Wenn etwas gut war, dann ist es auch nicht schade, wenn es endet (frei nach Karime Vakilzadeh). In diesem Sinne habe ich mein allererstes Blog, La vivo de Kunar, nach genau 20 Jahren offiziell geschlossen.
Das hat mich einiges an Überwindung gekostet. In diesem Blog stecken viele Erinnerungen, von meinem letzten Monat in Paderborn direkt nach meinem Studium bis zu meinem Geburtstag im Jahr meiner Auszeit. Dennoch, es hatte so keinen Sinn mehr. Ich hatte nur noch ein schlechtes Gewissen deswegen, nicht mehr zum Bloggen auf Esperanto über mein Leben und Musik zu kommen. Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass ich, um Platz für Neues in meinem Leben zu schaffen, Altes beenden muss.
Mit dem Bloggen ist es keineswegs vorbei: Ich blogge seit über drei Jahren jede Woche hier und ab und zu noch auf Englisch über berufliche Sachen. Ein Blog auf Esperanto aufzugeben ist einerseits schade – andererseits erlebe ich inzwischen so viel und bin musikalisch so aktiv, dass ich mit dem Bloggen nicht mehr hinterherkomme. Das ist ein angenehmes Problem.
Ich habe seinerzeit die Domäne kunar.eu speziell für dieses Blog angelegt. Meinen alten Internetauftritt auf muenster.de habe ich nie dorthin umgezogen. Inzwischen gibt es jedoch einiges Material dort. Es war also bisher alles andere als umsonst. Und Ideen für weitere Projekte, bei denen eine eigene Domäne sinnvoll ist, gibt es ebenfalls.
Was für eine Woche: Am Freitag war ich in Nordwalde, um meine Familie (sogar im erweiterten Kreis) zu sehen, am Samstag in Amsterdam bei einem italienischen Abendessen, in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf einer Internetveranstaltung, die von Neuseeland aus organisiert wurde, und am Montagabend auf einer virtuellen Esperantorunde, wo noch einmal über Silvester geredet wurde. Gleichzeitig habe ich seit über einer Woche so schlecht geschlafen wie schon lange nicht mehr.
Bei dem Treffen mit der Familie hatte ich wie seit Jahren nicht mehr das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Das stellt noch mehr in Frage, womit ich meine Zeit verbringe und wofür ich meine Energie aufwende. Unsere Zeit ist begrenzt.
Mein persönliches Kanban-Brett habe ich nur dafür genutzt, einfach gar nichts Neues anzufangen, sondern zu versuchen, alte und bereits angefangene Dinge (die erst gar nicht auf dem Brett gelandet sind) zu beenden. Wenn das der Effekt ist, dann kann ich schon gut zufrieden sein, denn normalerweise ist mein Problem, dass ich zu zu vielen Vorschlägen „ja“ sage. Was ich bisher gelernt habe: Es ist viel weniger an einem Tag möglich als ich dachte. Das ist gut, um kein schlechtes Gewissen zu haben oder zu denken, dass ich „faul“ bin. Gleichzeitig habe ich Angst davor, wie lange es dauern wird, bis ich die nächste große positive Veränderung in meinem Leben sehe. Denn eines wurde mir den letzten Wochen noch einmal deutlich vor Augen geführt: Veränderung ist möglich. Viele Leute haben sich erfolgreich verändert. Es gibt keine Ausrede dafür, zu verharren. Ich bin alleine für mich verantwortlich.
Am Samstag war ich zu Gast bei dem italienischen Paar, mit dem ich schon mehrmals stundenlang Italienisch gesprochen hatte und von deren Begegnungen ich immer wieder gute Anstöße mitgenommen hatte. Wir trafen uns Mitte Januar, nachdem wir einen Monat vorher ausgemacht hatten, genau das im neuen Jahr zu machen. Es tat sehr gut, diese Pläne tatsächlich umgesetzt und nicht vor sich hergeschoben oder vergessen zu haben! Als Hauptgericht gab es Risotto und als Nachtisch Schokosalami, die ich schon seit Juni kannte und von der ich diesmal deutlich mehr erwischte. An diesem Abend war ich wieder jemand, der ich vor langer Zeit gewesen war: Ein ganz anderer Mensch. Ruhig, zuversichtlich, staunend, fröhlich. Es war natürlich ausgelöst durch die netten Leute, das gute Essen, die nichtalltägliche Situation, Italienisch zu sprechen. Das löste die Erinnerung an Italien aus und auch an meine Vergangenheit in Catania. Beachtlich, dass ich nicht sentimental oder traurig wurde, und dass ich mich dieser Magie des Momentes so hingeben konnte!
Was hat es dann mit dem schlechten Schlaf auf sich – abgesehen davon, dass ich für die Veranstaltung nach neuseeländischer Zeit bis 4 Uhr morgens wachblieb, um mit jemandem zu reden, den ich im Sommer kennengelernt hatte?
