Die dunkle Seite

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zwölf Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich über Vergeben statt vergessen gebloggt, wie es in meinem Herzen endlich wieder Frühling wurde sowie einen nachdenklich machenden Fantasyfilm.

Ich hatte letzte Woche schon angesprochen, dass es wichtig sein wird, meine eigenen Schatten zu besiegen. Das beschränkt sich jedoch nicht auf die Vergangenheit, sondern bezieht sich auch auf meine „dunkle Seite“. Was ist das?

Mir ist das Konzept zum ersten Mal in einem Comic in meiner Kindheit begegnet. Das Lustige Taschenbuch 39 namens „Eins, zwei, drei – große Hexerei“ enthält die Geschichte „Gundel in Aktion“ (im italienischen Original: Zio Paperone e le streghe in azione). Es ist auch die Geschichte des Buches, die dem Titel und Titelbild am ehesten gerecht wird.

Kurz zum Inhalt: Die beiden Hexen Gundel Gaukeley und Mona Menetekel suchen einen unwirklichen Ort auf, in dem kleine Figuren bekannter Personen stehen. Diese Figuren sind ein Behälter, der die unterdrückten Teile der Persönlichkeit enthält.

Die Erklärung ist, dass für die Ausformung des Charakters jede Person eine Entscheidung trifft, um einen bestimmten Weg zu gehen und einen anderen nicht. Zu Beginn ihres Lebens hat eine Person Wahlmöglichkeiten, geht bewusst oder unbewusst einen Weg, und unterdrückt damit die gegenteiligen Möglichkeiten. Tendenzen werden zu scheinbar festen Charaktereigenschaften. Tatsächlich ist immer das Potenzial vorhanden, es auch anders zu tun. Es fällt nur nach vielen Jahren sehr schwer. Das ist ein sehr erwachsenes Konzept, weswegen ich mich auch nach über 30 Jahren noch daran erinnern konnte.

Diese Charaktereigenschaften können wertneutral sein. Etwa „ich plane gerne im voraus“ und „ich bin am liebsten spontan“. Das ist auch ein Beispiel, wie sich zwei unterschiedliche Vorgehensweisen nicht ausschließen, sondern in derselben Person manifestieren können. Ich weiß das sehr gut, weil ich sowohl organisieren als auch spontan vorgehen kann.

Gerade bei den ausschließlich guten Eigenschaften gilt es genauer hinzusehen. Zum einen ist „gutes“ Verhalten nur möglich als Ergebnis einer getroffenen Wahl. Wenn ich nie unfreundlich sein kann, wie kann ich dann jemals tatsächlich freundlich sein?

Zum anderen kann es gut sein, dass die offen ausgelebten „guten“ Eigenschaften verdecken, dass wir auch ganz andere Tendenzen in uns haben, die wir nur unterdrücken oder verbergen. Diese uns gegenüber selbst zu verleugnen kann gefährlich sein – sowohl in unserer Selbsterkenntnis als auch in unserem Umgang mit Mitmenschen. Zwei bekannte Phänomene sind die Projektion (ich kritisiere am anderen, was ich selbst an mir nicht sehen mag) oder unheimliche Spiegelung (ich fürchte am anderen besonders das, was meine eigene Schwäche ist).

Ich habe für mich schon vor Monaten drei Aspekte meiner dunklen Seite aufgeschrieben. Sie waren keine Katastrophe mehr, sobald ich mich ihrer bewusst war:

Die helle Seite Die dunkle Seite
„Ich war ein sehr guter Einwanderer.“ „Ich war ein sehr schlechter Einwanderer.“
„Ich war immer mit dem Hier und Jetzt beschäftigt. „Ich hatte nie einen offenen Blick für das Hier und Jetzt.“
„Ich bin ein gutmütiger, hilfsbereiter Mensch.“ „In mir stecken sehr viel Zorn und Aggressivität.“

Wie passen diese widersprüchlichen Aussagen zusammen?

Ich war ein guter Einwanderer in dem Sinne, dass ich mich von Anfang an nicht als „Expat“ gesehen und so schnell wie möglich Niederländisch gelernt habe. Ich war ein schlechter Einwanderer in dem Sinne, dass ich nie die Verbindung zu meiner alten Heimat gekappt habe, sondern stets auf Unterstützung von dort abhängig geblieben bin.

