Ein wunderbares Wochenende

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Sechs Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass sich niemand wegwerfen muss, wie mein Geburtstag besser war als der ein Jahr zuvor sowie dass ich ganz im hier und jetzt sein will.

Ich habe ein unglaublich tolles langes Wochenende hinter mir. Ich war auf einer Fantasy-Veranstaltung im Feriendorf Wildflecken. Was früher ganz normal gewesen wäre, ist seit Februar 2020 – seit ich mich das letzte Mal in einem anderen Kreis von Leuten getroffen habe – ein schöner Traum gewesen.

Zuletzt hatte ich diese Gruppe von Menschen auf dem Beltaine 2019 gesehen – vor zweieinhalb Jahren. Wahnsinn, wie lange das her ist! Was hat mir das gefehlt, unter freundlichen, kreativen und angenehm verrückten Leuten zu sein!

Alles schien so angenehm, so leicht… Wann habe ich das letzte Mal so unbeschwert so eine Reise machen können, ganz ohne irgendwelche wichtigen oder schlechten Sachen im Hinterkopf? Ende 2017 – vor fast vier Jahren. Kein Wunder, dass ich immer so müde war!

Ich habe schon lange nicht mehr soviel Musik gemacht und mit anderen gesungen. Mir ist außerdem gelungen, ein Vorhaben abzuschließen, dass ich schon länger vorhatte: Ich habe einen Liedertext fertig bekommen. Es ist zwar „nur“ die deutsche Version eines bestehenden Liedes, aber auch eine Übersetzung will gekonnt sein!

Seit ich vor über einem Jahr „The Dawn Will Come“ kennengelernt habe, spukte die Idee im Hinterkopf herum. Am Wochenende kamen mir die letzten noch fehlenden Ideen. Ich notierte Akkorde und präsentierte es am Samstag abend.

Damit endete das Projekt allerdings noch nicht: Wieder zu Hause suchte ich andere Versionen der Akkorde. Ich gab mir danach einen Tag, um die für mich passendste Variante selbst herauszuhören, einen weiteren Tag, um es aufzunehmen, und einen dritten, um ein einfaches Video dazu zu erstellen. Und so habe ich endlich einmal wieder meinen inneren Kritiker und Perfektionisten besiegt und etwas fertig bekommen!

Der Morgen kommt

Diese Version ist natürlich nicht so gut wie all jene von semiprofessionellen Musikern, die schon seit Jahren auf Youtube unterwegs sind. Aber darum geht es ja gerade nicht, sondern darum, dass ich nicht mehr nur konsumiere, sondern selbst etwas mache. Das ist für mich eine der wichtigsten Sachen überhaupt und ein Hinweis, dass die lange Zeit der Dunkelheit endlich vorbeizugehen scheint.

Ich hatte seinerzeit eine zweite Auswahl an Versionen zusammengestellt. Inzwischen mag ich außerdem diese Übersetzung ins Ukrainische:

Eileen:

Glauben und Zweifel

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zwei Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus Q2/2020 und alle Blogeinträge aus Q3/2020 zusammen. Zuletzt habe ich gebloggt über Lieder, die mich durch die Nacht bringen, das neue Lebensjahr, vom Sinn des Staunens, was dieses Blog hier wird (und was nicht), die eigene Aufgabe zu erkennen sowie über ein erstaunlich tiefgründiges Lied von Sasha.

Heute möchte ich mich einem Thema widmen, das mich schon länger beschäftigt: Glaube und Zweifel.

Denn was mir zuletzt passiert ist, das hat meinen Glauben an viele Dinge erschüttert. Aber auch der Glaube an mich selbst ist seit längerer Zeit angekratzt – zuerst, weil ich aus allen Wolken fiel, als mir schlechte Dinge passierten, dann weil ich dachte, dass ich „nicht gut genug“ sei, schließlich gerade weil ich erkannt habe, dass ich manches nicht absehen konnte. Wie kann man mit einer solchen Unsicherheit zuversichtlich sein?

