Nachdem ich herausgefunden hatte, dass ich höchstwahrscheinlich eine extrovertierte hochsensible Person bin, habe ich öfters vom „Mischpult des Lebens“ gesprochen, das es richtig einzustellen gilt. Wie könnte eine solche Einstellung aussehen? Für den Alltag stelle ich mir folgende Regler vor:
Schlaf: Ich werde abends müde, bin bereits bettfertig und gehe dann ins Bett.
Ernährung: Ich esse jeden Tag zumindest eine frische oder frisch zubereitete Sache.
Bewegung: Ich sitze nicht den ganzen Tag, sondern stehe oder gehe zumindest einige Zeit.
Kreativität: Ich habe Zeit, um eines meiner kreativen Hobbys zu verfolgen.
Lernen: Ich lese, gucke oder übe jeden Tag ein wenig.
Gesundheit: Ich achte darauf, was mein Körper mir sagt, und unternehme Schritte, um meine Gesundheit zu erhalten.
Gesellschaft: Ich habe Kontakt mit anderen Menschen.
Ruhe: Ich habe Zeit für mich alleine, um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten.
Ich habe das in den letzten Monaten mehr und mehr und immer häufiger geschafft. Ich merke auch, was das für einen positiven Effekt auf mein körperliches und geistiges Wohlbefinden ausübt.
Einige Dinge haben sich scheinbar automatisch eingependelt. Für andere habe ich bewusste Maßnahmen getroffen. Für den Schlaf habe ich etwa meinen Koffeinkonsum erst auf 3, dann auf 2 Tassen Kaffee zurückgeschraubt. Außerdem schaue ich ASMR-Videos, bei denen ich oft nur drei Minuten schaffe, bis ich einnicke.
Ein guter Alltag ist ein Zeichen von (Selbst-)Achtsamkeit und praktizierte Selbstliebe. Eine gute Balance ist wichtig, um nicht ständig außer Puste zu geraten, sondern sich einen kleinen Energievorrat aufzubauen, um dann anstrengendere Dinge anzupacken.
Natürlich gibt es daneben auch Dinge, die nicht in den Alltag fallen, wie Freunde und Familie oder Veranstaltungen, oder größere Ziele wie Reisen oder nicht alleine sein. Es zählt jedoch, dass der Alltag nicht öde oder zermürbend ist und durch außergewöhnliche andere Zeiten ausgeglichen werden muss.
Es läuft die letzte Arbeitswoche vor dem hochverdienten Urlaub. Ich habe am letzten Wochenende alles einen Gang ruhiger angehen lassen. Dabei ist mir noch einmal klar geworden, wie sehr ich mich selbst schätze in den Momenten, in den ich mir selbst gegenüber Verletzbarkeit zeige. Gerade das finde ich an mir liebenswert. Wer mich auf den Teil meiner Person reduziert, der etwas leistet, hat mich überhaupt nicht verstanden und sollte von mir wegbleiben.
Das ist das wichtige Gegengewicht zu den Anstrengungen, die ich unternehme, um mein Leben zu verbessern. Das wird auch verhindern, dass ich mich wieder selbst vernachlässige und damit völlig verausgabe.
Ich bin nicht nur jemand, der nützlich ist und dabei oft gute Laune zeigt. Ich habe auch Momente, in denen ich zur Ruhe komme und mir zugestehe, in einer ganz anderen Stimmung zu sein. Traurig. Wütend. Ratlos. Verzweifelt.
Nur wenn ich auch das sein kann, kann ich auch authentisch fröhlich sein. Dafür bin ich dann auch ein Mensch, der sich über Kleinigkeiten wie eine Tasse Tee oder eine Süßigkeit freuen kann.
Ich glaube, dass dieser Teil des Mischpults meines Lebens inzwischen gut eingestellt ist. Zu erkennen, dass ich eine extrovertierte hochsensible Person bin, war wegweisend, um zu verstehen, warum Sinneseindrücke stärker auf mich wirken und ich oft länger brauche, um sie zu verarbeiten.
Ich kann mich jetzt auch darüber freuen, wenn ich mir selbst etwas Gutes tue. Es war ein weiter Weg dahin!
Zuletzt habe ich es mir gegönnt, den Soundtrack des von mir sehr geschätzten und intensiv gespielten Spiels „Drakensang: Am Fluss der Zeit“ einmal nach meinem Geschmack zu sortieren. Das Ergebnis spricht für sich: Das kann ich wunderbar nebenbei hören, wenn ich etwas anderes mache.
