Wo laufen wir hin?

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Elf Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich über den leichtbeschwingten Jahreswechsel gebloggt, Achtsamkeit im neuen Jahr, eine ereignisreiche Woche mit wenig Schlaf sowie überraschende Einblicke beim Blick zurück auf gute Zeiten.

Der erste Monat des Jahres ist bereits rum – normalerweise die Zeit, um in den alten Trott zu verfallen und wehmütig an den Urlaub zurückzudenken und all die Pläne, die man hatte. Dem zum Trotz habe ich einige Dinge angestoßen, die mir wichtig sind und ich mir um den Jahreswechsel notiert hatte:

Ich habe meinen Lebenslauf aktualisiert. Ich hatte damit Ende letzten Jahres angefangen, aber es gab immer noch einige offenen Stellen. Jetzt habe ich eine Version, die ich endlich wieder vorzeigen kann und für die ich mir erst einmal Rückmeldung einholen werde. Der Wert für mich besteht darin, dass ich mich nicht in meiner Situation gefangen fühle.

Ich habe das Lied „Where are we runnin‘?“ von Lenny Kravitz gelernt. Warum genau dieses Lied als separat notiertes Ziel?

Es hat mich schon viele Jahre begleitet und als es während der Auszeit nicht mehr meine Situation ausdrückte war es ein Zeichen dafür, dass es mir besser ging. Denn in dem Lied geht es darum, immer auf Volldampf zu sein und keine Zeit zu haben, nachzudenken oder zur Ruhe zu kommen. Natürlich habe ich mich in dem Lied wiedergefunden. Dazu ist es so schön rockig.

Lenny Kravitz: Where are we runnin‘?

Trotz seiner Bedeutung für mich habe ich es nie geschafft, es spielen zu lernen. Schon viele Jahre lang hatte ich Text sowie Akkorde mit Erklärung und Aufnahmen gespeichert. Das wollte ich jetzt endlich ändern. Und ich weiß nicht, was vorher schief gelaufen ist und was ich diesmal anders gemacht habe, aber jetzt habe ich die Akkorde im ersten Anlauf verstanden. Nach einer Woche täglichem Spielen geht mir das Lied sogar recht locker von der Hand. Aber es ging noch mehr: Ich habe es nacheinander auf verschiedenen Instrumenten gespielt und ausprobiert, wie es jeweils klingt: Konzertukulele, Tenorukulele, Sopranukulele, Sopranukulele in D-Stimmung, Guitarlele, Gitarre. Insbesondere die letzten beiden hatte ich lange nicht benutzt. Jetzt fühlte es sich so angenehm normal an.

Dieses Lied war immer wie ein Gipfel, den ich nicht erklimmen konnte. Jetzt habe ich es geschafft. Diese alte Sehnsucht erfüllt zu haben, diese Erfahrung des Wachstums über einen Punkt während der Auszeit hinaus, das stimmt mich so friedlich, sowohl im Hinblick auf meine Vergangenheit als auch auf meine Gegenwart.

Und drittens habe ich einige kleinere Schritte unternommen, um nicht mehr allein zu sein. Es ist und bleibt mühsam. Aber heute abend war ich ein viertes Mal beim Speeddating, diesmal in Haarlem. Heute ist mir aufgefallen, dass ich nicht mehr nervös bin, ab der zweiten Hälfte des Abends sogar richtig locker. Was für ein Unterschied zum ersten Mal im letzten Jahr, als ich gegen jahrelange Überzeugung gehandelt habe! So schnell kann es gehen! Das zeigt mir, wie sehr ich noch als Person wachsen kann – selbst in kurzer Zeit mit bemerkenswerten Fortschritten.

Das allerwichtigste: Alle diese drei Schritte waren für mich.

Ein leichtbeschwingter Jahreswechsel

„Vi algluiĝis al mi, danĝera gluo, danĝera gluo
Kontrolas vivon de mi, danĝera gluo, danĝera gluo“
(ĴeLe: Danĝera gluo)

„La vivon ĝuas mi,
Kaj eĉ ridegas mi,
Liberas mi“
(ĴeLe: Liberas mi)

„Kredu al amo, kredu al amo, ĝia brakumo kaj ĝia flamo“
(ĴeLe: Kredu al amo)

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Was für eine Woche! Zum ersten Mal seit drei Jahren war ich Silvester wieder auf einen physischen Esperantotreffen. Als Jugendlicher und junger Erwachsener war diese Woche der Höhepunkt des Jahres. Dieses Mal war es sicherlich die beste Woche der letzten fünf Jahre. Und das will etwas heißen im Vergleich zum Sommer, der schon so herrlich war. Selbst im Vergleich zu vor ein paar Monaten war ich vorangekommen im Leben, einige Kilos leichter – und viel entspannter. Ich habe die Zeit seitdem nicht vergeudet, sondern genutzt. Und das spürte ich so deutlich…

Es gab einige Konzerte, bei denen ich abtanzen konnte, eine kulinarische Nacht, in der ich in orangefarbenem Pulli die Niederlande repräsentierte und niederländische Süßigkeiten verteilte – und eine mobile Sauna, die einer der Teilnehmer organisiert hatte. Was für eine großartige Idee!

