Das Mischpult des Lebens

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Neun Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich über einen Lernerfolg „zwischen den Quartalen“ gebloggt, eine Hochzeit wie früher, eine Woche Urlaub in Nordwalde, die zweite Hochzeit in zwei Wochen, zwei Flaschen Alkohol weniger, zwei Lernerfolge an einem Tag, die Freude an Kleinigkeiten, die Geschichte vom Drachen, die großartige Woche auf dem Esperanto-Jugendweltkongress, wie der Groove die Angst besiegte sowie Sprachencafé und besseren Alltag.

Nachdem ich herausgefunden hatte, dass ich höchstwahrscheinlich eine extrovertierte hochsensible Person bin, habe ich öfters vom „Mischpult des Lebens“ gesprochen, das es richtig einzustellen gilt. Wie könnte eine solche Einstellung aussehen? Für den Alltag stelle ich mir folgende Regler vor:

  • Schlaf: Ich werde abends müde, bin bereits bettfertig und gehe dann ins Bett.
  • Ernährung: Ich esse jeden Tag zumindest eine frische oder frisch zubereitete Sache.
  • Bewegung: Ich sitze nicht den ganzen Tag, sondern stehe oder gehe zumindest einige Zeit.
  • Kreativität: Ich habe Zeit, um eines meiner kreativen Hobbys zu verfolgen.
  • Lernen: Ich lese, gucke oder übe jeden Tag ein wenig.
  • Gesundheit: Ich achte darauf, was mein Körper mir sagt, und unternehme Schritte, um meine Gesundheit zu erhalten.
  • Gesellschaft: Ich habe Kontakt mit anderen Menschen.
  • Ruhe: Ich habe Zeit für mich alleine, um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten.

Ich habe das in den letzten Monaten mehr und mehr und immer häufiger geschafft. Ich merke auch, was das für einen positiven Effekt auf mein körperliches und geistiges Wohlbefinden ausübt.

Einige Dinge haben sich scheinbar automatisch eingependelt. Für andere habe ich bewusste Maßnahmen getroffen. Für den Schlaf habe ich etwa meinen Koffeinkonsum erst auf 3, dann auf 2 Tassen Kaffee zurückgeschraubt. Außerdem schaue ich ASMR-Videos, bei denen ich oft nur drei Minuten schaffe, bis ich einnicke.

Ein guter Alltag ist ein Zeichen von (Selbst-)Achtsamkeit und praktizierte Selbstliebe. Eine gute Balance ist wichtig, um nicht ständig außer Puste zu geraten, sondern sich einen kleinen Energievorrat aufzubauen, um dann anstrengendere Dinge anzupacken.

Natürlich gibt es daneben auch Dinge, die nicht in den Alltag fallen, wie Freunde und Familie oder Veranstaltungen, oder größere Ziele wie Reisen oder nicht alleine sein. Es zählt jedoch, dass der Alltag nicht öde oder zermürbend ist und durch außergewöhnliche andere Zeiten ausgeglichen werden muss.

Auf dem Weg zur richtigen Mischung

Morgen sind genau ein Jahr und drei Monate vergangen, seit ich meine Suche nach dem verlorenen Groove begonnen habe. Vier Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Was habe ich in den ersten drei Monaten des zweiten Jahres meiner Suche erlebt?

Ich bin überzeugt, einen wichtigen Wegweiser zurück zum Groove gefunden zu haben: Ein Seminar zum Thema Hochsensibilität hat mir einen deutlichen Fingerzeig gegeben, dass meine Vermutung, ich könnte ein extrovertierter Hochsensibler sein, richtig war. Auf einmal ergab vieles einen Sinn, zum Beispiel meine Wellen der Gefühle. Es war auch eine wichtige Erkenntnis um zu verstehen, dass ich einmal richtig zur Ruhe kommen muss, um mein inneres Mischpult einstellen zu können.

Ich habe endlich meine Gefühlen ihren Platz eingeräumt. Einsamkeit und Angst haben ihren Grund und sind sogar gesunde Signale. Verletzbarkeit macht liebenswert – und gleichzeitig weiß ich, dass ich lieben kann, was nicht jedem Menschen gegeben ist. In meinem emotionalen Erwachen geht mir wie dem eisernen Heinrich – es ist gut, festzustellen, dass große Teile meines derzeitigen Lebens keinen Sinn haben, mein Leben aber wieder einen Sinn bekommen kann.

Ich hatte interessante Träume – vom Groove und vom Reisen. Das tolle daran ist: Ab dem 2. Juliwochenende kann ich tatsächlich wieder reisen!

Eine letzte große Veränderung steht noch aus. Immerhin habe ich mit kleineren konkreten Schritten angefangen, um die Operation Augias voranzubringen.

Mein Leben kann Entrümpelung gut gebrauchen. Außer meiner 2. Impfung habe ich mich über eine Woche im wesentlichen ausgeruht, so leer war der innere Akku. Dabei habe ich festgestellt, wieviel von dem, was ich mir normalerweise auflade, ich ohne weitere Unterstützung und festem Halt eigentlich machen kann: 20 Prozent. Mehr geht nicht. Alles andere ist eine Illusion oder überzogenes Anspruchsdenken, ob von außerhalb oder mir selbst.

Das ist eine wichtige Erkenntnis für die richtige Einstellung des Mischpultes meines Lebens: Ich habe viele Jahre völlig übersteuert gelebt. Das gibt mir tatsächlich eine Leitlinie für die Zukunft: Was immer ich tue, darf mich nicht dauerhaft überfordern. Egal, was andere erwarten oder für realistisch halten, ob ich andere enttäusche oder für schwach gehalten werde. Im Zweifelsfall war ich dann einfach die falsche Person für den Job. Es gibt genügend Leute, deren Leben in konventionellen und daher einfacheren Bahnen verläuft und bei denen alles in trockenen Tüchern ist, die das dann stattdessen machen können.