Nach all den Meldungen über Erfolge und schöne Erlebnisse ist es wichtig, auf Körper und Seele zu hören und nicht das Gespür für die eigene Verletzlichtkeit zu verlieren.
Ich hatte letztes Jahr geschrieben, wie mir die Videos von Sandra Quedenbaum geholfen hatten, zu erkennen, dass ich wahrscheinlich eine extrovertierte hochsensible Persönlichkeit bin und wie mir eines ihrer Seminare geholfen hat, damit zu beginnen, das Mischpult des Lebens besser auf meine Bedürfnisse einzustellen.
Vor ein paar Wochen hat sie ein neues Video veröffentlicht, das mich wieder auf besondere Weise berührt hat. Es spricht mir aus der Seele!
Sandra Quedenbaum; Hochsensibilität, Schuld und Scham. Wenn toxische Scham unser Leben prägt
Es ist fast so, als hätte sie einen Teil meines Lebens auf wenige Minuten zusammengefasst. Über viele Elemente hatte ich sogar schon gebloggt!
Ich bin ok – aber in der Vergangenheit haben mir Leute eingeredet, dass ich als Person grundsätzlich nicht in Ordnung bin. Das hat mein Selbstwertgefühl nachhaltig angekratzt.
In dem Video wird außerdem bestätigt, dass der Rat, ich müsse mich nur selber lieben und von den anderen könne ich nichts erwarten, absolut falsch ist. Ich hatte das schon geahnt.
Wenn man jedoch den Eindruck vermittelt bekommt, man sei nicht liebenswert (ja sogar nicht lebenswert), dann ist es kein Wunder, wenn man ein verzerrtes Selbstbild entwickelt und ständig in der Angst lebt, eine Last zu sein – was sogar zu Selbstvernachlässigung führt. Kein Wunder, dass so eine Person Abgrenzungsschwierigkeiten hat und mit falschen Schuldgefühlen und der verkehrten Vorstellung von „Liebe, die man sich verdienen muss“ durchs Leben geht. Auch nicht verwunderlich, dass diese Person sich dann besonders Menschen unterwirft, die nicht gut zu ihr sind.
Die Überzeugungen, „nicht gut genug sein“ und dass es nur eine „gerechte Strafe“ sei, wenn mir schlechte Dinge passieren, gehört ebenfalls dazu. Ich kann meine größte Angst heute direkt benennen: die Angst, nicht geliebt werden zu können – und dass mir erst recht schlimme Dinge passieren, wenn ich es auch nur wage, das offen auszusprechen.
Einzig das Wort „toxisch“ hat mir in dem Video nicht gefallen – weil ich es in den letzten Jahren zuvorderst in Verbindung mit Männlichkeit in Gebrauch sehe. Gerade dieser Ausdruck bewirkt aber nichts Gutes, sondern bestätigt genau die schlechten Dinge, die in dem Video angesprochen werden – dass man nämlich als Mann grundsätzlich das Gefühl haben muss, „nicht gut genug“ zu sein und „etwas leisten müsse“, weil man ansonsten „nicht ok“ sei. Das hat mich über viele Jahre klein gehalten. Es ist Zeit, auszusteigen und klar zu benennen, dass eine solche Wortwahl nicht ok ist. Schluss mit der falschen Scham!
Heute ist Sommersonnenwende und nicht ohne Wehmut denke ich daran zurück, wie ich vor sieben Jahren das Mittsommerfest in Schweden erlebt habe. Andere Zeiten – und ein ganz anderes Leben! Glücklich war ich damals allerdings nicht und ich habe inzwischen viele Dinge begriffen, die ich seinerzeit noch nicht verstehen konnte.
Bis Ende des Monats habe ich frei, weil ich Resturlaub vom letzten Jahr abfeiern muss, der ansonsten verfallen würde. So sind die Regelungen in den Niederlanden. Es ist zum ersten Mal in meinem Leben, dass sich soviel angesammelt hat. Seit Anfang des Jahres bin ich nicht mehr verreist. Bevor der Traum vom Reisen weitergehen kann, brauche ich noch meine zweite Impfung und muss dann zwei Wochen warten. Aber wie gesagt, ab dem 2. Juliwochenende geht das wieder.