Ich selbst gab ein Konzert meiner „Die Ärzte“-Esperanto-Coverband „La Kuracistoj“ inklusive einiger Lieder, die zum ersten Mal aufgeführt wurden. Außerdem gab es ein Lied, das nicht auf Esperanto war, nämlich „The Dawn Will Come“ in der ukrainischen Version von Eileen. Am Ende wurden sogar so viele Zugaben verlangt, dass wir ein Lied spielten, das ich erst frisch zuende geschrieben hatte. Jede Menge anderer Musiker waren im Publikum und gratulierten uns nachher. Gleichzeitig waren wir uns durchaus bewusst, dass wir noch besser werden können. Was für gute Aussichten!

Ich arbeitete in vier Nächten als DJ, darunter Silvester und in der letzten Nacht. Als ich „Het is een nacht“ von Guus Meeuwis auflegte und mitten unter den begeisterten bis tief bewegten Niederländern und Flamen tanzte, da fühlte ich noch mehr wie zu Hause. Und ein paar Italienerinnen wunderten sich, wie gut ich „L’ombelico del mondo“ von Jovanotti mitsingen kann…

Abseits meiner Aktivitäten fiel mir auf, mit wie vielen Menschen das Gespräch auf Themen kam, die in meinem Leben derzeit eine große Rolle spielen – anstatt etwa, dass es nur ums Feiern geht oder Ausbruch aus dem Alltag durch Ablenkung vom Rest des Lebens. Ich sah viele alte Freunde wieder, durchlebte viele vertraute Dinge, und dennoch schien viel besser als sonst. Ein frappierendes Beispiel war das Konzert der Band ĴeLe: Ich kannte viele ihrer Lieder, aber ich entdeckte eine neue Wahrheit in ihnen, die ich vorher noch nie wahrgenommen hatte. Es erinnerte mich an den Spruch, den ich aus dem Lied „Rich“ von Marillion kenne: „Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern so, wie wir sind.“ Es ist gut möglich, dass ich vieles anders sehe, weil ich mich selbst verändert habe.

Alles fühlte sich leicht an – wie seit 1999/2000 nicht mehr – der besten Zeit meines Lebens. Dabei war ich mir die ganze Zeit meiner Grenzen bewusst und dessen, dass ich noch viel lernen kann. Aber das tat nicht weh, sondern entspannte mich sogar noch mehr: Es ist eine gute Zeit für mich, und ich kann noch wachsen als Person. Es muss nicht perfekt sein, damit ich mich gut fühle.

Ich bin jetzt noch in Berlin, um eine Freundin zu treffen und nicht heute eine lange Strecke reisen zu müssen. Was könnte es für ein interessantes Jahr werden!

Ein Wochenende in Aventurien

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Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass der Morgen nahe ist, wie ich an meinem Geburtstag endlich wieder unterwegs war, die Rückkehr nach Catania, wie ich Sizilien, Malta und Berlin besuchte, Portugal sowie wie ich endlich wieder gesund wurde.

Vorletztes Wochenende habe ich das beste gemacht, was ich ohne in ein neues Land zu reisen konnte: Ich war auf einem Fantasywochenende, genauer gesagt dem Allaventurischen Konvent der DSA-Briefspieler auf Burg Rieneck im Spessart. Ich hatte seinerzeit darüber gebloggt, wie es 2014 war, und Anfang Februar bereits ein Wochenende wie früher mit einigen der Teilnehmer erlebt.

Diese Art von Wochenende hat mir gerade in den letzten Jahren besonders gut getan: Das lange Wochenende im Mai mit einer anderen Runde war sehr gut und inspirierend und mit jenen Leuten erlebte ich vor einem Jahr ein wunderbares Wochenende.

Dieses Mal war bereits die Zugfahrt sehr gut: Ich hatte mir eine Idee für einen (umgedichteten) Liedertext mitgenommen, die zunächst nur aus einigen Fragmenten bestand, und schrieb den gesamten Liedertext während der Fahrt. Bereits vor drei Jahren hatte ich einen Liedertext zuende geschrieben, was mich sehr glücklich gemacht hatte.

