Ich sehe alles mit anderen Augen

„Maybe this won’t last very long
But you feel so right
And I could be wrong“
Billy Joel – The Longest Time

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Elf Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich über den leichtbeschwingten Jahreswechsel gebloggt, Achtsamkeit im neuen Jahr, eine ereignisreiche Woche mit wenig Schlaf, überraschende Einblicke beim Blick zurück auf gute Zeiten, wie ich meinen Zielen treu blieb sowie wie ich nach über 30 Jahren wieder eine Katze halten konnte.

Die Wochen scheinen immer voller und ereignisreicher zu werden! Am Donnerstag gab es zum ersten Mal seit Jahren eine größere Feier meiner Firma, diesmal im Amaze Amsterdam. Das war die beste Firmenfeier, seit ich in den Niederlanden arbeite! So viele fröhliche Gesichter, so viel ausgelassenes Tanzen…

Am Freitag abend war wieder die „große Ausgabe“ des Amsterdam Language Café mit allen Sprachen. Was vor weniger als einem Jahr noch ein fantastischer Neubeginn war, ist nun eine vertraute Institution inklusive den Helferarbeiten vorher und nachher. Alles schien leichter von der Hand zu gehen.

Es gab wieder eine kostenlose Salsa-Lektion von Swing latino. Ich habe wie letztes Jahr am 1. April zum zweiten Mal mitgemacht. Ich weiß nicht, ob es an dem anderen Lehrer lag (ein wenig vielleicht), aber diesmal war ich praktisch überhaupt nicht nervös, kam leichter in die Schritte rein und hatte unglaublichen Spaß. Was letztes Jahr noch ein Besiegen meiner Angst darstellte, war nun ein leicht beschwingtes Vergnügen.

Am Sonntag morgen traf ich mich mit einigen Interessierten im Café Moer, um Niederländisch zu üben. Ich war sehr wahrscheinlich der beste Nicht-Muttersprachler. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Als ich wieder draußen stand, dachte ich: Wie schön, endlich wieder neue Orte zu sehen und neue Leute kennenzulernen. Was hat mir das gefehlt!

Aber die größte Neuigkeit stammt von Montag abend: Ich bin wieder glücklich. Fünf Jahre Winter sind tatsächlich zuende gegangen! Ich sehe alles jetzt mit anderen Augen. Das war es, wonach ich mich so lange gesehnt habe. Verrückterweise bin ich mir völlig darüber im klaren, dass das auch schnell wieder vorbei sein kann. Wer weiß? Aber die entscheidende Lektion lautet: Ich habe das hier und jetzt, unter diesen Umständen geschafft. Dann kann ich das auch wieder schaffen. Und das ist die große Veränderung, die mich so unglaublich zufrieden macht.

Ich habe die Neuigkeit zum Anlass genommen, ein Lied von Billy Joel zum ersten Mal ganz zu singen. Meine Stimme ist derzeit etwas krächzig und ich bin mir meiner Grenzen bewusst – aber das macht nichts, etwas Neues gewagt zu haben, ist das, was zählt. Nebenbei habe ich noch eine schöne Chor-Version gefunden, die mich sehr bewegt hat:

DePauwCappella – For the Longest Time

Sich der eigenen Angst stellen

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zehn Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass der Morgen nahe ist, wie ich an meinem Geburtstag endlich wieder unterwegs war, die Rückkehr nach Catania, wie ich Sizilien, Malta und Berlin besuchte, Portugal, wie ich endlich wieder gesund wurde, ein Wochenende in Aventurien sowie wie ich Mut zum Wachstum aufbrachte.

Ich habe in der letzten Woche da weitergemacht, wo ich zuvor aufgeführt hatte: Ich habe etwas Neues gewagt.