Ich glaube, dass all diese Eindrücke der letzten Zeit mich noch einmal nachdrücklich daran erinnert haben, dass ich mich verändern will, auch wenn das einige schwierige und vielleicht schmerzhafte Entscheidungen kosten wird. Dass mir meine Psyche ein so deutliches Signal sendet, ist gut: Ich unterdrücke das nicht etwa über längere Zeit, sondern werde mir dessen zeitnah bewusst. Das ist für Januar sogar eine sehr gute Sache – anstatt wieder im Alltag unterzugehen.
Mit Schlafproblemen hatte ich schon früher in meinem Leben zu schaffen. Warum bin ich diesmal nicht so besorgt?
Ich gerate nicht in eine Panik- und Abwärtsspirale à la „ich schlafe schlecht“ – „ich bin nervös“ – „ich schlafe noch schlechter, weil ich so nervös bin“ – „ich bin erst recht mit den Nerven fertig“ usw.
Ich verstehe, warum ich schlecht schlafe, und werde darüber ganz ruhig.
Ich kann mich trotz allem hinreichend konzentrieren und bekomme Dinge erledigt.
Ich bin zufrieden mit meinen letzten Entscheidungen und bin davon überzeugt, das richtige getan zu haben.
Ich sitze nicht wie gelähmt rum, sondern komme zumindest in kleinen Schritten voran.
Ich habe etwas für mich selbst getan und war kreativ.
Was für eine Woche! Zum ersten Mal seit drei Jahren war ich Silvester wieder auf einen physischen Esperantotreffen. Als Jugendlicher und junger Erwachsener war diese Woche der Höhepunkt des Jahres. Dieses Mal war es sicherlich die beste Woche der letzten fünf Jahre. Und das will etwas heißen im Vergleich zum Sommer, der schon so herrlich war. Selbst im Vergleich zu vor ein paar Monaten war ich vorangekommen im Leben, einige Kilos leichter – und viel entspannter. Ich habe die Zeit seitdem nicht vergeudet, sondern genutzt. Und das spürte ich so deutlich…
Es gab einige Konzerte, bei denen ich abtanzen konnte, eine kulinarische Nacht, in der ich in orangefarbenem Pulli die Niederlande repräsentierte und niederländische Süßigkeiten verteilte – und eine mobile Sauna, die einer der Teilnehmer organisiert hatte. Was für eine großartige Idee!
Ich selbst gab ein Konzert meiner „Die Ärzte“-Esperanto-Coverband „La Kuracistoj“ inklusive einiger Lieder, die zum ersten Mal aufgeführt wurden. Außerdem gab es ein Lied, das nicht auf Esperanto war, nämlich „The Dawn Will Come“ in der ukrainischen Version von Eileen. Am Ende wurden sogar so viele Zugaben verlangt, dass wir ein Lied spielten, das ich erst frisch zuende geschrieben hatte. Jede Menge anderer Musiker waren im Publikum und gratulierten uns nachher. Gleichzeitig waren wir uns durchaus bewusst, dass wir noch besser werden können. Was für gute Aussichten!
Ich arbeitete in vier Nächten als DJ, darunter Silvester und in der letzten Nacht. Als ich „Het is een nacht“ von Guus Meeuwis auflegte und mitten unter den begeisterten bis tief bewegten Niederländern und Flamen tanzte, da fühlte ich noch mehr wie zu Hause. Und ein paar Italienerinnen wunderten sich, wie gut ich „L’ombelico del mondo“ von Jovanotti mitsingen kann…
Abseits meiner Aktivitäten fiel mir auf, mit wie vielen Menschen das Gespräch auf Themen kam, die in meinem Leben derzeit eine große Rolle spielen – anstatt etwa, dass es nur ums Feiern geht oder Ausbruch aus dem Alltag durch Ablenkung vom Rest des Lebens. Ich sah viele alte Freunde wieder, durchlebte viele vertraute Dinge, und dennoch schien viel besser als sonst. Ein frappierendes Beispiel war das Konzert der Band ĴeLe: Ich kannte viele ihrer Lieder, aber ich entdeckte eine neue Wahrheit in ihnen, die ich vorher noch nie wahrgenommen hatte. Es erinnerte mich an den Spruch, den ich aus dem Lied „Rich“ von Marillion kenne: „Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern so, wie wir sind.“ Es ist gut möglich, dass ich vieles anders sehe, weil ich mich selbst verändert habe.
Alles fühlte sich leicht an – wie seit 1999/2000 nicht mehr – der besten Zeit meines Lebens. Dabei war ich mir die ganze Zeit meiner Grenzen bewusst und dessen, dass ich noch viel lernen kann. Aber das tat nicht weh, sondern entspannte mich sogar noch mehr: Es ist eine gute Zeit für mich, und ich kann noch wachsen als Person. Es muss nicht perfekt sein, damit ich mich gut fühle.
Ich bin jetzt noch in Berlin, um eine Freundin zu treffen und nicht heute eine lange Strecke reisen zu müssen. Was könnte es für ein interessantes Jahr werden!
