Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Elf Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:
- Q2/2020 / Q3/2020 / Q4/2020
- Q1/2021 / Q2/2021 / Q3/2021 / Q4/2021
- Q1/2022 / Q2/2022 / Q3/2022 / Q4/2022
Zuletzt habe ich über den leichtbeschwingten Jahreswechsel gebloggt.
Ich hatte zwei Tage in Berlin, dann noch ein Wochenende in Nordwalde und erst dann ging der Alltag wieder los. Spätestens nach einigen Tagen zu Hause überkommt viele Leute das berühmt-berüchtigte Post-Esperanto-Treffen-Syndrom. Heute ist es besonders schlimm. Nach drei Tagen Arbeit könnte ich schon wieder Urlaub machen.
Dabei geht es mir nicht darum, aus meinem Leben zu fliehen. Im Gegenteil: Ich möchte mein Leben aufräumen. Wann, wenn nicht jetzt?
Einen Lichtblick gibt es: Ich habe eine klare Vorstellung, was mir helfen wird.
Wann immer ich über Achtsamkeit à la Ein guter Plan lese, leuchtet es hell vor meinem geistigen Auge auf. Es gibt so viele Einsichten aus der jüngeren Vergangenheit, die jetzt wiederkommen – aber diesmal mit einem gefassten, schönen Klang:
Der Traum im neuen Jahr, der jetzt ein Jahr her ist, hatte eine wegweisende Botschaft: „Du kannst verreisen, wie Du willst, aber Du kannst vor Deinen eigenen verborgenen Bedürfnissen nicht weglaufen und es ist besser, wenn Du zu ihnen stehst.“ Heute finde ich: Ich bin am richtigen Ort, wenn ich bei mir selbst bin. Wie ich nur kurze Zeit später sehr richtig feststellte: Ich bin nicht sehr respektvoll mit mir selbst umgegangen. Dabei gilt erst einmal: Ich bin ok, Du bist ok. Weil ich mir ausdrücklich antrainieren muss, das zu praktizieren, ist Selbstfürsorge ganz wichtig. Kurz vor Ende des letzten Jahres hatte ich mich näher mit Kanban fürs persönliche Leben beschäftigt und unter anderem gelernt, dass es wichtig ist, bei Kanban fürs eigene Leben Ziele festzuhalten und persönliche Fürsorge zu beachten. Ob und wenn ja wie ich das weiter vertiefe, weiß ich noch nicht. Es lässt bei mir ebenfalls etwas innerlich aufleuchten.
Ich habe bereits einige Taktiken gefunden, wie ich besser mit mir selbst umgehe: Ich stelle mich mir als kleinen Jungen vor, der ich einmal war. Es ist unmöglich, zu diesem Jungen grob oder hart zu sein. Ich will automatisch diesen Jungen beschützen und für ihn sorgen. So kann ich dann zum Beispiel netter mit mir selbst reden. Und ich achte auf meine Bedürfnisse, etwa wenn ich müde oder hungrig bin oder traurig oder verletzt.
Wenn es um die Lebensführung geht, frage ich mich: Was würde ich jemand anderem raten? Bei gewohnter Selbstvernachlässigung kommt man trotzdem zu vernünftigen Ideen, was man anderen in derselben Situation sagen würde. Und das ist verständnisvoll, wohlüberlegt und mit den besten Absichten ausgesprochen.
Eine Erkenntnis habe ich im Rückblick auf das letzte Jahr gewonnen: Wie oft ich mir wegen nichts einen Kopf mache, etwa bezüglich der Reisen viel zu viele Sorgen mache oder denke, ich bekomme das nicht hin. Es ist wichtig, festzustellen, dass mich mein eigener Eindruck getäuscht hat und ich mir mehr zutrauen kann.
Und zuletzt: Ich habe tatsächlich verschiedene Wege gefunden, wieder herunterzukommen, wenn ich aufgewühlt oder unzufrieden bin: Lesen, Musik oder einen Podcast hören. Nicht alles klappt in jeder Situation, aber eine der drei Möglichkeiten hat in den letzten Tagen immer erstaunlich gut geholfen. Ich werde ruhig.
Das alles kann verhindern, dass ich mich wieder selbst verliere. Ja, ich möchte nicht alleine bleiben und am liebsten in diesem Jahr etwas daran ändern. Nein, das ist nicht wichtiger als auf mich selbst zu achten. Lieber ein Jahr verlieren als den Groove!