„Are you such a loser, you can’t tell when you’ve won?“ – From Dusk Till Dawn Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Acht Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen: Q2/2020 / Q3/2020 / Q4/2020 … Weiterlesen →
„Und wenn ich Dich zwei Fragen fragen würde, wär das:
Woran glaubt Du? Und wofür lebst Du?
Und wenn Du mich zwei Fragen fragen würdest, wär das:
Woran denkst Du? und Wohin gehst Du?“
– Klee: 2 Fragen
„Doch wie er von der Liebe sprach
stach mir mitten ins Herz
tief und tausendfach“
– Klee: Tausendfach
„Und eben noch war da
nur Dunkelheit“
– Klee: Wenn Dich die Liebe trifft
In der vergangenen Woche seit dem letzten Eintrag habe ich einige interessante Erfahrungen gemacht. Ich kann mich nicht daran erinnern, seit dem Beginn meiner Suche jemals so viele Eindrücke auf einmal gesammelt zu haben. Vieles erinnerte mich an vergangene Situationen, aber es war alles viel dichter beieinander.
Auf der Arbeit hatte ich um Rückmeldung gebeten. Eine Kollegin schrieb, man sehe, wenn ich für eine Thema brenne, und sinngemäß, dass es toll sei, mich so zu erleben. Das erinnert mich daran, wie ich im Oktober 2019 die Leute begeisterte. Als ich jetzt diese Bestätigung bekam, fühlte ich mich sehr erfüllt. Ich habe diese Situationen, in denen ich etwas ausstrahle, also häufiger, und es ist angenehm für andere Leute. Ich sollte also umso stärker denn je dafür sorgen, dass ich meine Zeit mit Tätigkeiten verbringe, die mir etwas bedeuten. Dann habe ich den Groove.
Seit vorgestern habe ich außerdem Urlaub. Am Montag habe ich ein Wiki-Projekt um einen weiteren Meilenstein vorangebracht – etwas, das ich seit Monaten tun wollte und für das ich nie die Konzentration aufbrachte. Und jetzt ging es mir ganz leicht von der Hand, obwohl es tatsächlich nicht trivial war und ich immer wieder kurz nachdenken musste.
Am selben Tag habe ich eine weitere Esperanto-Übersetzung eines „Die Ärzte“-Liedertextes fertig bekommen – genauer gesagt, eine brauchbare Rohfassung, der noch Korrekturlesen fehlt. Es ist verrückt, dass mir ähnliches vor fast genau einem Jahr passiert ist. Der Text, den ich jetzt zuende übersetzt habe, war auch der, für den ich damals erste Ideen notiert hatte. Das Jahr über hatte ich meine Notizen immer mal wieder in der Hand (vor allem bei Zugfahrten) und weitere Zeilen aufgeschrieben. Die Übersetzung ist also wirklich ein Produkt der letzten 12 Monate. Wenn ich so kreativ bin, fühle ich mich lebendig!
Heute war ich in Münster und habe einige Dinge erledigt, die ich schon seit mindestens zweieinhalb Jahren tun wollte. Nebenbei hatte ich sogar noch Zeit, einige neue Klamotten einzukaufen. Es fühlte sich wie ein ungewohnter Luxus an, einfach in ein Geschäft gehen zu können und für mich zu sorgen!
Am Nachmittag habe ich den nächsten Meilenstein im Wiki-Projekt geschafft – und das war wirklich kreative Arbeit, denn es ging vor allem darum, einen Text zu verfassen und ihn aus allen möglichen Teilen und Notizen zusammenzusetzen. Damit habe ich die Vision, die ich mir zu Anfang des Jahres für das Wiki gesetzt hatte, wahr werden lassen. Ich habe etwas geschafft, nachdem ich über das Jahr verteilt immer wieder Phasen größerer Aktivität für dieses Ziel hatte.