In vier Tagen sind es zweidreiviertel Jahre, seit ich meine Suche begonnen habe. In drei Tagen geht ein ereignisreiches Jahr zuende. Wie war das letzte Quartal? Und was war es für ein Jahr?
Die wichtigste Nachricht zuerst: Ich bin wieder gesund! Ich spürte schon lange, dass der Morgen nahe ist, aber als es endlich soweit war, da fiel eine Last von meinem Herzen. Nichts ist so wichtig wie diese eine Veränderung in meinem Leben.
Die zweitwichtigste Nachricht: Ich war endlich wieder unterwegs!
Ich kehrte nach über 22 Jahren nach Catania zurück. Es war kein Urlaub, es war Heilung.
Noch vor meinem Geburtstag setzte ich einen weiteren Schritt auf dem Ziel zu meinen Traum, alle Länder Europas zu sehen, und besuchte Malta. Weniger als zwei Wochen später folgt der nächste Schritt und ich reiste nach Portugal. Der Traum vom Reisen, den ich seit Anfang 2020 hatte, er ist endlich wahr geworden!
Auch sonst war ich gut unterwegs, traf mich mit Freunden in Amsterdam, Delft und Deutschland und verbrachte Fantasy-Wochenenden in Aventurien und Arkham. Ich spielte viel auf der Ukulele, schrieb einen neuen Text und sang zum ersten Mal auf Niederländisch und Türkisch – und zum ersten Mal seit langer Zeit auf Russisch. Meine Kreativität wurde gut gefüttert!
Über Weihnachten war ich bei meinen Eltern. Sie sind nach 48 Jahren in ein neues Haus gezogen. Was für ein Mut für Veränderung! Ich sah ein letztes Mal mein altes Zimmer. Angenehmerweise wurde ich nicht wehmütig oder traurig. Es war ein Blick in die Vergangenheit. Wer eine Zukunft hat, den schmerzt das Zurückblicken nicht.
Jetzt bin ich auf einem Esperantotreffen über Silvester in der Nähe von Oranienburg. Zum ersten Mal seit drei Jahren kann die Silvesterveranstaltung wieder physisch stattfinden. Gestern abend reiste ich an; heute ist der erste offizielle Tag. Schon jetzt macht sich dasselbe Gefühl breit wie im Sommer: Endlich wieder zu Hause!
Bleibt die Frage: Wo soll die Reise im nächsten Jahr hingehen? Dieses Jahr bin ich gesund geworden, wieder in neue Länder gereist, bin persönlich gewachsen und habe meine Stelle gewechselt. Im neuen Jahr möchte ich mich noch mehr auf mich selbst fokussieren. Alles, was dem zuwider läuft, ist Ballast in meinem Leben, den ich getrost loswerden kann.
Ich bin noch lange nicht da, wo ich hin will. Aber dieses Jahr endet viel besser als es begann.
Man sollte meinen, nachdem ich den halben Oktober unterwegs war, könnte es ja nicht mehr besser werden. Weit gefehlt!
Doch zuerst zum Abschluss meines Urlaubs: Gerade aus Lissabon zurückgekehrt, fuhr ich am vorletzten Freitag nach Delft auf ein Esperantotreffen. Hier sah ich viele Freunde wieder, mit denen ich im Sommer in Brabant gewesen war. Diesmal hatte ich meine portugiesische Tenorukulele eingepackt und spielte spät in der Nacht sogar Het is een nacht von Guus Meeuwis auf Niederländisch.
Der Ort – Het Kruithuis – hatte eine besondere Bedeutung für mich: Hier war ich bereits zweimal auf früheren Ausgaben derselben Veranstaltung gewesen. 2012, mitten in der letzten Krise, und 2016, als ich voller Hoffnung war. Es war interessant, denn es kam mir alles viel vertrauter und weniger überwältigender vor.
Ich kehrte am Samstag noch in das Café Huszár ein (ein ungarischer Name!). Beim ersten Mal vor 10 Jahren konnte ich noch kein Niederländisch und war froh über die geduldige und freundliche Bedienung. Vier Jahre später fühlte ich mich schon sicherer. Jetzt war es ein Heimspiel. So kann die Welt auf positive Weise zusammenschrumpfen!
Das Wochenende hat mich noch einmal daran erinnert, was mir wichtig ist und welche Leute und welche Umgebung mir gut tun.
Eigentlich sollte ich traurig sein, dass die Zeit des Reisens erst einmal vorbei ist. Aber im nachhinein habe ich mich selbst aus dem Jahr Auszeit übertroffen: Diesmal ist es mir gelungen, aus meinem Alltag auszubrechen und eine entscheidende Veränderung in meinem Leben zu erreichen.
Letzten Donnerstag bekam ich dann die Nachricht: Ich bin wieder vollkommen gesund. Ich hatte zu Beginn der Auszeit eine ähnliche Situation über meine Gesundheit. Was soll ich sagen? Das ist die beste Neuigkeit dieses Jahres und mein größter persönlicher Erfolg.