In Gemünden am Main, meinem letzten Umstieg, hatte ich ca. 45 Minuten Zeit. Ich ging ins Café am Bahnhof und hatte wieder meine portugiesische Tenorukulele dabei. Die Bedienung machte große Augen und sprach mich an. Ich erzählte gerne mehr über das Instrument, zeigte es – und bekam sogar einen kostenlosen Kaffee! So habe ich eine längere Wartezeit am Ende äußerst kurzweilig verbracht und jemanden noch zum Staunen gebracht. So macht das Leben Spaß!

Auf der Burg angekommen, freute ich mich darüber, einige Freunde nach drei Jahren endlich wiederzusehen. Was fiel die Begrüßung herzlich aus!

Ich merke übrigens sehr deutlich, was es für einen Unterschied macht, dass ich wieder ganz gesund bin. Ich spüre meinen Körper wieder so wie seit über 20 Jahren nicht mehr.

Das konnte ich auf dem Kon ganz bewusst ausleben. Ich war verletzlich, staunend, fröhlich – wie ein kleiner Junge. Ich bekam auch nach dem ersten Abend die Rückmeldung, dass man das auch sah, dass ich voll mitging.

Es gab soviel zu erleben und zu bereden. Ich blieb am Freitag bis 4 Uhr morgens auf und schlief nur 4 Stunden. Normalerweise grummelt dann am nächsten Tag mein Magen und ich hänge in den Seilen. Tatsächlich ging es mir unglaublich gut – wie seit über 20 Jahren nicht mehr…

Eine Sache merkte ich: Es zahlte sich aus, auf meinen Körper zu hören. Zum Beispiel sagte er mir beim Essen: Das ist alles lecker, aber eine Portion reicht mir! Du muss Dir nicht noch nachnehmen. Da wurde mir bewusst, wie oft ich mein gesamtes Körpergefühl ausgeblendet hatte, vor allem über die Sinneseindrücke beim Essen und Trinken gespürt hatte, dass ich lebendig war, und deswegen oft mehr gegessen hatte, als ich eigentlich brauchte. Eine sehr wichtige Erkennntnis!

Am späten Nachmittag spielte ich Ukulele in der Kneipe und sang. Meine eigene Stimme gefiel mir wieder. Ich war ganz bei mir selbst, als ich sang!

Ich bekam sogar Komplimente von anderen Musikern. Als ich erklärte, dass ich die Lieder von anderen Künstlern übernommen habe, die auch sehr gut singen, bekam ich eine weitere wertvolle Rückmeldung: Ich solle mich nicht kleiner machen als ich bin. Hier und jetzt in dieser Kneipe sei ich der beste Sänger. Das ging mir runter wie Öl! Außerdem bekam ich noch ein alkoholfreies Bier ausgegeben.

Ein persönlicher Höhepunkt am Abend war noch das Gespräch mit einer Freundin. Danach war ich so zufrieden, dass ich in Ruhe schlafen gehen konnte.

Ich war völlig aufgetankt mit Energie und guter Laune nach diesem Wochenende. Vor allem bin ich nicht in ein emotionales Loch gefallen, als ich wieder nach Hause gekommen bin. Stattdessen habe ich an dem Briefspiel-Wiki weitergearbeitet und tatsächlich eine Aufgabe gelöst, von der ich vorher gar nicht wusste, dass sie technisch möglich ist. Ich habe meine Arbeit bereits einigen Leuten gezeigt und sie waren sehr angetan davon. Ich bin in dieser Hinsicht mit mir zufrieden und mir bewusst, dass ich wieder ein Stück persönlich gewachsen bin.

Der Morgen ist da

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Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass der Morgen nahe ist, wie ich an meinem Geburtstag endlich wieder unterwegs war, die Rückkehr nach Catania, wie ich Sizilien, Malta und Berlin besuchte sowie Portugal.

Man sollte meinen, nachdem ich den halben Oktober unterwegs war, könnte es ja nicht mehr besser werden. Weit gefehlt!

Doch zuerst zum Abschluss meines Urlaubs: Gerade aus Lissabon zurückgekehrt, fuhr ich am vorletzten Freitag nach Delft auf ein Esperantotreffen. Hier sah ich viele Freunde wieder, mit denen ich im Sommer in Brabant gewesen war. Diesmal hatte ich meine portugiesische Tenorukulele eingepackt und spielte spät in der Nacht sogar Het is een nacht von Guus Meeuwis auf Niederländisch.

