs war, die Rückkehr nach Catania, wie ich Sizilien, Malta und Berlin besuchte, Portugal, wie ich endlich wieder gesund wurde, ein Wochenende in Aventurien sowie wie ich Mut zum Wachstum aufbrachte.

Ich habe in der letzten Woche da weitergemacht, wo ich zuvor aufgeführt hatte: Ich habe etwas Neues gewagt.

Ursprünglich wollte ich am Freitag nach der Arbeit ein ganz neues Lied in einer neuen Sprache lernen und zum ersten Mal aufführen, aber es kam etwas dazwischen. Stattdessen ergab sich die Gelegenheit, ein Lied auf Russisch zum ersten Mal auf der Ukulele zu spielen. Zum letzten Mal hatte ich es auf der Guitarlele in Hamburg gespielt vor über neun Jahren. Und das letzte Mal habe ich es für eine ganze bestimmte Person gesungen, im Sommer 2011 in Kiew

Я то, что надо / Ja to shto nado

„Ja to shto nado“ stammt aus dem Film „Stiljagi„, der es mir angetan hat, seit ich ihn im Sommer 2009 in Liberec (Tschechien) zum ersten Mal gesehen habe. Irgendwie hatte ich nie ganz herausbekommen, was die genauen Akkorde waren, da kamen mir plötzlich beim Probespielen einen Abend vorher einige Ideen. Wie es so ist mit der Kreativität: Wenn sie erst fließt, sollte man sie nicht aufhalten!

Was soll ich sagen? Auch der Teil meiner Vergangenheit, in der ich mich intensiver mit der russischen Sprache und Kultur beschäftigt habe, war nicht umsonst. Der Zauber in den Gesichtern der Menschen, wenn man zumindest ein wenig ihre Muttersprache spricht und sie das nicht gewohnt sind, ist das, was Magie auf dieser Welt am nächsten kommt.

Am Samstag habe ich mich den anderen freiwilligen Helfern vom Amsterdam Language Café getroffen. Was für ein gemütlicher Abend mit vielen guten Gesprächen! Zwischendurch waren wir in einem „Escape Room“, also einer Anlage, die man nur durch das Lösen mehrerer Rätsel verlassen konnte. Ich hatte so etwas noch nie gemacht. Dazu kommt, dass ich Zeitdruck nicht gerne habe.

Es ergab sich jedoch eine interessante Situation: Jeder in meiner Gruppe hat etwas zur Lösung beigetragen. Es gab keine unnötige Hierarchie, nur Probleme lösen und gegenseitige Unterstützung. Wir würden definitiv keine guten Horrorfilmcharaktere abgeben! Was für eine angenehme Erfahrung!

Diese zwei Gelegenheiten, bei denen ich mit den offensichtlich richtigen Leuten zusammen war, haben mir noch einmal vor Augen geführt, wie sehr es von meiner Umgebung abhängt, wie ich mich fühle. Was meine Umgebung ist, habe ich dabei viel stärker selbst in der Hand, als ich es bisher dachte.

Wäre das nicht die Gelegenheit, die großen Dinge anzugehen? Da meine Gesundheit wieder da ist, mein Traum vom Reisen und mein Wunsch nach Weiterbildung für dieses Jahr erfüllt sind, wäre Einsamkeit der nächste Schritt.

Meine größte Angst besteht darin, nicht geliebt werden zu können. Das erzeugt wiederum Angst vor Ablehnung. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich die Einsamkeit nicht besiegen können, ohne vorher Dutzende Male zurückgewiesen zu werden. Das kann sogar freundlich geschehen, aber selbst das ist keine Garantie; es kann auch einfach keine Antwort (mehr) kommen. Wie ich es auch drehe und wende: Ich werde mich meiner Angst stellen müssen, sonst werde ich nicht mehr glücklich werden. Und wann, wenn nicht jetzt, wo ich den Groove gerade wiedergefunden habe und wo ich endlich verstanden habe, dass ich nicht den Groove bekomme, weil mir tolle Dinge passieren, sondern genau mir umgekehrt tolle Dinge passieren, weil ich den Groove habe.

Ich habe in den letzten Tagen darüber nachgedacht, wie ich die Angst umdrehen kann, und bin bei diesem schönen Satz gelandet:

Ich möchte mir jeden Tag eine neue Chance kreieren, um abgewiesen werden zu können.