Es war ein langer Weg, den ich mit Geduld bis zum Ende gegangen bin. Vor einem Monat war der Morgen nahe. Jetzt ist es soweit: Der Morgen ist da. Die lange Nacht, die über mein Leben gekommen war und die vier Jahre lang angedauert hatte, sie ist endlich vorüber.
Letzte Woche war ich im Urlaub – und was für ein Urlaub es war! Dabei bin ich nicht einmal ins Ausland gereist, sondern ins schöne Noord-Brabant in den Süden der Niederlande. Hier fand mit zweijähriger Verspätung der Esperanto-Jugendweltkongress statt. Nachdem dieselbe Veranstaltung vor sieben Jahren in Wiesbaden war, kurz bevor ich aus Deutschland ausgewandert bin, hatte ich so nun ein weiteres Mal eine sehr kurze Anreise, sogar noch kürzer als damals. Auch sonst fühlte es sich wie ein Heimspiel an: Ich kannte die Sprache der Umgebung. Die Landschaft erinnerte mich sogar ans Münsterland.
Nach über zweieinhalb Jahren Zwangspause konnte ich wieder auf ein Esperantotreffen fahren. Erst als ich da war, merkte ich, wie sehr mir das gefehlt hatte.
Gleich nach der Ankunft, als es einige Wartezeit gab, fing ich an, Ukulele zu spielen. Bald kamen Leute hinzu und sangen mit; eine Freundin, die ich mindestens drei Jahre nicht gesehen hatte, umarmte mich herzlich. Das Gefühl war eindeutig: Endlich war ich wieder zu Hause!
War für eine großartige Woche. Endlich musste ich meine Gefühle nicht mehr zügeln oder unterdrücken, sondern konnte mich einer Sache wieder ganz hingeben.
Ich war wieder DJ und das Programm hieß „nostalgische Nacht“. Es war so schön, junge Leute leidenschaftkich auch zu alten Liedern tanzen zu sehen. Und am Ende des Abends tanzte ich sogar unverhofft eng zu zweit. Was hat mir das gefehlt! Wie einsam ich vorher gewesen bin! Und noch eine sentimentale Szene gab es gegen Ende des Abends: Ich spielte „Het is een nacht“ von Guus Meeuwis und der Cheforganisator tanzte gerührt mit. Das war für mich als Einwanderer ein ganz besonderer Moment.
Auf der Bühne stand ich außerdem noch mit meiner Band „La Kuracistoj“, wenn auch nur zu zweit. Wir spielten zwei Klassiker und eine neue Übersetzung, die alle gut ankamen. Das tat sehr gut, denn die neue Übersetzung habe ich 2020 und 2021 angefertigt; sie war also ein kreatives Ergebnis aus einer insgesamt schwierigen Zeit.
Meine Esperanto-Liedersammlung mit über 120 Stücken, die ich schon seit Jahren nicht mehr auf Treffen mitgenommen hatte, war diesmal höchst willkommen. Die Reaktionen haben mich motiviert, wieder an der öffentlichen Liedersammlung zu arbeiten – nach 16 Jahren Pause. Zu erleben, dass das, was mir sehr wichtig ist, auch bei anderen Anklang findet, schätze ich sehr. Und wenn mich andere zu einer Verhaltensänderung bringen, sagt einiges.
Meine Ukulele war nicht das schönste Instrument: Dieser Titel ging dieses Mal an ein lettisches Musikinstrument, eine kleine Version der finnischen Kantele.
Nachdem ich über sechseinhalb Monate lang Bücher für die Arbeit gelesen hatte, gönnte ich mir beim Einkaufen spontan einen Comic auf Niederländisch – Donald Duck speziell zum Thema Magier. Den Comic habe ich mühelos durchgelesen – ein Zeichen dafür, wie gut ich inzwischen Niederländisch kann.
Bei den Konzerten stellte ich mich ganz nach vorne und tanzte ab dem ersten Lied voll mit. Zwei Bands gaben mir nachher die Rückmeldung, wie sehr man meine Leidenschaft und Energie merkte, wie sehr das auf andere ausstrahlte und wie einfach es war, alle zum Tanzen zu bringen.
Es gab auch ernste Momente, und es war mir sehr wichtig, mich nicht zu verstellen, sondern auch die schlechten Zeiten anzusprechen.
Ich hörte dabei mehrere Sachen, die ich bemerkenswert fand: Dass überhaupt nichts dagegen spricht, dass ich nicht alleine bleibe. Dass ich immer auch etwas Positives sehe. Dass man mir die schwierigen Zeiten nicht ansieht. Dass man mir hingegen ansieht, wenn ich für ein Thema brenne, und ich großen Enthusiasmus zeige. Dass ich es verdient habe, glücklich zu sein. Es war, als würden einige alte Wunden endlich zu heilen beginnen.