Der Ort – Het Kruithuis – hatte eine besondere Bedeutung für mich: Hier war ich bereits zweimal auf früheren Ausgaben derselben Veranstaltung gewesen. 2012, mitten in der letzten Krise, und 2016, als ich voller Hoffnung war. Es war interessant, denn es kam mir alles viel vertrauter und weniger überwältigender vor.

Ich kehrte am Samstag noch in das Café Huszár ein (ein ungarischer Name!). Beim ersten Mal vor 10 Jahren konnte ich noch kein Niederländisch und war froh über die geduldige und freundliche Bedienung. Vier Jahre später fühlte ich mich schon sicherer. Jetzt war es ein Heimspiel. So kann die Welt auf positive Weise zusammenschrumpfen!

Das Wochenende hat mich noch einmal daran erinnert, was mir wichtig ist und welche Leute und welche Umgebung mir gut tun.

Eigentlich sollte ich traurig sein, dass die Zeit des Reisens erst einmal vorbei ist. Aber im nachhinein habe ich mich selbst aus dem Jahr Auszeit übertroffen: Diesmal ist es mir gelungen, aus meinem Alltag auszubrechen und eine entscheidende Veränderung in meinem Leben zu erreichen.

Letzten Donnerstag bekam ich dann die Nachricht: Ich bin wieder vollkommen gesund. Ich hatte zu Beginn der Auszeit eine ähnliche Situation über meine Gesundheit. Was soll ich sagen? Das ist die beste Neuigkeit dieses Jahres und mein größter persönlicher Erfolg.

Es war ein langer Weg, den ich mit Geduld bis zum Ende gegangen bin. Vor einem Monat war der Morgen nahe. Jetzt ist es soweit: Der Morgen ist da. Die lange Nacht, die über mein Leben gekommen war und die vier Jahre lang angedauert hatte, sie ist endlich vorüber.

Endlich wieder zu Hause, endlich wieder lebendig!

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Zuletzt habe ich über einen Lernerfolg „zwischen den Quartalen“ gebloggt, eine Hochzeit wie früher, eine Woche Urlaub in Nordwalde, die zweite Hochzeit in zwei Wochen, zwei Flaschen Alkohol weniger, zwei Lernerfolge an einem Tag, die Freude an Kleinigkeiten sowie die Geschichte vom Drachen.

Letzte Woche war ich im Urlaub – und was für ein Urlaub es war! Dabei bin ich nicht einmal ins Ausland gereist, sondern ins schöne Noord-Brabant in den Süden der Niederlande. Hier fand mit zweijähriger Verspätung der Esperanto-Jugendweltkongress statt. Nachdem dieselbe Veranstaltung vor sieben Jahren in Wiesbaden war, kurz bevor ich aus Deutschland ausgewandert bin, hatte ich so nun ein weiteres Mal eine sehr kurze Anreise, sogar noch kürzer als damals. Auch sonst fühlte es sich wie ein Heimspiel an: Ich kannte die Sprache der Umgebung. Die Landschaft erinnerte mich sogar ans Münsterland.

Nach über zweieinhalb Jahren Zwangspause konnte ich wieder auf ein Esperantotreffen fahren. Erst als ich da war, merkte ich, wie sehr mir das gefehlt hatte.

Gleich nach der Ankunft, als es einige Wartezeit gab, fing ich an, Ukulele zu spielen. Bald kamen Leute hinzu und sangen mit; eine Freundin, die ich mindestens drei Jahre nicht gesehen hatte, umarmte mich herzlich. Das Gefühl war eindeutig: Endlich war ich wieder zu Hause!

War für eine großartige Woche. Endlich musste ich meine Gefühle nicht mehr zügeln oder unterdrücken, sondern konnte mich einer Sache wieder ganz hingeben.

Ich war wieder DJ und das Programm hieß „nostalgische Nacht“. Es war so schön, junge Leute leidenschaftkich auch zu alten Liedern tanzen zu sehen. Und am Ende des Abends tanzte ich sogar unverhofft eng zu zweit. Was hat mir das gefehlt! Wie einsam ich vorher gewesen bin! Und noch eine sentimentale Szene gab es gegen Ende des Abends: Ich spielte „Het is een nacht“ von Guus Meeuwis und der Cheforganisator tanzte gerührt mit. Das war für mich als Einwanderer ein ganz besonderer Moment.

Auf der Bühne stand ich außerdem noch mit meiner Band „La Kuracistoj“, wenn auch nur zu zweit. Wir spielten zwei Klassiker und eine neue Übersetzung, die alle gut ankamen. Das tat sehr gut, denn die neue Übersetzung habe ich 2020 und 2021 angefertigt; sie war also ein kreatives Ergebnis aus einer insgesamt schwierigen Zeit.