Dass ich sozusagen zwangsweise zu Hause bleiben muss, hat mich jedoch nicht betrübt: Anstatt mich in irgendeine Arbeit zu stürzen oder ein schlechtes Gewissen zu haben, hat mein Metabolismus endlich auf Ruhemodus umgestellt. Was war ich müde! Es war jedoch keine Erschöpfung – ich fühlte mich gut dabei. Ich bin in den letzten Tagen zum ersten Mal seit meiner Auszeit wirklich zur Ruhe gekommen. Es für einige Tage wirklich einmal ruhiger anzugehen, war goldrichtig.
Eine wichtige Lektion über extrovertierte Hochsensibilität war für mich, auf die Signale zu achten, die mir Körper und Geist schicken. Normalerweise kann ich gut einen Tag ausruhen – danach bekomme ich einen Rappel und muss wieder etwas tun, sonst halte ich es nicht aus. Typisch extrovertiert hochsensibel. Dieses Mal signalisierten mir Leib und Seele eine andere Botschaft: „Du bist müde und das ist ganz normal. Ruhe Dich einfach aus, das fühlt sich gut an.“ Um die richtige Einstellung für mein Mischpult des Lebens zu lernen, ist das eine ganz wichtige Lektion. Auch zu merken, wenn ich derzeit überreizt bin und eine Pause brauche und mir dann Aktivitäten zu suchen, die weniger anstrengend sind, ist sehr wichtig. Insofern sind „einige Tage zu Hause rumgammeln“ in Wirklichkeit wichtige Schritte auf dem Weg zu mir selbst.
Ich habe einen Schritt gewagt und eine Idee umgesetzt, die ich schon länger mit mir herumgetragen hatte: Ich habe letzten Samstag an einem Seminar von Sandra Quedenbaum über Hochsensibilität teilgenommen. Seit ein paar Monaten hatte ich vermutet, dass ich eine extrovertierte hochsensible Person bin – und jetzt bin ich mir dessen sogar ziemlich sicher. Darüber Klarheit zu bekommen war einer der Gründe, an dem Seminar teilzunehmen. Aber eines nach dem anderen: Wie war’s?
Inhaltlich war es sehr ähnlich zu den Videos – also eine gute Transparenz bezüglich des Angebotes. Es ging mir denn auch weniger um neues Wissen als um den Austausch. Es war für mich eine ganz andere Erfahrung, das in einer Gruppe und mit Rückfragemöglichkeit zu erleben.
Am Ende fühlte ich mich tiefenentspannt. Ich war seit Jahren nicht mehr so einfach so lange auf etwas fokussiert. Ich habe mich wieder bei mir selbst gefühlt anstatt irgendwie vernebelt und verschwommen. In gewisser Weise habe ich seit über 20 Jahren nicht mehr so eine Ruhe gehabt, so eine Abwesenheit von Druck.
In den Tagen danach waren meine Muskeln entspannt (vor allem am Bauch). Mein Gehör war besser – ich habe dasselbe Lied plötzlich deutlich klarer gehört. Ich werde abends wieder müde und morgens sogar einigermaßen wach. Es ist, als ob ich an einem Tag die Entwicklung von einem Monat durchgemacht habe – oder von zwei… oder sogar sechs.
Ich weiß jetzt besser, wie der Weg voran aussehen wird: Ich werde aktiv nach Möglichkeiten suchen, mein Mischpult des Lebens richtig einzustellen, damit ich mich weder übernehme noch langweile. Am liebsten würde ich mir eine Gruppe von Hochsensiblen suchen, mit denen ich mich regelmäßig austauschen kann. Mal sehen, was wird!
Heute abend bin ich so friedlich wie schon lange nicht mehr. Als ich vor über einem halben Jar endlich Veränderung angestoßen habe, hätte ich nicht gedacht, wie lange es dauern würde. Es sollte ein langer Marsch werden. Aber immerhin, ich bin (wieder) auf dem Weg!
Was mir sehr hilft, auch wenn es immer noch bewusste Anstrengung erfordert und sich ein wenig egoistisch anfühlt, ist die Konzentration auf mich selbst. Ein Aspekt der extrovertierten hochsensiblen Personen (HSP), der mich besonders angesprochen hat, war die starke Reaktion auf Kunst, Musik und Natur.