Zum Abschluss der Woche wurde ein Esperanto-Musical aufgeführt. Dessen Lieder stammten größtenteils aus dem Repertoire eines anderen Esperanto-Musikprojekte von mir, das ich vor zehn Jahren begonnen habe und dessen letzter Text um Silvester 2020/21 erschien. Für das Musical wurden sogar EU-Fördermittel zur Erhaltung von Kultur bereitgestellt. Jede Menge junger Leute aus mindestens drei Kontinenten, von denen ich einige kannte, viele aber noch nie gesehen hatte, die plötzlich auch meine Texte sangen und aus dem, was ich mir einst mit einem Freund Stück für Stück auf zahlreichen Treffen ausgedacht hatte, etwas noch Größeres machten. Das war ohne Zweifel eines der fünf schönsten Erlebnisse mit Esperanto-Kultur. (Zum Vergleich: Ein anderes wurde einer der schönsten Tage meines Lebens.)
Es war, als wäre ich viereinhalb Jahre tot gewesen und nun wieder lebendig. Die Suche nach dem verlorenen Groove könnte hier zuende sein, denn ganz offensichtlich habe ich den Groove wiedergefunden. Ein Kapitel gibt es aber noch zu erleben:
Leider muss jeder Urlaub zuende gehen. Die dazugehörigen Begleiterscheinungen sind unter Esperantosprechern bekannt als Post-Esperanto-Treffen-Syndrom. Ich habe noch am Tag meiner Rückkehr nach Hause eine neue Version meines Liedes zu dem Thema aufgenommen:
Eine Absicht habe ich aus dieser Woche mitgenommen: Ich will mein Leben zurück. Ich möchte nicht mehr in einen Alltag, in dem meine Bedürfnisse zu kurz kommen. Ich habe erlebt, wie ich sein kann und wie ich dann wahrgenommen werde. Ich möchte das in meinem „normalen“ Leben häufiger haben. Dafür bin ich bereit, weite Teile meines Lebens umzubauen. Es gibt nichts mehr, auf das ich warten muss. Eine bessere Zeit als jetzt wird nicht kommen!
Das klingt vielleicht dramatisch und irrational. Das ist nicht im Vergleich zu Krieg. Krieg ist das absolute Böse.
Ich habe bislang 300 Euro an verschiedene Hilfsorganisationen gespendet und die Ukrainer in meinem Freundeskreis und beruflichen Netzwerk gefragt, wie ich ihnen helfen kann. Ich kann von Glück sagen, dass ich zufällig die deutsche Staatsangehörigkeit habe und in den Niederlanden lebe. Als ukrainischer Mann in der Ukraine wäre es mir verboten, vor dem Krieg zu fliehen.
Das Foto in diesem Eintrag habe ich im Sommer 2011 gemacht, als ich Gast in der Ukraine war anlässlich des Esperanto-Jugendweltkongresses in Kiew. (Ich hatte diesen für mich ganz besonderen Sommer bisher nur mehrmalsam Rande erwähnt.) Natürlich habe ich viel schönere Bilder und Erinnerungen an diesen Urlaub. Diesmal geht’s um die Farben.
„Und wenn ich Dich zwei Fragen fragen würde, wär das:
Woran glaubt Du? Und wofür lebst Du?
Und wenn Du mich zwei Fragen fragen würdest, wär das:
Woran denkst Du? und Wohin gehst Du?“
– Klee: 2 Fragen
„Doch wie er von der Liebe sprach
stach mir mitten ins Herz
tief und tausendfach“
– Klee: Tausendfach
„Und eben noch war da
nur Dunkelheit“
– Klee: Wenn Dich die Liebe trifft
In der vergangenen Woche seit dem letzten Eintrag habe ich einige interessante Erfahrungen gemacht. Ich kann mich nicht daran erinnern, seit dem Beginn meiner Suche jemals so viele Eindrücke auf einmal gesammelt zu haben. Vieles erinnerte mich an vergangene Situationen, aber es war alles viel dichter beieinander.
Auf der Arbeit hatte ich um Rückmeldung gebeten. Eine Kollegin schrieb, man sehe, wenn ich für eine Thema brenne, und sinngemäß, dass es toll sei, mich so zu erleben. Das erinnert mich daran, wie ich im Oktober 2019 die Leute begeisterte. Als ich jetzt diese Bestätigung bekam, fühlte ich mich sehr erfüllt. Ich habe diese Situationen, in denen ich etwas ausstrahle, also häufiger, und es ist angenehm für andere Leute. Ich sollte also umso stärker denn je dafür sorgen, dass ich meine Zeit mit Tätigkeiten verbringe, die mir etwas bedeuten. Dann habe ich den Groove.
Seit vorgestern habe ich außerdem Urlaub. Am Montag habe ich ein Wiki-Projekt um einen weiteren Meilenstein vorangebracht – etwas, das ich seit Monaten tun wollte und für das ich nie die Konzentration aufbrachte. Und jetzt ging es mir ganz leicht von der Hand, obwohl es tatsächlich nicht trivial war und ich immer wieder kurz nachdenken musste.