Ich war viele Jahre mit dem Hier und Jetzt beschäftigt, wenn es darum ging, Aufgaben zu erledigen. Ich hatte lange Zeit keinen offenen Blick für das Hier und Jetzt, wenn es um Achtsamkeit und meine eigenen Bedürfnisse ging.

Ich werde meistens als ein hilfsbereiter und freundlicher Mensch wahrgenommen. Ich weiß, dass in mir auch Wut und selbstzerstörerisches Potenzial stecken.

Der dritte Punkt der dunklen Seite beschäftigt mich am meisten, insbesondere in den letzten Wochen. Ich kann das jetzt aufschreiben, weil ich nicht in einer akuten Not stecke, sondern Zeit und Ruhe habe, darüber nachzudenken. Auf dem Weg zu mir selbst geht es nicht darum, zurück ins Licht zu finden. Es geht darum, auch die dunklen Täler zu sehen und den Blick nicht abzuwenden.

Fantasy und Wirklichkeit

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Zuletzt habe ich über Vergeben statt vergessen gebloggt sowie wie es in meinem Herzen endlich wieder Frühling wurde.

Gestern war ich zum ersten Mal seit Jahren im Kino. Der mir empfohlene Film war „Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves„.

Die Vorfreude war absolut gerechtfertigt! Es handelt sich im wahrsten Sinne des Wortes um ganz großes Kino:

  • Es wird eine gute Geschichte erzählt.
  • Die Hauptfiguren sind sympathische Charaktere, deren Motivation man versteht.
  • Die Spezialeffekte unterstützen die Geschichte, anstatt sie zu ersetzen.
  • Der Film enthält spannende wie ruhige Momente.
  • Dazu läuft alles im richtigen Tempo ab.

Wie man an der Aufzählung merkt, sind all diese Aspekte grundsätzliche Qualitäten eines guten Films und haben nichts mit dem Fantasy-Genre zu tun. Tatsächlich wurden vor dem Hintergrund einer fantastischen Welt sehr irdische Aspekte des menschlichen Lebens angesprochen.

Zu Tränen gerührt hat mich eine ganz bestimmte Szene: Ein ansonsten starker Charakter ist noch stets nicht über ein Scheitern in der Vergangenheit hinweggekommen und kann nicht mit einem Kapitel seines Lebens abschließen. Das hat mich sehr an mich selbst erinnert! Auch wenn ich Groove, Gesundheit und Glück zurückgefunden habe, so gibt es noch stets einige Schatten, die über mir liegen. Es wird wichtig sein, diese Schatten zu überwinden, denn sonst werden sie mich eines Tages verschlingen. Meine persönliche Reise ist noch lange nicht zu Ende!

Drei der Hauptdarsteller kannte ich: Chris Pine (neue Star-Trek-Filme), Michelle Rodriguez (Resident Evil) sowie Hugh Grant (der tatsächlich endlich einmal etwas anderes spielt als den leicht verpeilt dreinblickenden Liebhaber!). Angenehmerweise können alle drei ihr Talent ausspielen und auch die mir neuen Gesichter fügen sich wunderbar ins große Ganze.

Ich bin meistens ein großer Freund davon, einen Film zu gucken, ohne den Trailer gesehen zu haben. In diesem Fall haben mir die verschiedenen Trailer durchaus Lust auf mehr gemacht (ein wenig von der Handlung wird natürlich verraten).




Szene aus dem Film:

Frühling im Herzen

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Zuletzt habe ich über Vergeben statt vergessen gebloggt.

Ich hatte sehr schöne Tage um Ostern herum. Die Fastenzeit ist vorbei, der Frühling ist da – und letzteres diesmal endlich wieder in meinem Herzen.

Letztes Jahr war auch schon sehr schön – und ein Riesenunterschied zu vor zwei Jahren, als ich Ostern alleine verbringen musste – aber dennoch kein Vergleich zu jetzt.

Das war in den meisten Jahren vorher nicht anders. Einige Beispiele:

Ich erinnere mich daran, wie ich vor 10 Jahren Ostern in Italien verbrachte. Urlaub am Meer, sehr schönes Wetter, tolles Essen – aber ich war noch nicht wieder ganz gesund. Auch wenn die tiefste Nacht vorüber war und ich die ersten Sonnenstrahlen sah, hatte ich noch einen langen Weg zu gehen. Es waren die Jahre vor der Auszeit

Während der Auszeit selbst, vor 9 Jahren, war es ein ähnlicher Urlaub. Ich war wieder ganz gesund, ich war frei – aber es gab noch viel zu klären in meinem Kopf und meinem Herzen. Ich hatte die richtigen Schritte getan, aber ich spürte die Wirkung noch nicht.