Ursprünglich wollte ich am Freitag nach der Arbeit ein ganz neues Lied in einer neuen Sprache lernen und zum ersten Mal aufführen, aber es kam etwas dazwischen. Stattdessen ergab sich die Gelegenheit, ein Lied auf Russisch zum ersten Mal auf der Ukulele zu spielen. Zum letzten Mal hatte ich es auf der Guitarlele in Hamburg gespielt vor über neun Jahren. Und das letzte Mal habe ich es für eine ganze bestimmte Person gesungen, im Sommer 2011 in Kiew

Я то, что надо / Ja to shto nado

„Ja to shto nado“ stammt aus dem Film „Stiljagi„, der es mir angetan hat, seit ich ihn im Sommer 2009 in Liberec (Tschechien) zum ersten Mal gesehen habe. Irgendwie hatte ich nie ganz herausbekommen, was die genauen Akkorde waren, da kamen mir plötzlich beim Probespielen einen Abend vorher einige Ideen. Wie es so ist mit der Kreativität: Wenn sie erst fließt, sollte man sie nicht aufhalten!

Was soll ich sagen? Auch der Teil meiner Vergangenheit, in der ich mich intensiver mit der russischen Sprache und Kultur beschäftigt habe, war nicht umsonst. Der Zauber in den Gesichtern der Menschen, wenn man zumindest ein wenig ihre Muttersprache spricht und sie das nicht gewohnt sind, ist das, was Magie auf dieser Welt am nächsten kommt.

Am Samstag habe ich mich den anderen freiwilligen Helfern vom Amsterdam Language Café getroffen. Was für ein gemütlicher Abend mit vielen guten Gesprächen! Zwischendurch waren wir in einem „Escape Room“, also einer Anlage, die man nur durch das Lösen mehrerer Rätsel verlassen konnte. Ich hatte so etwas noch nie gemacht. Dazu kommt, dass ich Zeitdruck nicht gerne habe.

Es ergab sich jedoch eine interessante Situation: Jeder in meiner Gruppe hat etwas zur Lösung beigetragen. Es gab keine unnötige Hierarchie, nur Probleme lösen und gegenseitige Unterstützung. Wir würden definitiv keine guten Horrorfilmcharaktere abgeben! Was für eine angenehme Erfahrung!

Diese zwei Gelegenheiten, bei denen ich mit den offensichtlich richtigen Leuten zusammen war, haben mir noch einmal vor Augen geführt, wie sehr es von meiner Umgebung abhängt, wie ich mich fühle. Was meine Umgebung ist, habe ich dabei viel stärker selbst in der Hand, als ich es bisher dachte.

Wäre das nicht die Gelegenheit, die großen Dinge anzugehen? Da meine Gesundheit wieder da ist, mein Traum vom Reisen und mein Wunsch nach Weiterbildung für dieses Jahr erfüllt sind, wäre Einsamkeit der nächste Schritt.

Meine größte Angst besteht darin, nicht geliebt werden zu können. Das erzeugt wiederum Angst vor Ablehnung. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich die Einsamkeit nicht besiegen können, ohne vorher Dutzende Male zurückgewiesen zu werden. Das kann sogar freundlich geschehen, aber selbst das ist keine Garantie; es kann auch einfach keine Antwort (mehr) kommen. Wie ich es auch drehe und wende: Ich werde mich meiner Angst stellen müssen, sonst werde ich nicht mehr glücklich werden. Und wann, wenn nicht jetzt, wo ich den Groove gerade wiedergefunden habe und wo ich endlich verstanden habe, dass ich nicht den Groove bekomme, weil mir tolle Dinge passieren, sondern genau mir umgekehrt tolle Dinge passieren, weil ich den Groove habe.

Ich habe in den letzten Tagen darüber nachgedacht, wie ich die Angst umdrehen kann, und bin bei diesem schönen Satz gelandet:

Ich möchte mir jeden Tag eine neue Chance kreieren, um abgewiesen werden zu können.

  • Ohne diese Chancen, dass etwas schiefgehen kann, kann es auch keinen Erfolg geben.
  • Wenn ich das mache, dann für mich, nicht für jemand anderes oder anderer Leute Erwartungen.
  • Ich muss das nicht. Es ist keine Pflicht. Ich will das nicht. Es ist keine Verbohrtheit. Ich möchte das. Es ist eine Wahl.
  • Es muss eine neue Chance sein, also etwas Zusätzliches, nicht Bestehendes.
  • Diese Gelegenheit muss ich mir schon selbst schaffen, anstatt darauf zu warten, dass sich irgendwie von alleine etwas ergibt.
  • Es geht nicht darum, Abweisungen zu sammeln, sondern die Möglichkeit, dass es passiert. Nur dann gibt es auch die Möglichkeit, dass es anders ausgeht.