Meine Esperanto-Liedersammlung mit über 120 Stücken, die ich schon seit Jahren nicht mehr auf Treffen mitgenommen hatte, war diesmal höchst willkommen. Die Reaktionen haben mich motiviert, wieder an der öffentlichen Liedersammlung zu arbeiten – nach 16 Jahren Pause. Zu erleben, dass das, was mir sehr wichtig ist, auch bei anderen Anklang findet, schätze ich sehr. Und wenn mich andere zu einer Verhaltensänderung bringen, sagt einiges.

Meine Ukulele war nicht das schönste Instrument: Dieser Titel ging dieses Mal an ein lettisches Musikinstrument, eine kleine Version der finnischen Kantele.

Nachdem ich über sechseinhalb Monate lang Bücher für die Arbeit gelesen hatte, gönnte ich mir beim Einkaufen spontan einen Comic auf Niederländisch – Donald Duck speziell zum Thema Magier. Den Comic habe ich mühelos durchgelesen – ein Zeichen dafür, wie gut ich inzwischen Niederländisch kann.

Bei den Konzerten stellte ich mich ganz nach vorne und tanzte ab dem ersten Lied voll mit. Zwei Bands gaben mir nachher die Rückmeldung, wie sehr man meine Leidenschaft und Energie merkte, wie sehr das auf andere ausstrahlte und wie einfach es war, alle zum Tanzen zu bringen.

Es gab auch ernste Momente, und es war mir sehr wichtig, mich nicht zu verstellen, sondern auch die schlechten Zeiten anzusprechen.

Ich hörte dabei mehrere Sachen, die ich bemerkenswert fand: Dass überhaupt nichts dagegen spricht, dass ich nicht alleine bleibe. Dass ich immer auch etwas Positives sehe. Dass man mir die schwierigen Zeiten nicht ansieht. Dass man mir hingegen ansieht, wenn ich für ein Thema brenne, und ich großen Enthusiasmus zeige. Dass ich es verdient habe, glücklich zu sein. Es war, als würden einige alte Wunden endlich zu heilen beginnen.

Zum Abschluss der Woche wurde ein Esperanto-Musical aufgeführt. Dessen Lieder stammten größtenteils aus dem Repertoire eines anderen Esperanto-Musikprojekte von mir, das ich vor zehn Jahren begonnen habe und dessen letzter Text um Silvester 2020/21 erschien. Für das Musical wurden sogar EU-Fördermittel zur Erhaltung von Kultur bereitgestellt. Jede Menge junger Leute aus mindestens drei Kontinenten, von denen ich einige kannte, viele aber noch nie gesehen hatte, die plötzlich auch meine Texte sangen und aus dem, was ich mir einst mit einem Freund Stück für Stück auf zahlreichen Treffen ausgedacht hatte, etwas noch Größeres machten. Das war ohne Zweifel eines der fünf schönsten Erlebnisse mit Esperanto-Kultur. (Zum Vergleich: Ein anderes wurde einer der schönsten Tage meines Lebens.)

Es war, als wäre ich viereinhalb Jahre tot gewesen und nun wieder lebendig. Die Suche nach dem verlorenen Groove könnte hier zuende sein, denn ganz offensichtlich habe ich den Groove wiedergefunden. Ein Kapitel gibt es aber noch zu erleben:

Leider muss jeder Urlaub zuende gehen. Die dazugehörigen Begleiterscheinungen sind unter Esperantosprechern bekannt als Post-Esperanto-Treffen-Syndrom. Ich habe noch am Tag meiner Rückkehr nach Hause eine neue Version meines Liedes zu dem Thema aufgenommen:

Eine Absicht habe ich aus dieser Woche mitgenommen: Ich will mein Leben zurück. Ich möchte nicht mehr in einen Alltag, in dem meine Bedürfnisse zu kurz kommen. Ich habe erlebt, wie ich sein kann und wie ich dann wahrgenommen werde. Ich möchte das in meinem „normalen“ Leben häufiger haben. Dafür bin ich bereit, weite Teile meines Lebens umzubauen. Es gibt nichts mehr, auf das ich warten muss. Eine bessere Zeit als jetzt wird nicht kommen!

Zukunftslust

Entspannt, glücklich – und immer noch neugierig auf das Leben. So fühlt sich das Leben mit 40 an.

Geburtstage mit einer „5“ oder „0“ hinten bergen immer das Risiko, dass ich melancholisch werde. Das ist diesmal ausgefallen. Es kann daran liegen, dass ich dieses Jahr bereits verschiedene Gelegenheiten hatte, zurückzublicken.