Am selben Tag habe ich eine weitere Esperanto-Übersetzung eines „Die Ärzte“-Liedertextes fertig bekommen – genauer gesagt, eine brauchbare Rohfassung, der noch Korrekturlesen fehlt. Es ist verrückt, dass mir ähnliches vor fast genau einem Jahr passiert ist. Der Text, den ich jetzt zuende übersetzt habe, war auch der, für den ich damals erste Ideen notiert hatte. Das Jahr über hatte ich meine Notizen immer mal wieder in der Hand (vor allem bei Zugfahrten) und weitere Zeilen aufgeschrieben. Die Übersetzung ist also wirklich ein Produkt der letzten 12 Monate. Wenn ich so kreativ bin, fühle ich mich lebendig!
Heute war ich in Münster und habe einige Dinge erledigt, die ich schon seit mindestens zweieinhalb Jahren tun wollte. Nebenbei hatte ich sogar noch Zeit, einige neue Klamotten einzukaufen. Es fühlte sich wie ein ungewohnter Luxus an, einfach in ein Geschäft gehen zu können und für mich zu sorgen!
Am Nachmittag habe ich den nächsten Meilenstein im Wiki-Projekt geschafft – und das war wirklich kreative Arbeit, denn es ging vor allem darum, einen Text zu verfassen und ihn aus allen möglichen Teilen und Notizen zusammenzusetzen. Damit habe ich die Vision, die ich mir zu Anfang des Jahres für das Wiki gesetzt hatte, wahr werden lassen. Ich habe etwas geschafft, nachdem ich über das Jahr verteilt immer wieder Phasen größerer Aktivität für dieses Ziel hatte.
Zuletzt gibt es noch eine bemerkenswerte musikalische Erfahrung, die ich schon vor einigen Tagen hatte und die bis jetzt anhält. Ich hatte die Singles des 2. Klee-Albums entdeckt, als sie jeweils neu waren, und mehrfach darüber gebloggt. So sehr sie mir auch gefielen, ich durfte ein Lied wie Tausendfach nicht zu oft hören, weil ich dann immer melancholisch wurde. Beim Hören der 1. Single „2 Fragen“ bekam ich außerdem Anfälle von Bitterkeit in Form von Gedanken wie „Ich kann an nichts glauben“ oder „Ich gehe doch nirgendwohin“.
Klee: 2 Fragen
Und jetzt höre ich dieselben Lieder – und ich werde nicht mehr bitter oder traurig. Ich denke daran, welche Ausstrahlung Leute an mir bemerkt haben, wenn ich den Groove habe. Eine Idee zu haben, für die ich mich begeistern kann, ist größer als die Summe all dessen, was ich hier und jetzt leiste, und eine Vision von einer besseren Zukunft formulieren zu können, kann verblassen lassen, was wir hier und heute erleben. Das ist etwas, was ich aus „2 Fragen“ jetzt auch heraushöre. Und „Tausendfach“ sehe ich nicht mehr als eine wehmütige, bittersüße Erinnerung an bessere Zeiten, sondern als Bestätigung, dass es wichtig ist, dass einen etwas berühren kann, und dass dann selbst schmerzvolle Erfahrungen ihren Sinn haben.
Klee: Tausendfach
Gestern war der kürzeste Tag des Jahres. Ab jetzt gewinnen wir fast ein halbes Jahr lang jeden Tag einige Minuten Helligkeit. Und wenn ich während der dunkelsten Zeit des Jahres so viele Lichtblicke erleben kann, dann glaube ich, dass auch meine persönliche Talsohle durchschritten ist.
Unglaublich, was ich alles zustandebringe und genießen kann, wenn ich Zeit für den nötigen Fokus bekomme. Davon möchte ich mehr in den nächsten sechs Monaten!
Der dunkelste Tag ist vorbei! Seit vorgestern gewinnen wir ein halbes Jahr lang täglich einige Minuten Helligkeit dazu. Die Talsohle ist durchschritten. Und so fühle ich mich auch persönlich. Ich habe beim Durchsehen von Fotos einige von mir von Ende letzten Jahres gefunden: Mein Gott, wie fertig ich aussehe. Ich habe andere Fotos gefunden, die mich daran erinnerten, wie ich fast nichts mehr genießen konnte, wie sehr mich bestimmte Themen in Beschlag hielten – und wie ich in meiner damaligen Rolle einfach nicht glücklich werden konnte.
Derzeit habe ich zwei Wochen Urlaub. Was ich beachtlich finde, ist dabei, wie ich mich fühle: Eine so geringe Alltagslast habe ich seit bestimmt fünf Jahren nicht mehr gehabt. Jeden Tag erledige ich ein paar Pflichten und dann ist noch so viel Zeit und Energie da. Und das in einer Jahreszeit, in der ich normalerweise deutlich müder bin!
Jetzt, wo mein Geist endlich einmal zur Ruhe kommen kann, kommt eine meiner wertvollsten Eigenschaften wieder zurück (also eine, die ich selbst am meisten an mir schätze), nämlich meine Kreativität. Kreativ war ich auch während diesen Jahres, keine Frage. Dennoch habe ich mich oft auf die kleinen Dinge beschränkt. Für große Sprünge war keine Kraft und Konzentration da.