Mal sehen, was ich damit konkret anstelle und wie lange ich das durchhalte!

Mut zum Wachstum

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zehn Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass der Morgen nahe ist, wie ich an meinem Geburtstag endlich wieder unterwegs war, die Rückkehr nach Catania, wie ich Sizilien, Malta und Berlin besuchte, Portugal, wie ich endlich wieder gesund wurde sowie ein Wochenende in Aventurien.

Die Gesundheit ist wieder da und ich frage mich natürlich, was ich jetzt, da das nicht mehr meine größte Sorge ist, mit meinem Leben anfangen soll. Einen mutigen Schritt bin ich schon gegangen:

Ich war wieder beim Speeddating, diesmal eine Ausgabe speziell für Ausländer (und international orientierte). Obwohl es eine ähnliche Mischung war, war es eine deutlich bessere Atmosphäre für mich. Ob es daran lag, dass ich mir unbewusst darüber klar, dass von vornherein alle mit der Absicht antraten, zu einer interkulturellen Beziehung bereit zu sein?

Diesmal gab es im Nachhinein Zahlen: 26 Treffer insgesamt aus 17 Frauen und (ich meine) 14 Männern, also 238 Kombinationen. Das wäre eine Trefferquote von mehr als 10 Prozent, was ich sehr hoch finde. Bei mir haben zwei Damen signalisiert, dass sie mich noch einmal wiedersehen wollen, was auch überrraschend viele sind.

Durch diesen Filter zu gehen, hätte ich vorher nicht erwartet. Was so eine solche Anfangsbestätigung in mir für Hoffnungen weckt, was noch möglich ist in meinem Leben! Jetzt hätte ich gerne mehr von diesen Anfangserfolgen oder noch lieber den nächsten Schritt. Es ist schon bekloppt, was das Herz mit einem macht. Eben noch einsam und mit sich selbst beschäftigt und jetzt möchte ich alles auf einmal.

Ich habe in den letzten Tagen gemerkt, was das mit mir ausgelöst hat. Ich hatte Angst, enttäuscht oder verletzt zu werden – was ja durchaus nicht unrealistisch ist, es ist mir ja schon passiert. Und ich hatte Angst, den Groove wieder zu verlieren, denn verliebt war ich meistens unglücklich und dann fühlte mich kraft- und hilflos. Und gleichzeitig sagte ich mir überraschend ruhig, dass das die richtige Art von Verletzbarkeit ist, die ich außerdem bewusst und selbst gewählt habe.

Mit ein wenig Nachdenken bin ich mir auch wieder bewusst geworden, wie viele Dinge ich richtig gemacht habe und wie viele hätten schiefgehen können, es aber nicht sind. Ich sollte viel mehr experimentieren und ausprobieren.

Ich bekam heute noch Rückmeldung von einer Freundin, die mir sagte: „Du darfst mit Dir Geduld haben. Du musst nicht heute Deine Gesundheit wiedergewonnen haben und morgen einen Partner finden.“ Das ist richtig und tat sehr gut zu hören!

Eine andere Freundin, die in der IT arbeitet, teilte mir überraschend noch mit, dass ich überhaupt kein IT-Typ sei. Und das etwa ein halbes Jahr, nachdem ich die IT verlassen und damit meinen bisherigen Lebensweg als Softwareentwickler mit Diplom und vielen Jahren Berufserfahrung verlassen habe. Das nehme ich als Zeichen, dass ich in mancherlei fundamentaler Hinsicht ganz anders bin und ganz anders sein kann, als ich immer dachte.