Erstens wurde am 02. Juli das 50-jährige Jubiläum meiner Schule gefeiert. Bei der Gelegenheit traf ich eine ehemalige Mitschülerin wieder, mit der ich vor 20 Jahren Abi gemacht habe. Als ich ihr erzählte, wie es mir seit dem Sommer 2014 ergangen ist, fiel mir auf: Ich bin zwar seinerzeit viel gereist, aber glücklich war ich nicht – vor der „magischen Nacht“.

Zweitens habe ich jemandem im Sommer (auf ausdrücklichen Wunsch!) mein ganzes Leben erzählt. Dabei ist mir klar geworden, wie unglaublich zäh sich mein Leben nach der Uni entwickelt hat, wie lange sich schlechte Phasen hinzogen und wie unsicher meine Lebenssituation war.

Drittens habe ich vor einigen Wochen angefangen, alte Papiere durchzusehen, die großzügig verteilt aus der Zeit meiner Jugend bis jetzt stammen. Von wenigen Unterbrechungen wie Urlaub und Partys abgesehen, war das Studium eine sehr dröge Zeit. Wie fern viele Länder, die heute in der EU sind, damals noch schienen. Wieviel schwieriger der Kontakt zum Rest der Welt fiel, als es noch kein WiFi, Google Maps, Skype, Flugtickets und Bahnfahrkarten via Internet gab. Da war eine internationale Reise tatsächlich noch umständlich statt alltäglich. Lieder musste man aufwändig suchen, statt mal eben bei Youtube zu klicken und dann die CD zu bestellen. Überhaupt war es längst nicht so leicht, etwas zu erleben.

  1. Wie mir schon mal jemand anderes sagte: Wenn man nüchtern aufs Leben zurückblickt, dann ist die meiste Zeit ist nicht besonders toll.
  2. Dazu kommt ergänzend von mir: Es ist ein ganz anderes Leben als vor einer Generation – weder die Aussichten noch die Sorgen sind auch nur ansatzweise dieselben.
  3. Die Auszeit war das Meisterstück meines Lebens. Da habe aus mir selbst heraus gehandelt und gezeigt, was in mir steckt.

„Die beste Zeit“, das waren lange Zeit einige Monate mit 23 und einige Jahre Anfang 30. „Die besten Momente“, das waren die Konzerte, in denen ich als Sänger auf der Bühne stand oder in denen ich eine Frau in meinen Armen hielt. „Die beste körperliche Verfassung“ hatte ich in dem Jahr, in dem ich zwei Ju-Jutsu-Prüfungen bestanden habe.

Aber auch in den schlechten oder entwicklungsarmen Zeiten konnte ich immer noch etwas Gutes tun: kreativ sein, etwas Neues lernen, etwas ausprobieren und aus mir rausgehen.

Früher war ich immer nostalgisch, habe vor allem auf die Kindheit die 1980er zurückgeblickt, in den Erinnerungen an die seltenen glanzvollen Momente geschwelgt. Heute bin ich mehr auf das Hier und Jetzt gerichtet: Es gibt so vieles, was ich machen kann. Genau das ist die wichtige Veränderung in meiner Einstellung.

Michael Spreng hat dafür das Wort Zukunftslust entdeckt. Auch wenn es nicht von ihm stammt, hat er dafür eine sehr gute Beschreibung gefunden:

Zukunftslust – was für ein wunderbares Wort. Es schmeckt nach Abenteuer und Lebenslust, nach Spaß und Freude, nach Risikobereitschaft und Mut. Ein Wort, das die Phantasie beflügelt.

Genau das ist es. Er hat auch eine prima Erklärung parat, warum der Begriff attraktiver ist als eine rebellische „Sturm und Drang“-Phase, die sich üblicherweise auf die Jugend beschränkt und danach unzeitgemäß wirkt:

Zukunftslust ist altersunabhängig. Noch was wissen zu wollen, noch etwas zu unternehmen, das Abenteuer, die Herausforderung zu suchen – das kann jeder. Bewusst leben und sich nicht zum Sklaven seiner Ängste zu machen.

Ein Lied, das meine eigene Stimmung wiedergibt, auch wenn ich nie auf den Text geachtet habe:

Imaad Wasif: Her Sorcery

Es stammt von einer die CD, die ich auf Imaad Wasifs Konzert am 20. April 2011 gekauft habe – eine von den guten Aktionen in einer schlechten Zeit. Der mich so packende Hauptriff besteht einfach nur aus drei Dur-Akkorden – B, F und C. Um das nachzuspielen, muss ich nur kurz nach einer Ukulele in meiner Nähe greifen – ein positives Ergebnis von dem Blogeintrag, der mein Leben veränderte.