Zuletzt gibt es noch eine bemerkenswerte musikalische Erfahrung, die ich schon vor einigen Tagen hatte und die bis jetzt anhält. Ich hatte die Singles des 2. Klee-Albums entdeckt, als sie jeweils neu waren, und mehrfach darüber gebloggt. So sehr sie mir auch gefielen, ich durfte ein Lied wie Tausendfach nicht zu oft hören, weil ich dann immer melancholisch wurde. Beim Hören der 1. Single „2 Fragen“ bekam ich außerdem Anfälle von Bitterkeit in Form von Gedanken wie „Ich kann an nichts glauben“ oder „Ich gehe doch nirgendwohin“.
Klee: 2 Fragen
Und jetzt höre ich dieselben Lieder – und ich werde nicht mehr bitter oder traurig. Ich denke daran, welche Ausstrahlung Leute an mir bemerkt haben, wenn ich den Groove habe. Eine Idee zu haben, für die ich mich begeistern kann, ist größer als die Summe all dessen, was ich hier und jetzt leiste, und eine Vision von einer besseren Zukunft formulieren zu können, kann verblassen lassen, was wir hier und heute erleben. Das ist etwas, was ich aus „2 Fragen“ jetzt auch heraushöre. Und „Tausendfach“ sehe ich nicht mehr als eine wehmütige, bittersüße Erinnerung an bessere Zeiten, sondern als Bestätigung, dass es wichtig ist, dass einen etwas berühren kann, und dass dann selbst schmerzvolle Erfahrungen ihren Sinn haben.
Klee: Tausendfach
Gestern war der kürzeste Tag des Jahres. Ab jetzt gewinnen wir fast ein halbes Jahr lang jeden Tag einige Minuten Helligkeit. Und wenn ich während der dunkelsten Zeit des Jahres so viele Lichtblicke erleben kann, dann glaube ich, dass auch meine persönliche Talsohle durchschritten ist.
Unglaublich, was ich alles zustandebringe und genießen kann, wenn ich Zeit für den nötigen Fokus bekomme. Davon möchte ich mehr in den nächsten sechs Monaten!
Am zweiten Juliwochenende war ich die ganze Zeit in Münster, unter anderem war meine Rollenspielrunde zu Besuch. Das klingt ganz trivial, aber ich habe mal nachgerechnet, wann ich zuletzt für mehr als eine Übernachtung in meiner Wohnung war: Am 24.-26. April, also vor zweieinhalb Monaten – Wahnsinn! Dass ich beim Schreiben über das damalige Wochenende sich fortsetzende Entfremdungserscheinungen angesprochen habe, kommt nicht zufällig. Vorher war ich bereits zweimal hintereinander erst nach einem Monat wieder in Münster, so dass sich eine gewisse Entfremdung bemerkbar machte – mich hielt nicht viel in der Wohnung.
Diesmal habe ich mir allerdings gedacht: Münster könnte schön sein.
Das erste Wochenende im Juni war vollgepackt: Am Freitag traf ich mich mit erst mit einigen Kollegen und dann mit meiner zwischenzeitlichen Mitbewohnerin in Münster. Am Samstag ging es weiter nach Kempen. Unglaublich, wie lange ich die Leute zum Teil nicht mehr gesehen hatte. Wie die Zeit vergeht… Ein Wochenende später flog ich nach Budapest, wo ich zuletzt über Pfingsten nur kurz gewesen war. Diesmal habe ich es nicht geschafft, von der Schokolade ein Foto zu machen. Es war einfach zu heiß – schon richtiger Sommer! Dafür habe ich einen schönen Sonnenuntergang an der Donau erlebt.
Ich habe mich ehrlich gesagt schon sehr an den Luxus gewöhnt, direkt von der Arbeit in Amsterdam nach Budapest fliegen zu können. Die Wochenenden in Felsögöd sind natürlich immer zu kurz, aber ich finde es herrlich, wie einfach das trotz allem geht. Nach meinem letzten Besuch im April habe ich diesmal viel Wert auf ausruhen und entspannen gelegt. Ein Spaziergang zur Donau war natürlich trotzdem drin.