  • Ohne diese Chancen, dass etwas schiefgehen kann, kann es auch keinen Erfolg geben.
  • Wenn ich das mache, dann für mich, nicht für jemand anderes oder anderer Leute Erwartungen.
  • Ich muss das nicht. Es ist keine Pflicht. Ich will das nicht. Es ist keine Verbohrtheit. Ich möchte das. Es ist eine Wahl.
  • Es muss eine neue Chance sein, also etwas Zusätzliches, nicht Bestehendes.
  • Diese Gelegenheit muss ich mir schon selbst schaffen, anstatt darauf zu warten, dass sich irgendwie von alleine etwas ergibt.
  • Es geht nicht darum, Abweisungen zu sammeln, sondern die Möglichkeit, dass es passiert. Nur dann gibt es auch die Möglichkeit, dass es anders ausgeht.

Mal sehen, was ich damit konkret anstelle und wie lange ich das durchhalte!

Mut zum Wachstum

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zehn Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass der Morgen nahe ist, wie ich an meinem Geburtstag endlich wieder unterwegs war, die Rückkehr nach Catania, wie ich Sizilien, Malta und Berlin besuchte, Portugal, wie ich endlich wieder gesund wurde sowie ein Wochenende in Aventurien.

Die Gesundheit ist wieder da und ich frage mich natürlich, was ich jetzt, da das nicht mehr meine größte Sorge ist, mit meinem Leben anfangen soll. Einen mutigen Schritt bin ich schon gegangen:

Ich war wieder beim Speeddating, diesmal eine Ausgabe speziell für Ausländer (und international orientierte). Obwohl es eine ähnliche Mischung war, war es eine deutlich bessere Atmosphäre für mich. Ob es daran lag, dass ich mir unbewusst darüber klar, dass von vornherein alle mit der Absicht antraten, zu einer interkulturellen Beziehung bereit zu sein?

Diesmal gab es im Nachhinein Zahlen: 26 Treffer insgesamt aus 17 Frauen und (ich meine) 14 Männern, also 238 Kombinationen. Das wäre eine Trefferquote von mehr als 10 Prozent, was ich sehr hoch finde. Bei mir haben zwei Damen signalisiert, dass sie mich noch einmal wiedersehen wollen, was auch überrraschend viele sind.

Durch diesen Filter zu gehen, hätte ich vorher nicht erwartet. Was so eine solche Anfangsbestätigung in mir für Hoffnungen weckt, was noch möglich ist in meinem Leben! Jetzt hätte ich gerne mehr von diesen Anfangserfolgen oder noch lieber den nächsten Schritt. Es ist schon bekloppt, was das Herz mit einem macht. Eben noch einsam und mit sich selbst beschäftigt und jetzt möchte ich alles auf einmal.

Ich habe in den letzten Tagen gemerkt, was das mit mir ausgelöst hat. Ich hatte Angst, enttäuscht oder verletzt zu werden – was ja durchaus nicht unrealistisch ist, es ist mir ja schon passiert. Und ich hatte Angst, den Groove wieder zu verlieren, denn verliebt war ich meistens unglücklich und dann fühlte mich kraft- und hilflos. Und gleichzeitig sagte ich mir überraschend ruhig, dass das die richtige Art von Verletzbarkeit ist, die ich außerdem bewusst und selbst gewählt habe.

Mit ein wenig Nachdenken bin ich mir auch wieder bewusst geworden, wie viele Dinge ich richtig gemacht habe und wie viele hätten schiefgehen können, es aber nicht sind. Ich sollte viel mehr experimentieren und ausprobieren.

Ich bekam heute noch Rückmeldung von einer Freundin, die mir sagte: „Du darfst mit Dir Geduld haben. Du musst nicht heute Deine Gesundheit wiedergewonnen haben und morgen einen Partner finden.“ Das ist richtig und tat sehr gut zu hören!

Eine andere Freundin, die in der IT arbeitet, teilte mir überraschend noch mit, dass ich überhaupt kein IT-Typ sei. Und das etwa ein halbes Jahr, nachdem ich die IT verlassen und damit meinen bisherigen Lebensweg als Softwareentwickler mit Diplom und vielen Jahren Berufserfahrung verlassen habe. Das nehme ich als Zeichen, dass ich in mancherlei fundamentaler Hinsicht ganz anders bin und ganz anders sein kann, als ich immer dachte.