Der 50. Geburtstag

Drei Wochen nach meinem letzten Aufenthalt in Hessen verschlug es mich im Juni in den Odenwald. Ein 50. Geburtstag stand an – und er sollte nicht so traurig werden wie das gleichnamige Stück von Badesalz. Wir hatten uns zuletzt Pfingsten vor einem Jahr in Erfurt gesehen und ich hatte schon damals die Einladung bekommen. Allerdings wusste ich damals noch nicht, wo ich ein Jahr später sein würde. Schön, dass es dann doch geklappt hat!

Nachdem ich am Freitag einen Zwischenstopp in Münster eingelegt hatte, fuhr ich am Samstag nach Bad König. Hier wurde ich direkt abgeholt und zum Ort der Feier gebracht: Burghof – das Hotel. Dort gab es sowohl reichlich Kaffee und Kuchen als auch später ein leckeres Abendessen.

Der wirkliche Knüller war jedoch JoMo. Den Jubilar habe ich über Esperanto kennengelernt und er schätzt den vielsprachigen Musiker aus Okzitanien ebenfalls seit vielen Jahren. Deswegen hatte das Geburtstagskind speziell für die Feier JoMo einfliegen lassen, um ein Konzert zu geben.

Ich hatte die große Ehre, einen Teil des Konzertes mit meiner elektrisch verstärkbaren Tenorukulele zu unterstützen. Nach dem Kaffee setzten wir uns zusammen und gingen das Repertoire durch. Hierbei machte ich die freudige Entdeckung, dass einige Klassiker einfach jeweils ein Blues mit verschiedenen Grundtönen waren. Das konnte ich also direkt mitspielen, ohne lange nachzudenken – Schulbildung sei Dank!

Ein Freund des Gastgebers kam ebenfalls noch mit seiner elektrischen Gitarre hinzu. Ich begleitete mit meiner Ukulele etwas länger, da ich noch mehr von den Esperantostücken kannte. Für mich war das eine großartige Erfahrung und ein Riesenfortschritt, was Auftritte anbelangt.

Spät am Abend setzten sich die letzten verbliebenen Gäste zusammen. Ich fand es doch sehr interessant zu hören, wie die Männer um die 50 ihr Leben gelebt hatten. Keiner war langweilig geworden oder hatte einfach nur seine Karriere verfolgt. Vielmehr fand ich vielseitig interessierte Leute, die nicht in Selbstzufriedenheit versunken waren. Das war doch eine sehr ermutigende Erfahrung.

Die Nacht verbrachte ich in einer kleinen Pension und stand – völlig gegen meine Gewohnheit – früh auf, um bei der Familie des Freundes zu frühstücken. Vor der Pension machte ich noch ein Foto von der schönen Landschaft (an etwas anderes als Flachland bin ich aufgrund der Zeit in den Niederlanden schon gar nicht mehr gewöhnt.)

Brombachtal

Pfingsten in Mitteleuropa

Über Pfingsten lockte ein Esperanto-Treffen in der Slowakei. Das bot sich gleich aus mehreren Gründen an: Die Slowaken haben gute Leute am Start, die sowohl ordentlich feiern als auch gut organisieren können. Viele von ihnen hatte ich über Ostern in Italien gesehen. In der Slowakei war ich – von einer Stippvisite während eines Ausflugs nach Esztergom abgesehen – seit Juli nicht mehr gewesen. Außerdem stand bereits fest, dass ich es diesen Sommer nicht wie in den letzten drei Jahren in die Slowakei schaffen werde. Da wollte ich zumindest dieses Treffen in Modra-Harmónia mitnehmen.

Zunächst flog ich wie gewohnt nach Budapest. Leider hatte ich mich im Vorfeld nicht schlau gemacht, wie ich genau weiterkommen würde. Einige Tage vorher stellte ich also fest, dass die Zugverbindung nach Bratislava schlechter war, als ich angenommen hatte. Deswegen musste ich nun länger in Budapest-Keleti warten. In Bratislava selbst gab es bereits keine Busverbindung mehr, die mich bis zu meinem Ziel geführt hätte. Ich bekam aber immerhin den Zug nach Pezinok.

Hier ergab sich eine schöne Szene: Auf dem Bahnsteig fragte ich die Schaffnerin auf Slowakisch nach dem Zug, sie antwortete auf Deutsch. Im Zug selbst kamen wir ins Gespräch und ich erzählte, dass ich auf ein Esperanto-Treffen fahren würde. Sie war sehr interessiert, ich erwähnte, dass es im Sommer ein Treffen in Martin gäbe und ein Jahr später den Weltkongress in Nitra (ganz in der Gegend).