Mit einem weiteren mutigen Schritt möchte ich heute schließen. Beim Amsterdam Language Café war wieder ein niederländischer Abend. Und ich habe meinen alten Traum wahrgemacht und dort ein Lied auf Niederländisch gesungen:

Guus Meeuwis & Vagant – Het Is Een Nacht (Levensecht)

Ich kannte dieses Lied von einer deutsch-niederländischen Hochzeit 2008 und hatte mindestens seit 2018 die Idee, es zu lernen. Jetzt habe ich endlich alle meine Ängste besiegt und es vor einem größeren Publikum gespielt. Und es fühlte sich so leicht an.

Was auch immer passieren mag: Ich möchte mich weiterhin selbst herausfordern, um zu wachsen.

Sprachencafé und besserer Alltag

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Neun Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich über einen Lernerfolg „zwischen den Quartalen“ gebloggt, eine Hochzeit wie früher, eine Woche Urlaub in Nordwalde, die zweite Hochzeit in zwei Wochen, zwei Flaschen Alkohol weniger, zwei Lernerfolge an einem Tag, die Freude an Kleinigkeiten, die Geschichte vom Drachen, die großartige Woche auf dem Esperanto-Jugendweltkongress sowie wie der Groove die Angst besiegte.

Nachdem ich den Groove im Urlaub wiedergefunden habe, treibt mich die Frage um, wie ich ihn im Alltag leichter erleben kann. Bis jetzt ist mir dazu eingefallen, kreativ zu sein, Dinge zu wagen – und mich mit Leuten zu umgeben, die mir gut tun.

Am Freitag gab es wieder eine größere Veranstaltungen des Amsterdam Language Café, bei der man alle Sprachen sprechen und üben konnte, die man wollte.

Das letzte Mal war bereits großartig gewesen. Nun war wieder – wie im April beim ersten Café seit zwei Jahren – eine kostenlose Salsa-Lektion. Ich hatte im Urlaub noch eine Bekräftigung meiner Idee bekommen, endlich einen Tanzkurs zu wagen. Diesmal verzichtete ich jedoch dankend, denn ich war Helfer auf der Veranstaltung und begrüßte die Leute. Das machte unglaublich Spaß, Dutzende unbekannte Gesichter zu sehen. Ich hatte es von der Arbeit nicht mehr nach Hause geschafft und war daher in Hemd und Krawatte da – und bekam für die Krawatte ein Kompliment!

In der internationalen Runde mit so vielen verschiedenen Sprachen fühlte ich mich wie zu Hause. Auch das „nicht einfach konsumieren, sondern selbst etwas schaffen“ machte mich sehr glücklich.

Das ist ein sehr wichtiger Schritt, um den Alltag zu verbessern. Gleichzeitig sind noch einige Urlaubstage übrig. Daher habe ich heute für mehrere Termine später im Jahr Urlaub eingereicht. Das war auch ein symbolischer Akt, denn an so etwas habe ich vor fast einem Jahr meine Selbstvernachlässigung erkannt. Zeit, aktiv gegenzusteuern und mich selbst zu achten.

Der Groove des Nachts in Amsterdam

Übermorgen sind es zwei Jahre und drei Monate, seit ich mich auf die Suche nach dem verlorenen Groove begeben habe. Acht Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Was habe ich in den ersten drei Monaten des dritten Jahres meiner Suche erlebt? Ich habe viel getan und viel geschafft.

Ostern war ich nicht alleine. Ich erzielte einen zweiten Lernerfolg in diesem Jahr. Ich habe die Operations Augias fortgeführt und mich dabei unter anderem von meiner alten Lederjacke verabschiedet.

Ich habe eine neue Stelle angetreten. Um mir symbolisch zu zeigen, dass ich jederzeit ausbrechen kann, bin ich an einem Tag mit dem Fahrrad ans Meer und zum Flughafen gefahren. Doch meine Reisen führten mich diesmal deutlich weiter, einmal auf ein Wochenende in Frankfurt, danach nach Paris. Endlich ging es wieder in ein anderes Land als die Niederlande und Deutschland!

Ich habe an mir selbst gearbeitet. Ich konnte meine Angst überwinden und mich selbst lieben. Ich probierte viele Sachen aus und erkannte, dass ich kein Versager bin. Und in einer unerwarteten Gnade des Lebens erlebte ich, wie alte Wunden zu heilen begannen.