Ich kann Musikstücke fast wie einen Stimmungsregler verwenden. Wenn ich möchte, kann ich innerhalb von zwei Liedern von fröhlich und voller Energie zu abgrundtief traurig und niedergeschlagen wechseln – und umgekehrt! Dazu zwei Beispiele:
La Pegatina: La Negra
Veronika Fischer: In jener Nacht
Seit ich verstanden habe, dass ich ein sehr gefühlvoller Mensch bin, verstehe ich endlich, warum mich so viele internationale Musik anspricht: Sie drückt oft Aspekte aus, die ich aus Deutschland nicht gewohnt bin. Erst mit allen Facetten zusammen passt es endlich:
Natürlich liebe ich es, wenn Musik so voller Energie von Lebensfreude ist! Das klingt so, wie ich mich oft fühle, und dann erinnere ich mich an frühere Gelegenheiten, in denen ich gefeiert, gelacht und getanzt habe.
Doch auch das traurige Lied berührt mich sehr: Der Franz Bartzsch hat eine Verletzbarkeit in seiner Stimme, es klingt, als drücke er seine Gefühle ganz unverfälscht aus. Wenn ich so ein Lied über Melancholie und verlorene Liebe höre, dann erinnere ich mich an all die Male, als ich unglücklich verliebt war oder eine Beziehung zuende ging – und auch die Erfahrung, dass meine Gefühle – Traurigkeit, Verletztheit – als „nicht ok“ abgestempelt wurden. Das ist eine falsche Bewertung, wie ich zum Glück endlich erkannt habe.
Das erklärt, warum ich Musik nicht gerne nebenbei als Hintergrundgeplätscher höre: Weil ich sehr stark auf sie anspreche und weil ich leicht einen Bezug zu ihr herstellen kann.
Ich habe das lange Zeit als Schwäche angesehen: Ich sei eben wankelmütig und beeinflussbar. Dabei ist das genauso eine Stärke: Ich kann mich auf etwas einlassen. Mir sind die Dinge nicht egal.
Der Trick liegt also darin, melancholische Lieder nur in geringen Dosen zu hören und ansonsten Stücke zu suchen, die Freude, Staunen oder Gelassenheit ausdrücken.
Ian Betteridges Gesetz der Überschriften besagt, dass jeder Titel, der mit einem Fragezeichen endet, mit „nein“ beantwortet werden kann. Es liegt auf der Hand: Wenn die Leute wirklich Fakten oder Beweise hätten, bräuchten sie nicht die Frageform zu wählen. Warum also dann trotzdem ein Blogeintrag zu diesem Thema?
Ich fange mal von vorne an. Zum ersten Mal in Berührung gekommen bin ich mit dem Konzept der Hochsensibilität vor ein paar Jahren, als ich das Buch „Jenseits der Norm – hochbegabt und hoch sensibel?“ von Andrea Brackmann gelesen habe. Darin schreibt sie sowohl über Hochbegabte als auch Hochsensible. Ich fand das sehr berührend.
Erneut auf das Thema gestoßen wurde ich durch eine Empfehlung eines Videos von Sandra Quedenbaum: Wie hochsensible Kinder zu psychisch kranken Erwachsen werden. Das knüpfte hervorragend an das erwähnte Buch an und hat mich ebenfalls tief gerührt.
Dadurch neugierig geworden, guckte ich noch weitere Videos (und entsprechende Artikel) von derselben Autorin. Drei sprachen mich besonders an:
Klar, dass mich das interessierte – ich habe mich ja besonders mit meinen Gefühlen befasst. Die Gefühlswelt von Hochsensiblen zeigt sich insbesondere durch:
intensive Emotionen, dabei Wechseln von Gefühlen innerhalb von Sekunden
starke Reaktion auf Natur, Kunst und Musik
nahe am Wasser gebaut durch die tiefe Rührung
Das kam mir so bekannt vor! Aber den stärksten Eindruck hinterließ folgender Beitrag:
„Extrovertierte“ hochsensible Personen sind eigentlich ambivertiert, haben also immer auch introvertierte Anteile. Leute aus dieser Untergruppe der Hochsensiblen
genießen sowohl soziale Kontakte als auch Stunden alleine
kombinieren tiefes Denken zum Lösen von Problemen mit Empathie
wirken mitreißend, begeisternd
Ich konnte mir viele Videos der Autorin nicht in einem Rutsch ansehen, weil ich zwischendurch weinen musste. Wie ich inzwischen weiß, ist das ein guter Hinweis darauf, dass mir die Dinge etwas bedeuten.