Was ich darunter verstehe? Ich schreibe, übersetze und dichte seit vielen Jahren Lieder um. Für jedes Jahr habe ich mir vorgenommen, zumindest einen neuen Text zu schaffen. Dafür habe ich inzwischen Dateien und Papierhefter mit Notizen aller Art: Fragmenten, Ideen, Textzeilen, Reimen, Akkorden und sogar der Analyse der Originalstruktur eines Textes. Leider ging mir das schon einige Jahre nicht mehr leicht von der Hand; irgendwie hatte ich meistens eine geistige Blockade, die Inspiration kam einfach nicht mehr. Am besten ging es immer noch während Veranstaltungen (inklusive An- und Abreise), weil ich dann die richtige Stimmung hatte. Aber dieses Jahr war mit Treffen und Reisen ja nicht viel los…
Ich hatte mir vorgenommen, vor Ende des Jahres dennoch einen Text zuende zu bekommen. Das war eine der wenigen Sachen, die mir für dieses Jahr noch wichtig waren! Und was soll ich sagen? Plötzlich ging einiges wieder.
Seit 2001 bin ich Mitglied der Band „La Kuracistoj“, die „Die Ärzte“-Lieder auf Esperanto nachspielt. Das allererste Repertoire stammt nicht von mir; seit 2002 habe ich jedoch einige Übersetzungen beigetragen. Diese Liedertext-Übersetzungen stellten für mich – abgesehen von meinem eigenen Lied „Al la liberec'“ – immer die Krönung meines Schaffens dar.
In den letzten Tagen ist für mich ein kleines Wunder geschehen: Ich habe eine erste Fassung einer neuen Übersetzung fertigbekommen. Die Idee, genau dieses Lied zu übersetzen, hatte ich schon vor vielen Jahren – ich meine sogar, es sei eine meiner ersten Einfälle überhaupt gewesen. Dann war aber lange Schluss mit der Inspiration: Die Übersetzung lebte in Form von Notizen jahrelang in einem Schnellhefter, ohne dass mir zündende Ideen kamen. Ich habe zum Teil sogar mehrere Entwürfe für dieselben Abschnitte notiert, war dennoch nicht zufrieden. Und jetzt habe ich innerhalb weniger Tage alle ausstehenden Übersetzungsprobleme gelöst, ohne sogar in einer Esperanto-Umgebung zu sein! (Welches Lied ist es ist, verrate ich übrigens noch nicht – es muss immer noch das Korrekturlesen durch jemand anderen kommen und dann ein eventueller Feinschliff.)
Diese Kreativität, die Fähigkeit meines Hirns, so eine kreative Leistung zu vollbringen, ist für mich einer der eindeutigsten Hinweise darauf, dass es mir besser geht. Wunder über Wunder: Für ein anderes Lied sind mir ebenfalls bereits Zeilen eingefallen – ich hielt es zuvor für „schwer übersetzbar“. Mal sehen, was daraus wird!
Ich wollte bei der Gelegenheit endlich meine elektronischen Notizen aktualisieren und einmal nachlesen, wann ich denn das letzte Mal „Die Ärzte“ (zuende) übersetzt habe. Stellt sich raus: Sommer 2011. Neuneinhalb Jahre!
Das hat mir zu denken gegeben. Wenn ich wenige Pflichten habe, bekomme ich Sachen hin, die mir wichtig sind und bei denen ich den Teil meiner Persönlichkeit zeigen kann, die ich für am wertvollsten halte. Warum soll es denn nicht so weitergehen? Wenn ich mich freischaufele, kann das häufiger geschehen! Ich habe dieses Jahr besonders gespürt, dass die Zeit begrenzt ist und ich sie so gut wie möglich nutzen sollte. In diesem Sinne:
Es wird keine bessere Zeit kommen als heute.
Es wird keine günstigere Gelegenheit geben als die jetzt.
Ich kann niemals jemandem so wichtig sein wie ich mir selbst.
Um meine Kreativität so gut wie möglich zu fördern, möchte ich:
Alle Notizen zu einer Quelle zusammentragen. Ich bin es mir wert!
Alle anderen Aktivitäten (Rezensionen für andere…) ruhen lassen, bis ich meinen eigenen Kram sortiert habe.
Den Groove wiederfinden ist mein Ziel. Ich weiß bereits, dass ich den verlorenen Groove nicht durch Arbeit oder irgendwelche äußeren Einflüsse finden werde, sondern in mir selbst. Wie habe ich das herausgefunden?
Eine erhellende Erfahrung
Es geschah letztes Jahr im Rahmen meiner Arbeit, als ich ein einschneidendes Erlebnis machte. Ich engagierte mich in einer Initiative für eine Sache, die mir am Herzen lag und deren vorgeschlagene Lösung ich ansprechend fand. Ich war einer von mehreren Pionieren aus verschiedenen Abteilungen, die größtenteils zum ersten Mal zusammenarbeiteten. Innerhalb kurzer Zeit lernte ich ein neues Konzept und verbreitete das Wissen, kam mit Leuten ins Gespräch, gab interne Schulungen. Im Oktober präsentierte ich schließlich zusammen mit einer Kollegin auf einer Veranstaltung in Amsterdam, was wir gemacht und bisher gelernt hatten.