Gleich am ersten Tag des Quartals geschah etwas Wundervolles: Der Groove kehrte nach zwei Jahren zurück. Ich bemerkte ihn später besonders an einem Gebet und einem Lied.

Passenderweise hatte ich letzten Freitag ein ganz ähnliches Erlebnis: Erneut fand das Amsterdam Language Café im Café Belcampo in den Foodhallen statt. Diesmal gab es keine Salsa-Lektion, sondern jeder brachte Essen aus seinem Land mit – ich verschiedene Schokoladen, die ich eine Woche zuvor in Münster gekauft hatte.

Diesmal war ich Mitorganisator – eine Folge davon, dass es mir im April so gut gefallen hatte. Es hat mir unheimlich Spaß gemacht, so viele Leute freundlich zu begrüßen und verschiedene Sprachen zu sprechen! Danach gingen noch einige der Teilnehmer und Organisatoren in einen anderen Teil der Foodhallen. Diesmal konnte ich mitgehen und länger bleiben, denn ich war mit dem Fahrrad bis zum Flughafen gefahren und wusste, dass die ganze Nacht hindurch noch Züge dorthin fahren würden.

Zum ersten Mal seit 2,5 Jahren hatte ich die Gelegenheit zu tanzen – also nicht nur vor dem Bildschirm etwa im Rahmen der Distance Disco, sondern so wie früher. Ich hatte den Eindruck, bei 25% meiner normalen Kraft zu sein, doch die Leute waren begeistert von meiner Energie. Ich kam mir so lebendig vor wie seit 4,5 Jahren nicht mehr. So fühlt es sich an, wenn ich den Groove habe.

Man muss sich dabei vor Augen halten: Ich war noch nie bis spät in die Nacht in Amsterdam. An diesem Tag habe ich eine alte Grenze durchbrochen, die mich viel zu lange zurückgehalten hat. Davon hatte ich seit mindestens Ende 2019 geträumt – und für diesen Tag geübt, bis zum Flughafen zu radeln.

Als ich dann mit dem ÖPNV von Amsterdam nach Schiphol fahren wollte, war die beste Verbindung ein Nachtbus, der sogar ganz in der Nähe der Foodhallen losfuhr und nur etwa eine halbe Stunde brauchte. Zu meiner großen Überraschung fuhr er sogar noch weiter und hätte mich bis nach Hoofddorp bringen können. Ich kontrollierte die Fahrtzeiten: Die ganze Nacht durch alle halbe Stunde, selbst unter der Woche. Ich konnte es kaum fassen!

Als ich wieder zu Hause und ausgeschlafen war, habe ich noch einmal recherchiert: Die N97 gibt es in dieser Form seit Ende 2017. Warum war mir das vorher entgangen? Wie sie vielleicht nicht vorher in der NS-App aufgeführt?

Die ganze Idee, mit dem Fahrrad zum Flughafen und zurück zu fahren, war erst aus der Not geboren worden, ansonsten nicht sorglos am Nachtleben von Amsterdam teilnehmen zu können. Nun stellte sich heraus, dass ich das ab jetzt viel einfacher haben kann. Damit wird meine derzeitige Wohnung deutlich aufgewertet, denn das war einer ihrer wichtigsten Nachteile.

Meine Fahrradtouren bis zum Flughafen waren dennoch alles andere als umsonst: Ich habe selbst eine Lösung für eine Beschränkung gesucht. Dass ich sie nicht mehr brauche, ist umso besser.

Am Sonntag gönnte ich mir einen Besuch bei La Boutique del Caffè, eine italienische Bar nicht nur mit Espresso, sondern mit Arancini (wie auf Sizilien!) und Cannoli mit Ricotta (wie auf Sizilien!). Arancini hatte ich bestimmt seit über 20 Jahren nicht mehr gegessen. Dabei hätte ich doch längst wieder nach Sizilien reisen können. Warum habe ich mich so lange aufhalten lassen?

So endet dieses Quartal damit, dass ich den Groove gefunden habe, ohne dass ich weit weg reisen musste. Die spannende Frage für die nächsten drei Monate lautet: Wie kann ich das häufiger erreichen?