Mit einem weiteren mutigen Schritt möchte ich heute schließen. Beim Amsterdam Language Café war wieder ein niederländischer Abend. Und ich habe meinen alten Traum wahrgemacht und dort ein Lied auf Niederländisch gesungen:

Guus Meeuwis & Vagant – Het Is Een Nacht (Levensecht)

Ich kannte dieses Lied von einer deutsch-niederländischen Hochzeit 2008 und hatte mindestens seit 2018 die Idee, es zu lernen. Jetzt habe ich endlich alle meine Ängste besiegt und es vor einem größeren Publikum gespielt. Und es fühlte sich so leicht an.

Was auch immer passieren mag: Ich möchte mich weiterhin selbst herausfordern, um zu wachsen.

Ein Wochenende in Aventurien

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zehn Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass der Morgen nahe ist, wie ich an meinem Geburtstag endlich wieder unterwegs war, die Rückkehr nach Catania, wie ich Sizilien, Malta und Berlin besuchte, Portugal sowie wie ich endlich wieder gesund wurde.

Vorletztes Wochenende habe ich das beste gemacht, was ich ohne in ein neues Land zu reisen konnte: Ich war auf einem Fantasywochenende, genauer gesagt dem Allaventurischen Konvent der DSA-Briefspieler auf Burg Rieneck im Spessart. Ich hatte seinerzeit darüber gebloggt, wie es 2014 war, und Anfang Februar bereits ein Wochenende wie früher mit einigen der Teilnehmer erlebt.

Diese Art von Wochenende hat mir gerade in den letzten Jahren besonders gut getan: Das lange Wochenende im Mai mit einer anderen Runde war sehr gut und inspirierend und mit jenen Leuten erlebte ich vor einem Jahr ein wunderbares Wochenende.

Dieses Mal war bereits die Zugfahrt sehr gut: Ich hatte mir eine Idee für einen (umgedichteten) Liedertext mitgenommen, die zunächst nur aus einigen Fragmenten bestand, und schrieb den gesamten Liedertext während der Fahrt. Bereits vor drei Jahren hatte ich einen Liedertext zuende geschrieben, was mich sehr glücklich gemacht hatte.

In Gemünden am Main, meinem letzten Umstieg, hatte ich ca. 45 Minuten Zeit. Ich ging ins Café am Bahnhof und hatte wieder meine portugiesische Tenorukulele dabei. Die Bedienung machte große Augen und sprach mich an. Ich erzählte gerne mehr über das Instrument, zeigte es – und bekam sogar einen kostenlosen Kaffee! So habe ich eine längere Wartezeit am Ende äußerst kurzweilig verbracht und jemanden noch zum Staunen gebracht. So macht das Leben Spaß!

Auf der Burg angekommen, freute ich mich darüber, einige Freunde nach drei Jahren endlich wiederzusehen. Was fiel die Begrüßung herzlich aus!

Ich merke übrigens sehr deutlich, was es für einen Unterschied macht, dass ich wieder ganz gesund bin. Ich spüre meinen Körper wieder so wie seit über 20 Jahren nicht mehr.

Das konnte ich auf dem Kon ganz bewusst ausleben. Ich war verletzlich, staunend, fröhlich – wie ein kleiner Junge. Ich bekam auch nach dem ersten Abend die Rückmeldung, dass man das auch sah, dass ich voll mitging.

Es gab soviel zu erleben und zu bereden. Ich blieb am Freitag bis 4 Uhr morgens auf und schlief nur 4 Stunden. Normalerweise grummelt dann am nächsten Tag mein Magen und ich hänge in den Seilen. Tatsächlich ging es mir unglaublich gut – wie seit über 20 Jahren nicht mehr…

Eine Sache merkte ich: Es zahlte sich aus, auf meinen Körper zu hören. Zum Beispiel sagte er mir beim Essen: Das ist alles lecker, aber eine Portion reicht mir! Du muss Dir nicht noch nachnehmen. Da wurde mir bewusst, wie oft ich mein gesamtes Körpergefühl ausgeblendet hatte, vor allem über die Sinneseindrücke beim Essen und Trinken gespürt hatte, dass ich lebendig war, und deswegen oft mehr gegessen hatte, als ich eigentlich brauchte. Eine sehr wichtige Erkennntnis!

