Rom war toll: Ich habe den Vatikan gesehen, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und war in den Vatikanischen Museen. Am letzten Abend habe ich noch einige Fotos im Lateransviertel gemacht, in dem mein Hotel stand. Wie erwähnt ist es schwer, irgendwohin zu gehen und nicht etwas Interessantes zu sehen. Abends aß ich wieder im Lokal ganz in der Nähe (die Adresse lautet via Santa Croce in Gerusalemme 31; sie haben die Speisekarte inklusive Touristenmenüs außen an der Mauer!).
Nach dem Abendessen machte ich noch einen kleinen Ausflug zum Forum Romanum und einen nächtlichen Spaziergang bis zum Kapitol. Dabei habe ich allerdings keine Kamera mitgenommen. Angenehmerweise waren um diese Zeit noch genügend Leute unterwegs, so dass es sicher war.
Die Rückreise am nächsten Tag war problemlos. Insbesondere der direkte Zug zum Flughafen, für den ich mir am späten Nachmittag vorher bereits eine Fahrkarte gekauft hatte, machte die Sache angenehm entspannt. Das Wetter in Deuschland war dann überraschend kalt und regnerisch. Da wäre ich gerne in Rom geblieben, wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich bereits am nächsten Tag Besuch bekommen würde…
Aber ich habe ja noch eine kleine Anekdote versprochen. Nach meinem sechsstündigen Marathon in den Museen ging ich in das Lokal, das ich schon zweimal besucht hatte. Ich fand nicht nur Essen und Getränke gut, die Bedienung schien sich doch beide Male sehr zu freuen, dass ich wiederkam und dass man mit mir Italienisch reden konnte.
Diesmal setzte ich mich draußen hin, um die Frischluft zu genießen. An einem Tisch neben mir saß scheinbar auch eine Touristin, denn ich hatte beim Vorbeigehen ein Buch namens „Italie“ gesehen. Allerdings sah sie nicht wie eine typische Touristin aus, recht adrett gekleidet, ohne aufreizend oder aufgedonnert zu sein, eine richtig stilvolle Dame, die irgendetwas zwischen Mitte 20 und Mitte 30 sein konnte. Sie ging zwischendurch hinein. Als sie wiederkam, sprach ich sie an, denn es ist ja durchaus nicht ungefährlich, seine Sachen unbeaufsichtigt draußen zu lassen. Wie sich herausstellte, war sie Französin. Sie antwortete auf Englisch, da sie mein (automatisch gewähltes) Italienisch nicht verstand, und ich redete auf Französisch weiter. Sie fragte mich noch ein paar Sachen, ich fragte sie aber meinerseits dann nicht zurück, weil ich sie auch nicht belästigen wollte. Nachdem wir beide bezahlt hatten, habe ich sie aber noch einmal kurz angesprochen. Sie wollte noch zu Fuß gehen und hatte nach dem Weg gefragt, ich wollte zur Metro, weil mir doch ein wenig die Füße weh taten und ich noch eigene Ziele hatte (bestimmte Sachen ansehen, Fahrkarte kaufen, wie oben erwähnt).
Schade, dass es so kurz war, aber trotzdem (oder gerade deswegen, weil ich nicht so gedrängt habe) eine sehr nette Zufallsbekanntschaft! Vor allen Dingen zahlte sich jetzt die elegante Kleidung aus, die ihrer in nichts nachstand. So war ich eben nicht der typische Tourist, den man sofort erkennen konnte, sondern zumindest interessant. Es waren auch ideale Bedingungen gewesen, um meine übliche Schüchternheit zu überwinden: Ich fühlte mich so richtig wohl, ich kannte den Ort, an dem ich war, sprach die Sprache, ja konnte sogar anderen Touristen (wieder auf Französich) helfen, die zwischendurch vorbeikamen und die Metro suchten und mich erst auf Englisch angesprochen hatten. Ich hatte die Lage im Griff und kam mir souverän vor. Ist es ein Wunder, wenn ich dann ganz locker vom Hocker bin und offensichtlich auch so rüberkomme? Und genau diese Lockerheit ist es, die ich in den letzten Jahren so sehr vermisst habe.
Ich habe mich viel zu sehr von dem leiten lassen, was ich als meine Pflicht angesehen habe, und das alles viel zu ernst genommen. Dabei ist locker sein doch das Salz in der Suppe des Lebens, ohne das schmeckt alles so fad…
Diese Situation, in der ich Souveränität ausstrahlte, erinnerte mich an die besten Zeiten meines Lebens. Ob Liebe oder Musik, in diesen Phasen gelang es mir immer, alle Zweifel auszublenden so wie störendes Rauschen im Hintergrund. Da möchte ich wieder hin. Ich glaube, dass es auch für andere Menschen besser ist, wenn ich wieder öfters so eine Ausstrahlung habe. Der Kampf hin zu mehr Selbstbewusstsein ist ein lohnendes Ziel.