Ein Wochenende später war ich wieder bei meiner Rollenspielrunde in Nordwalde. Daher hatte ich nur einen kurzen Zwischenstopp in Münster. Die Zeit scheint zu fliegen.
Der Monat Mai neigt sich dem Ende entgegen und ich habe noch einige Geschichten aus dem April zu erzählen. Das letzte Mal zuvor war es mir recht egal gewesen, wann ich wieder in Münster war. Zwei Wochen später spielte es jedoch eine Rolle: In der Schulstraße blühten endlich die Bäume (schöner noch als in Hoofddorp) und es war die eine Gelegenheit für mich, Fotos zu machen! Ein Jahr zuvor, bei meinem Rundgang im Kreuzviertel, hatte ich den aus meiner Sicht besten Moment verpasst. Die Fotos aus diesem Jahr sind ungefähr genauso gut – besser konnte ich es diesmal auch nicht erwischen.
Die Entfremdungserscheinungen setzten sich fort: Erst als ich eine niederländische Familie auf der Straße hörte, hatte ich wieder das Gefühl, jetzt sei wieder alles normal. Ich bin auch erneut nicht ausgegangen, obwohl ich das früher gerne gemacht habe. Allerdings war ich am Freitag abend müde und fuhr am Sonntag bereits zurück nach Amsterdam. Da blieb nicht viel Zeit, zumal ich am Samstag noch zu tun hatte.
Zum einen ließ ich mir nach drei Monaten endlich wieder einen Haarschnitt verpassen. So sehr ich auch versuche, Niederländisch zu lernen – bei bestimmten Sachen fällt es mir einfach noch zu schwer, meine Anforderungen zu formulieren.
Zum anderen nutzte ich die Gelegenheit, ein paar neue Klamotten einzukaufen. Das hatte ich schon lange nicht mehr gemacht und diesmal schlug ich richtig zu. Demnächst wird es wieder Zeit, ein wenig Kleidung auszusortieren – die Operation Augias kann in die nächste Runde gehen. Der wichtigste Neukauf war ein orangefarbenes T-Shirt. Wofür ich das gebraucht habe, erzähle ich im nächsten Eintrag.
Vom Italienurlaub war ich direkt wieder zur Arbeit nach Amsterdam zurückgekehrt. So kam es, dass ich zum zweiten Mal hintereinander erst nach einem Monat wieder in Münster war. Kurioserweise bin ich in meinem Jahr Auszeit mehr zu Hause gewesen! Inzwischen … Weiterlesen →
Nachdem ich einen Monat lang nicht in meiner Wohnung gewesen war und festgestellt hatte, dass ich nicht viel vermisst hatte, habe ich am Freitag darauf umgesetzt, was ich schon vier Wochen zuvor vorgehabt hatte: Nach der Arbeit gibt es ab und zu ein gemütliches Beisammensein und ich war endlich einmal dabei. Es ist sehr schön, in internationaler Runde mit Leuten zu plaudern. Sogar die paar Brocken Katalanisch, die vom Urlaub in Barcelona übrig waren, konnte ich anwenden! Und für einige Leute habe ich noch ein wenig Ukulele gespielt, was ebenfalls gut ankam. Ich war dann zwar erst nach 23 Uhr wieder in Münster, aber das war die Erfahrung auch wert. Diesmal habe ich mich wieder mit Freunden getroffen, die ich seitdem ich in Amsterdam arbeite nicht mehr gesehen hatte, was ein guter Grund war, nach Hause zu kommen.
Ein Rekord folgt dem nächsten: Nachdem ich zuletzt drei Wochen nicht in Deutschland gewesen war, betrat ich am Wochenende darauf zum ersten Mal seit einem Monat meine Wohnung in Münster. So sehr ich meine Heimat mag und sehr ich mich in Münster zu Hause fühle, musste ich doch feststellen: Allzu viel habe ich nicht vermisst. Es war schön, nach all der Zeit endlich wieder eine andere Ukulele zu spielen (und für eine Woche eine größere mitzunehmen) und andere Klamotten einzupacken. Ansonsten fand ich es erstaunlich… langweilig! Offensichtlich fühle ich mich in Amsterdam sehr wohl, fast schon ein Stück heimisch.