Mir machte es großen Spaß, mich außerhalb der gewohnten Bahnen zu bewegen. Einige Aufgaben erinnerten mich an meine Zeit als Aktiver bei der Deutschen Esperanto-Jugend, in der ich unter anderem internationale Veranstaltungen mitorganisiert habe und gelernt habe, alle möglichen Arten von Problem vorauszusehen oder auch spontan zu lösen.
Die Reaktionen, die ich bekam, waren hochinteressant. Einige Kollegen, mit denen ich zusammenarbeitete, sagten mir, ich hätte eine besondere Ausstrahlung und man merke mir an, dass ich für die Sache brenne. Von der Veranstaltung in Amsterdam bekam ich begeistertes Echo von Teilnehmern der Präsentation.
Ich war natürlich sehr angetan; nur konnte ich mir diesen durchschlagenden Erfolg zunächst gar nicht erklären. An dem Aufwand konnte es wohl kaum gelegen haben. Auch wenn es viel Arbeit gewesen war, hatte es sich so leicht angefühlt.
Wie konnte ich diese Wirkung auf die Leute gehabt haben? Ich hatte doch gar nichts Besonderes gemacht! Ich war einfach nur ich selbst gewesen.
Ich bekam allerdings noch eine Rückmeldung: Ich sei authentisch und das merke man mir an. Authentizität im Sinne von „mit sich selbst im Reinen sein“ ist unglaublich attraktiv. Ich wusste um diese Wirkung.
Schließlich dämmerte es mir: Ich war bei diesen Gelegenheiten im Einklang mit mir selbst gewesen. Deswegen fühlte ich mich fast unbesiegbar. Rückschläge und Schwierigkeiten schmerzten nicht. Die Bestie des Selbstzweifels, sie hatte keine Zähne!
Mir wurde klar, dass dies die erste Situation bei der Arbeit gewesen war, in der ich entlang meiner Gefühle gearbeitet hatte – und nicht etwa gegen oder ohne sie. Das war eine lebensverändernde Erkenntnis für mich.
Eine tiefgreifende Erkenntnis
Mir dämmerte, dass ich eine falsche Dichotomie gesehen hatte: Entweder Herz oder Hirn – und fürs Hirn wurde ich schließlich bezahlt. Da lag es auf der Hand, dass ich die Gefühle soweit wie möglich ausblenden oder im Zweifelsfall unterdrücken musste, wenn sie scheinbar im Weg standen. Aber wen störten sie eigentlich? Früher hatten viele Leute Probleme mit meinen Gefühlen, und ich nahm es als gegeben hin, dass ich ihnen meine Emotionen nicht zumuten konnte. Warum das so war, das ist eine eigene Erzählung.
Inzwischen habe ich gelernt, dass auch für einen „rationalen“ Job bestimmte Dinge zählen: Psychologische Sicherheit und allgemein sich wohl fühlen. Klar muss man sich immer wieder herausfordern und sich ändern – aber das muss eben aus sich selbst heraus kommen und nicht forciert von außen.
Nachdem ich erlebt habe, dass es das gibt, weiß ich: Dahin will ich wieder zurück.
Die Umstände
Interessant sind dabei die Umstände, unter denen das passiert ist. Ich habe nicht etwa mehrere Jahre nach einer Krise gebraucht. Im Gegenteil, ich war zu dem Zeitpunkt bereits schwer angeschlagen – und dennoch ist es gelungen.
Es waren auch nicht außergewöhnlich günstige Bedingungen im Berufsleben: Diese Art von abteilungsübergreifender Zusammenarbeit bedeutete, unbekanntes Terrain zu betreten.
Da die Initiative so hoch aufgehängt war, spielte immer große Firmenpolitik im Hintergrund mit. Da ist normalerweise kein Platz für Rücksicht auf Gefühle.
Auf der Veranstaltung waren Experten und Leute mit langjähriger Erfahrung. Ich war ein Neuling, der das im ersten Jahr machte.
Was ich jedoch gemerkt habe: Gerade die emotionale Komponente und das Ansprechen von Unsicherheit im Rahmen von Schulungen funktionierten. Die Wirkung auf andere ließ sich bei späteren Gelegenheiten auf anderen externen Veranstaltungen zu anderen Themen und unter anderen Rahmenbedingungen reproduzieren. Sie bestand also nicht aus der Magie eines Momentes oder dem Zauber des Neuen.
Wie treffend heißt es doch in Andreas Bouranis Lied „Auf uns“, das ich schon früher zitiert habe:
Hier geht jeder für jeden durchs Feuer
Im Regen stehen wir niemals allein
Und solange unsre Herzen uns steuern
Wird das auch immer so sein
Dass ich über eine unglaubliche Kraft verfüge, wenn auf mein Herz achte, habe ich endlich erkannt. Das wird der Weg sein!