Ich brauche etwas, bei dem ich meine Leidenschaft ausleben kann und ich nicht durch Extraeinsatz schlechte Organisation oder vermiedene Konflikte kompensieren muss. Welche persönliche Veränderung auch nötig ist, um dorthin zu kommen: Ich bin bereit, sie zu tun.

Resturlaub zur Sommersonnenwende

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Vier Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass es normal ist, mich einsam zu fühlen, Platz für Gefühle, einen Traum vom Groove, gesunde Angst, lieben zu können, dass Verletzbarkeit liebenswert macht, Druck für Veränderung, den Traum vom Reisen, Spaß mit Hochsensibilität, den eisernen Heinrich sowie Wellen der Gefühle.

Heute ist Sommersonnenwende und nicht ohne Wehmut denke ich daran zurück, wie ich vor sieben Jahren das Mittsommerfest in Schweden erlebt habe. Andere Zeiten – und ein ganz anderes Leben! Glücklich war ich damals allerdings nicht und ich habe inzwischen viele Dinge begriffen, die ich seinerzeit noch nicht verstehen konnte.

Bis Ende des Monats habe ich frei, weil ich Resturlaub vom letzten Jahr abfeiern muss, der ansonsten verfallen würde. So sind die Regelungen in den Niederlanden. Es ist zum ersten Mal in meinem Leben, dass sich soviel angesammelt hat. Seit Anfang des Jahres bin ich nicht mehr verreist. Bevor der Traum vom Reisen weitergehen kann, brauche ich noch meine zweite Impfung und muss dann zwei Wochen warten. Aber wie gesagt, ab dem 2. Juliwochenende geht das wieder.

Dass ich sozusagen zwangsweise zu Hause bleiben muss, hat mich jedoch nicht betrübt: Anstatt mich in irgendeine Arbeit zu stürzen oder ein schlechtes Gewissen zu haben, hat mein Metabolismus endlich auf Ruhemodus umgestellt. Was war ich müde! Es war jedoch keine Erschöpfung – ich fühlte mich gut dabei. Ich bin in den letzten Tagen zum ersten Mal seit meiner Auszeit wirklich zur Ruhe gekommen. Es für einige Tage wirklich einmal ruhiger anzugehen, war goldrichtig.

Eine wichtige Lektion über extrovertierte Hochsensibilität war für mich, auf die Signale zu achten, die mir Körper und Geist schicken. Normalerweise kann ich gut einen Tag ausruhen – danach bekomme ich einen Rappel und muss wieder etwas tun, sonst halte ich es nicht aus. Typisch extrovertiert hochsensibel. Dieses Mal signalisierten mir Leib und Seele eine andere Botschaft: „Du bist müde und das ist ganz normal. Ruhe Dich einfach aus, das fühlt sich gut an.“ Um die richtige Einstellung für mein Mischpult des Lebens zu lernen, ist das eine ganz wichtige Lektion. Auch zu merken, wenn ich derzeit überreizt bin und eine Pause brauche und mir dann Aktivitäten zu suchen, die weniger anstrengend sind, ist sehr wichtig. Insofern sind „einige Tage zu Hause rumgammeln“ in Wirklichkeit wichtige Schritte auf dem Weg zu mir selbst.

Hochsensibel und Spaß dabei

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Vier Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass es normal ist, mich einsam zu fühlen, Platz für Gefühle, einen Traum vom Groove, gesunde Angst, lieben zu können, dass Verletzbarkeit liebenswert macht, Druck für Veränderung sowie über den Traum vom Reisen.

Ich habe einen Schritt gewagt und eine Idee umgesetzt, die ich schon länger mit mir herumgetragen hatte: Ich habe letzten Samstag an einem Seminar von Sandra Quedenbaum über Hochsensibilität teilgenommen. Seit ein paar Monaten hatte ich vermutet, dass ich eine extrovertierte hochsensible Person bin – und jetzt bin ich mir dessen sogar ziemlich sicher. Darüber Klarheit zu bekommen war einer der Gründe, an dem Seminar teilzunehmen. Aber eines nach dem anderen: Wie war’s?

Inhaltlich war es sehr ähnlich zu den Videos – also eine gute Transparenz bezüglich des Angebotes. Es ging mir denn auch weniger um neues Wissen als um den Austausch. Es war für mich eine ganz andere Erfahrung, das in einer Gruppe und mit Rückfragemöglichkeit zu erleben.

Am Ende fühlte ich mich tiefenentspannt. Ich war seit Jahren nicht mehr so einfach so lange auf etwas fokussiert. Ich habe mich wieder bei mir selbst gefühlt anstatt irgendwie vernebelt und verschwommen. In gewisser Weise habe ich seit über 20 Jahren nicht mehr so eine Ruhe gehabt, so eine Abwesenheit von Druck.

In den Tagen danach waren meine Muskeln entspannt (vor allem am Bauch). Mein Gehör war besser – ich habe dasselbe Lied plötzlich deutlich klarer gehört. Ich werde abends wieder müde und morgens sogar einigermaßen wach. Es ist, als ob ich an einem Tag die Entwicklung von einem Monat durchgemacht habe – oder von zwei… oder sogar sechs.

Ich weiß jetzt besser, wie der Weg voran aussehen wird: Ich werde aktiv nach Möglichkeiten suchen, mein Mischpult des Lebens richtig einzustellen, damit ich mich weder übernehme noch langweile. Am liebsten würde ich mir eine Gruppe von Hochsensiblen suchen, mit denen ich mich regelmäßig austauschen kann. Mal sehen, was wird!