Am späten Nachmittag spielte ich Ukulele in der Kneipe und sang. Meine eigene Stimme gefiel mir wieder. Ich war ganz bei mir selbst, als ich sang!

Ich bekam sogar Komplimente von anderen Musikern. Als ich erklärte, dass ich die Lieder von anderen Künstlern übernommen habe, die auch sehr gut singen, bekam ich eine weitere wertvolle Rückmeldung: Ich solle mich nicht kleiner machen als ich bin. Hier und jetzt in dieser Kneipe sei ich der beste Sänger. Das ging mir runter wie Öl! Außerdem bekam ich noch ein alkoholfreies Bier ausgegeben.

Ein persönlicher Höhepunkt am Abend war noch das Gespräch mit einer Freundin. Danach war ich so zufrieden, dass ich in Ruhe schlafen gehen konnte.

Ich war völlig aufgetankt mit Energie und guter Laune nach diesem Wochenende. Vor allem bin ich nicht in ein emotionales Loch gefallen, als ich wieder nach Hause gekommen bin. Stattdessen habe ich an dem Briefspiel-Wiki weitergearbeitet und tatsächlich eine Aufgabe gelöst, von der ich vorher gar nicht wusste, dass sie technisch möglich ist. Ich habe meine Arbeit bereits einigen Leuten gezeigt und sie waren sehr angetan davon. Ich bin in dieser Hinsicht mit mir zufrieden und mir bewusst, dass ich wieder ein Stück persönlich gewachsen bin.

Der Morgen ist da

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Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass der Morgen nahe ist, wie ich an meinem Geburtstag endlich wieder unterwegs war, die Rückkehr nach Catania, wie ich Sizilien, Malta und Berlin besuchte sowie Portugal.

Man sollte meinen, nachdem ich den halben Oktober unterwegs war, könnte es ja nicht mehr besser werden. Weit gefehlt!

Doch zuerst zum Abschluss meines Urlaubs: Gerade aus Lissabon zurückgekehrt, fuhr ich am vorletzten Freitag nach Delft auf ein Esperantotreffen. Hier sah ich viele Freunde wieder, mit denen ich im Sommer in Brabant gewesen war. Diesmal hatte ich meine portugiesische Tenorukulele eingepackt und spielte spät in der Nacht sogar Het is een nacht von Guus Meeuwis auf Niederländisch.

Der Ort – Het Kruithuis – hatte eine besondere Bedeutung für mich: Hier war ich bereits zweimal auf früheren Ausgaben derselben Veranstaltung gewesen. 2012, mitten in der letzten Krise, und 2016, als ich voller Hoffnung war. Es war interessant, denn es kam mir alles viel vertrauter und weniger überwältigender vor.

Ich kehrte am Samstag noch in das Café Huszár ein (ein ungarischer Name!). Beim ersten Mal vor 10 Jahren konnte ich noch kein Niederländisch und war froh über die geduldige und freundliche Bedienung. Vier Jahre später fühlte ich mich schon sicherer. Jetzt war es ein Heimspiel. So kann die Welt auf positive Weise zusammenschrumpfen!

Das Wochenende hat mich noch einmal daran erinnert, was mir wichtig ist und welche Leute und welche Umgebung mir gut tun.

Eigentlich sollte ich traurig sein, dass die Zeit des Reisens erst einmal vorbei ist. Aber im nachhinein habe ich mich selbst aus dem Jahr Auszeit übertroffen: Diesmal ist es mir gelungen, aus meinem Alltag auszubrechen und eine entscheidende Veränderung in meinem Leben zu erreichen.

Letzten Donnerstag bekam ich dann die Nachricht: Ich bin wieder vollkommen gesund. Ich hatte zu Beginn der Auszeit eine ähnliche Situation über meine Gesundheit. Was soll ich sagen? Das ist die beste Neuigkeit dieses Jahres und mein größter persönlicher Erfolg.

Es war ein langer Weg, den ich mit Geduld bis zum Ende gegangen bin. Vor einem Monat war der Morgen nahe. Jetzt ist es soweit: Der Morgen ist da. Die lange Nacht, die über mein Leben gekommen war und die vier Jahre lang angedauert hatte, sie ist endlich vorüber.

Lissabon

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