Dieses letzte Video erzeugte in mir eine ganz merkwürdige Unruhe. Ich war sehr aufgeregt, denn es kam mir alles so vertraut vor! Insbesondere die scheinbar widersprüchlichen Qualitäten (tiefes Denken, intensives Fühlen; Geselligkeit und der Wunsch, allein sein zu wollen), die es so schwer machen, sich selbst einzuordnen, und die offensichtlich erklärt werden und mit einem Begriff benannt werden können!
Ist also der richtige Umgang mit „extrovertierter Hochsensibilität“ der Weg zurück zum Groove? Er scheint jedesmal so unglaublich nahe zu sein, wenn ich an das Thema denke, und ich habe dann immer das Gefühl, wieder ganz bei mir selbst zu sein, und das schon seit Tagen!
Doch Vorsicht, nicht zu eilig! Welche Gründe sprechen dagegen? Jetzt komme ich auf die Überschrift zurück…
Ein häufiger Irrtum beim Lesen von Texten rund um Psychologie ist, sich sehr schnell in bestimmten Mustern wiederzufinden. Alles, was nicht passt, wird einfach ausgeblendet (so funktioniert grundsätzliche Mustererkennung bei Menschen). Ohne genaues Nachprüfen kann das schnell dahingehend kippen, dass es die Aussagekraft von Astrologie bekommt: Wenn es nur allgemein genug formuliert ist (oder man es flüchtig genug liest), wird irgendetwas immer zutreffen, man füllt dann nur die Lücken auf. Mein wichtigster Einwand dagegen ist, dass z.B. allgemeine Texte über Introvertierte (etwa das sehr lesenwerte Buch „The Introvert Advantage“ von Marti Laney) in einiger Hinsicht sehr gut passen, in anderer hingegen kaum oder gar nicht. Diesmal jedoch ist es erschütternd zutreffend, und das ist sehr, sehr selten.
Zum zweiten ist das Konzept der Hochsensibilität noch nicht wissenschaftlich bewiesen. Sandra Quedenbaum weist darauf explizit hin (sehr seriös!) und hat einen sehr guten Einwand: Wenn Hochsensibilität als Erklärungsmodell taugt, um Menschen zu helfen, dann ist sie als Konzept auf jeden Fall nützlich.
Drittens habe ich Hochsensibilität bisher oft in sehr negativem Zusammenhang erlebt, in etwa:
„Ich bin eine HSP und daher ein ständiges Opfer meiner überdeutlichen Sinneswahrnehmung.“
„Ich bin eine HSP, deswegen muss ich nichts tun, selbst wenn das andere im Umgang mit mir immer wieder vor Herausforderungen stellt.“
„Ich bin HSP, also besser als andere!“
Umso erleichterter bin ich darüber, dass Sandra Quedenbaum einen sehr erdenden Beitrag dazu verfasst hat:
Warum es uns schwächt, wenn wir die Hochsensibilität idealisieren
Interessant ist es, Hochsensibilität weder als „Fluch“ noch als „Superkraft“ zu sehen, sondern als Gabe, die evolutionär einen Sinn hatte und heute richtig angewandt werden muss. Der entsprechende Umgang muss und kann gelernt werden!
Die genannte Herausforderung bei einem extrovertierten Hochsensiblen besteht darin, eine Balance zwischen den introvertierten und extrovertierten Anteilen der Persönlichkeit zu finden und sich in den extrovertierten Phasen nicht zu übernehmen und zu verausgaben. Das kommt mir so bekannt vor! Als eine weitere wichtige Fähigkeit wird genannt, eine gute Selbst- und Fremdwahrnehmung zu entwickeln. Das war erst letzte Woche mein Thema beim Bloggen!
Es spielt also letzten Endes keine Rolle, ob sich das Konzept der Hochsensibilität in naher Zukunft beweisen läßt und ob ich das bin, worauf sehr viel hindeutet. Entscheidend ist, dass die dazugehörigen Wegweiser, was ich tun muss, damit sich meine Persönlichkeit erfolgreich und angenehm entfalten kann, mir nützen. Das scheint auf jeden Fall so zu sein, und darum finde ich das, was ich gelernt habe, so wertvoll!