Allerdings war das Wochenende hervorragend geeignet, um einige Freunde wiederzusehen. Wir gingen zusammen bowlen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich endlich all die Postkarten übergeben, die ich in dem Jahr Auszeit gesammelt hatte. Ich hatte einer Freundin nämlich versprochen, aus jedem neuen Land eine Postkarte mitzubringen. Zum Teil waren es sogar zwei, um auf Nummer sicher zu gehen, oder weil ich mich nicht entscheiden konnte, welches die schönste war.
Ein übliches Problem, wenn man von einer Esperanto-Veranstaltung nach Hause kommt, ist das „Post-Esperanto-Treffen-Syndrom“ (Post-Esperanto-renkontiĝo-sindromo, P.E.R.S.): Nach so viel Feiern und Fröhlichkeit kommt der Alltag zurück und der erscheint einem grau und öde. Ich habe schon vor Jahren (auf Esperanto) fünf Rezepte gegen dieses Syndrom formuliert und auch ein Lied darüber geschrieben.
Allerdings stand ich diesmal nicht unter dem Zwang, direkt danach oder wenige Tage später wieder arbeiten zu müssen. Außerdem bin ich nicht, wie sonst oft, krank geworden (mein Metabolismus fährt üblicherweise herunter, sobald ich es wieder etwas ruhiger angehen lasse).
Dennoch hielt sich bei mir erstaunlich lange die Stimmung, dass ich nichts Besonderes machen wollte. Ein paar Tage hatte ich sowieso in Münster eingeplant, es wurden dann aber zwei Wochen. Die nutzte ich immerhin, um Arzttermine hinter mich zu bringen. Außerdem setzte ich meine Idee um, Themes bei WordPress.com auf Esperanto zu übersetzen.
In der Operation Augias erledigte ich die nächsten Schritte: Mit einer Autofahrt kamen die Reste aus dem Zimmer von Nordwalde nach Münster, wobei ich schon mehrere Kisten Altpapier daraus entsorgt habe (es waren sogar alte Schulhefte von mir dabei!) sowie eine weitere Reihe Bücher in die Öffentlichen Bücherregale gebracht habe. Auch sonst räumte ich meine Wohnung weiter auf und sortierte einige Sachen. Zuletzt kam der Rasierapparat in den Elektromüll.
Das Wetter war mies (es regnete ständig), so dass ich nicht einmal auf Ausgehen Lust hatte. Daher nahm ich mir die Zeit, um den Stapel Dutzender ungehörter CDs ein wenig zu verkleinern. Dazu muss man wissen, dass ich jede CD, die ich bekomme, mindestens einmal konzentriert anhöre. Währenddessen mache ich normalerweise nichts anderes, weil mich das ablenken könnte. Das bedeutet natürlich auch, dass ich zum Hören oft nicht komme, weil ich immer irgendetwas zu tun habe.
So schlecht ist das nicht: Es spricht eher für mein Leben, dass sich inzwischen so viele CDs, DVDs, Bücher und sogar einige Computerspiele angesammelt haben, die noch auf ihren Konsum warten.
Unter anderem hörte ich mir die CD von Khaled an, die ich – wie berichtet – im Sommer in Schweden gekauft hatte. Bis auf das erste Lied, wegen dessen ich das Album gekauft hatte, kannte ich noch nichts davon. Mehrere Stücke weckten mein Interesse, unter anderem eines, das die spanische oder andalusische Kadenz zu enthalten schien und mich daher an Südeuropa erinnerte:
Khaled: Wahrane
Als ich das obige Video dazu sah mit den Bildern, da erwachte wieder die Reiselust, die erstaunlicherweise mehr als eine Woche in mir geschlafen hatte. Ich bereitete mich im Kopf bereits auf ein Ziel im Süden vor, doch es sollte dann ganz anders kommen. Darüber schreibe ich ein anderes Mal.