Kurz nach der Auszeit vor 8 Jahren, wieder in Italien, ging es mir sehr gut. Es sollte das letzte richtig sorgenfreie Osterfest für eine lange Zeit sein. Das bedeutet es für mich, wieder glücklich zu sein.

Darum lohnt es sich, zurückzublicken: Es fällt so leicht, zu erkennen, dass ich in vielen Jahren zu Ostern eine schönere Szenerie hatte, aber nicht zufrieden mit meinem Leben war. Das ist ein Weg, sein Glück zu erkennen und zu schätzen, wenn man es hat.

Von einer Freundin kam als Reaktion zu letzter Woche noch ein Musiktipp. Die frühen Lieder von The Corrs höre ich sehr gerne!

The Corrs: Forgiven Not Forgotten

Vergeben statt vergessen

„Forgive them, even if they are not sorry“
– Julian Casablancas: 11th Dimension

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Letzte Woche schrieb ich noch, dass es noch viel zu lernen gibt. Die nächste wichtige Einsicht habe ich schneller erlangt, als ich es erwartet hätte. Jemand drückte gegenüber mir die Zuversicht aus, dass ich eines Tages alles verzeihen könnte – und zwar anderen Leuten, die mich schlecht behandelt haben. Was für ein Vertrauen, welch eine Wertschätzung! Und tatsächlich: In diesem Moment dachte und ich fühlte ich zum ersten Mal: Selbst diese größten Verletzungen sind nicht so wichtig, als dass ich bis zu meinem Lebensende an ihnen festhalten müsste. Und ich erinnerte mich an etwas, das ich früher gelernt hatte: Ich bin nicht meine Erinnerungen, mein Schmerz oder meine Enttäuschungen.

Aber ist das nicht leichtfertig, beschlossen in einem Moment, in dem es mir sehr gut geht? Werde ich das nicht später bereuen? Ich glaube nicht, denn ich habe einen wichtigen Fehler erkannt:

Es ist gut, vergeben zu können. Dafür braucht man nicht zu vergessen. Das ist wichtig, denn letzteres fällt mir sehr schwer. Schlechte Erfahrungen halten sich bei mir sehr lange.

Ein einfacher Test reicht: Wie war es, als ich in der Vergangenheit jemandem verziehen habe, der mir aus meiner Sicht das Leben schwer gemacht hat? Das fühlte sich gut an und war eine Befreiung. Ich war froh, mich nicht mehr an alten Sachen festhalten zu müssen. Dafür braucht man sich nicht selbst zu verleugnen.

Ich habe das lange Jahre genau falsch herum gemacht: Ich hatte immer versucht zu vergessen, ohne zu vergeben. Die guten Zeiten hatten sozusagen das Ziel, die schlechten vergessen zu machen. Aber Verdrängen ist kein guter Umgang mit negativen Erlebnissen. Dadurch kann man nicht lernen. Ich war immer auf die falsche Sache fokussiert. Es ist viel wichtiger, schwarzen Punkten in der Vergangenheit ihre Bedeutung zu nehmen, so dass sie einem nicht mehr weh tun. „Du kannst nicht vor Dir selbst weglaufen.“

Ich wurde mir in den letzten Tagen bewusst, wie sehr die Selbstvernachlässigung da mit hereingespielt hat. Dadurch, dass ich meine eigenen Bedürfnisse phasenweise immer unterdrückt habe, konnte ich irgendwann nicht mehr vergeben, weil ich keinerlei Spielraum für Nachgiebigkeit mehr hatte. Es war also nicht nett, meine eigenen Ansprüche immer zurückzustellen – irgendwann war das Konto leer und dann konnte es nur noch um mich gehen.

Und so lerne ich ein weiteres Mal, dass es im Leben nicht um „Ich oder Ihr“ geht. Meistens geht es darum, „Ich bin ok, Du bist ok“ zu erkennen oder Rahmenbedingungen für solche Situationen zu schaffen. Es ist kein Luxus, sein Leben so zu führen, dass man so handeln kann.

Julian Casablancas: 11th Dimension