Ich habe – wie schon früher – einen Rat bekommen, den ich so nicht annehmen konnte:

„Du musst zuerst an Dich selbst glauben.“ bzw. „Wenn Du nicht an Dich selbst glaubst, wird es niemand anders tun.“

Ich habe mich immer dagegen gesperrt – und ich kann jetzt auch benennen, warum: Es kommt bei mir an als „Leistung, die ich zuerst erbringen muss“, bevor man mich überhaupt anständig behandeln kann. Vorher wäre es ja natürlich, mich grundsätzlich anzuzweifeln.

Das ist aber – wie schon bei Selbstwertgefühl und Selbstliebe – ein vergifteter Ratschlag. Tatsächlich wäre es richtig gewesen, auf meine Zweifel zu hören, denn sie waren eng mit meinen Gefühlen verbunden, insbesondere mit Angst. Dieses „Du musst Deine Gefühle unterdrücken, anders können wir nicht mit Dir zurechtkommen“ war überhaupt erst das, was mich so tief in die Krise geritten hat!

Doch kürzlich habe ich eine gute Antwort darauf bekommen. Popkultur kann falsch liegen, hier jedoch stimmte die Botschaft!

Nach dem Lied „The Dawn Will Come“ sagt die Priesterin (oder Seherin?) im Computerspiel „Dragon Age: Inquisition“ noch etwas. Es gibt verschiedene Varianten, aber eine ist ganz besonders:

„Faith is only made stronger by facing doubt. Untested, it is nothing.“

Das finde ich unheimlich ansprechend. Wirklicher Glaube entsteht nicht dadurch, indem man seine Zweifel einfach wegdrückt, sondern indem man sich ihrer bewusst wird und sich eine Zeit lang mit ihnen beschäftigt. Wie wichtig der Zweifel zum Glauben ist, dafür gibt es selbst in der Bibel Beispiele:

Jesus, der im Garten Gethsemane betet. Jesus, wie er 40 Tage in der Wüste lebt. Jesus, der Petrus aus dem Wasser zieht, als dieser zu ertrinken droht. Gerade das letzte Bild bringt mich immer wieder zuverlässig zum Weinen. Das ist, wie ich erkannt habe, ein guter Hinweis darauf, dass ich eine tiefe Verbindung dazu habe. Nicht weggeworfen zu werden, weil man zweifelt, weil man Grenzen hat, weil man strauchelt – das ist eine großartige Vision für die Welt.

Egal, wie oft ich hier eine positive Erkenntnis schildere oder von einem Schritt voran schreibe: Ich habe viele Zweifel. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich ein komplett geschlagener Mann bin. Gleichzeitig denke ich nicht, dass die Lösung darin liegen wird, das alles auszublenden oder zu überwinden. Denn mich auch diesen Gefühlen nicht zu widmen hat mich überhaupt erst in diese Lage gebracht. Wie könnte mich das also jemals wieder herausführen?

Es ist umgekehrt: Das richtige Maß an Zweifel drückt ein gesundes Verhältnis zu den eigenen Gefühlen aus.

„Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er hat Angst – aber hab Angst vor dem, der dir sagt, er kenne keine Zweifel.“ – Erich Fried

Ich bring‘ Dich durch die Nacht

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Zwei Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus Q2/2020 und alle Blogeinträge aus Q3/2020 zusammen.

Zu dem Lied „The Dawn Will Come“ und meinen Gedanken dazu gab es noch eine schöne Rückmeldung:

Reinhard Mey, dessen Lied „So viele Sommer“ ich dieses Jahr zu spielen und singen gelernt habe, hat ebenfalls ein Stück zum selben Thema anzubieten:

Reinhard Mey: Ich bring‘ Dich durch die Nacht

Die letzte Woche hat mir noch einmal einiges an Energie abverlangt. Umso wichtiger ist es, Dinge zu finden, aus denen man wieder neue Kraft schöpfen kann!

Deswegen folgen noch vier weitere Versionen von „The Dawn Will Come“, die es mir angetan haben.

Die erste finde ich sehr zart arrangiert, die zweite hat mich besonders ergriffen, die dritte hat ein ein besonders schönes begleitendes Video. Da der Text sehr wichtig ist, habe ich die Instrumentalversionen weitestgehend außen vor gelassen – aber Lindsey Stirling ist mit ihrer Darbietung und ihrem Video wieder einmal eine Klasse für sich. Daher ist dies die vierte Version meiner heutigen Auswahl.

Malukah

Folkore Guild

Igromanija

Lindsey Stirling