Außerdem spielte ich etwas auf der Ukulele vor, was ebenfalls auf Anklang stieß. Diese zufälligen Begegnungen auf der Reise bereiten mir eine Menge Freude!

An dem Treffen selbst nahmen über 30 Leute teil. Ich kam erst kurz vor Mitternacht an (zum Glück holte man mich aus Pezinok ab!). Dank einer Weinprobe waren die Leute in auszeichneter Stimmung. Ich merkte allerdings, dass ich etwas müde war von der Arbeitswoche und der Reise und ging früher als üblich ins Bett.

Am nächsten Vormittag ruhte ich mich aus und erschien erst zum Mittagessen und dem gemeinsamen Foto. Einen Ausflug machte ich nicht mit, da mir das Wetter einfach zu schlecht war. Es blieben jedoch auch andere Leute da und spielten Billard. Irgendwann im Verlauf des Tages kaufte ich am Bücherstand ein paar Sachen ein.

Während ich bereits auf das Abendessen wartete, packte ich meine Ukulele aus. Wir waren nicht die einzige Gruppe im Haus und so bekam ich gleich ein paar faszinierte Zuschauer in Form neugieriger Kinder. Auch später am Abend, zwischen zwei Programmpunkten, machte ich noch einmal Musik. Davon gibt es auch zwei Videoaufnahmen.

Ska-virino

Ĉu vi volas danci?

Der Film „Im Juli“ wurde mit Esperanto-Untertiteln gezeigt. Ich liebe diesen Film, seit ich ihn das erste Mal 2003 gesehen habe.

Später hatte ich meinen Einsatz als DJ. Hierbei konnte ich direkt einige Musikstücke aus dem Film verwenden! Erneut habe ich getwittert, was ich gerade auflegte. Zu sehen, wie die Leute enthusiastisch tanzen, war für mich der Höhepunkt des Wochenendes, und ich finde es toll, wenn man sogar auf so einem kleineren Treffen so etwas hinbekommt.

Ska-ritmo / Komklikovaná

Macarena

Sonntag mittag ging es zurück nach Budapest. Ich hatte noch eine Übernachtung in Felsögöd. Pfingsten sei Dank dauerte das Wochenende einen Tag länger, so dass ich es sowohl in der Slowakei als auch in Ungarn genießen konnte.

Beltaine

Das Wochenende um den ersten Mai herum habe ich so verbracht wie vor einem Jahr. Allerdings habe ich es damals nur kurz erwähnt. Ich war auf dem Pützerhof in Neunkirchen-Seelscheid auf einem Fantasy-Wochenende. Mit den Leuten von Follow hatte ich zuletzt das Winterfest gefeiert.

Im Vergleich zum letzten Mal hatte ich diesmal nur eine Ukulele statt fünf dabei. Schließlich kam ich direkt von der Arbeit in Amsterdam. Dafür habe ich abends mehr Musik gemacht, so wie im Dezember. Es ergab sich eine richtig schöne Runde mit verschiedenen Instrumenten. Da jemand eine Liedersammlung vorbereitet hatte (ein Exemplar habe ich mir sofort gekrallt), ist auch der Weg bereitet, um in Zukunft mehr followspezifische Lieder und Texte zu kennen.

Follow, das ist für mich vor allem: Man trifft jede Menge interessanter Leute, hat viel Spaß und gutes Essen. Dieses Jahr schien alles noch entspannter abzulaufen. Das große Abendessen am Samstag war pünktlich fertig und die Gäste mussten sogar zum Tisch gebeten werden, anstatt dass sie bereits warteten!

Richtig schön fand ich auch die Kartenspielrunden. „Marrying Mister Darcy“ (einmal mit Zombie-Erweiterung) ergab viele Lacher.

Ein Freund schenkte mir eine selbstgebaute Dulcimer (oder Bordunzither). Ich habe keine Ahnung, wie man sie spielt. Ist auf jeden Fall das erste neue Instrument in meiner Sammlung seit dem Besuch im Leleland in Berlin Ende April vor einem Jahr. Nur drei Saiten, sorgt aber für noch mehr Aufmerksamkeit als eine Ukulele! Ich wurde auf der Rückreise im Kölner Hauptbahnhof direkt von einigen freundlichen Passanten darauf angesprochen.

Königstag

Galerie

Diese Galerie enthält 15 Fotos.

Wie bereits gestern erwähnt, hatte ich mir ein orangefarbenes T-Shirt gekauft. Das passt auf den ersten Blick gar nicht zu meinen Gewohnheiten. Für die Arbeit brauche ich es nicht, denn dort trage ich inzwischen bevorzugt Hemd und Krawatte. Außerdem lasse … Weiterlesen