Schlaflos und nicht in Seattle

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Elf Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich über den leichtbeschwingten Jahreswechsel gebloggt sowie Achtsamkeit im neuen Jahr.

Was für eine Woche: Am Freitag war ich in Nordwalde, um meine Familie (sogar im erweiterten Kreis) zu sehen, am Samstag in Amsterdam bei einem italienischen Abendessen, in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf einer Internetveranstaltung, die von Neuseeland aus organisiert wurde, und am Montagabend auf einer virtuellen Esperantorunde, wo noch einmal über Silvester geredet wurde. Gleichzeitig habe ich seit über einer Woche so schlecht geschlafen wie schon lange nicht mehr.

Bei dem Treffen mit der Familie hatte ich wie seit Jahren nicht mehr das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Das stellt noch mehr in Frage, womit ich meine Zeit verbringe und wofür ich meine Energie aufwende. Unsere Zeit ist begrenzt.

Mein persönliches Kanban-Brett habe ich nur dafür genutzt, einfach gar nichts Neues anzufangen, sondern zu versuchen, alte und bereits angefangene Dinge (die erst gar nicht auf dem Brett gelandet sind) zu beenden. Wenn das der Effekt ist, dann kann ich schon gut zufrieden sein, denn normalerweise ist mein Problem, dass ich zu zu vielen Vorschlägen „ja“ sage. Was ich bisher gelernt habe: Es ist viel weniger an einem Tag möglich als ich dachte. Das ist gut, um kein schlechtes Gewissen zu haben oder zu denken, dass ich „faul“ bin. Gleichzeitig habe ich Angst davor, wie lange es dauern wird, bis ich die nächste große positive Veränderung in meinem Leben sehe. Denn eines wurde mir den letzten Wochen noch einmal deutlich vor Augen geführt: Veränderung ist möglich. Viele Leute haben sich erfolgreich verändert. Es gibt keine Ausrede dafür, zu verharren. Ich bin alleine für mich verantwortlich.

Am Samstag war ich zu Gast bei dem italienischen Paar, mit dem ich schon mehrmals stundenlang Italienisch gesprochen hatte und von deren Begegnungen ich immer wieder gute Anstöße mitgenommen hatte. Wir trafen uns Mitte Januar, nachdem wir einen Monat vorher ausgemacht hatten, genau das im neuen Jahr zu machen. Es tat sehr gut, diese Pläne tatsächlich umgesetzt und nicht vor sich hergeschoben oder vergessen zu haben! Als Hauptgericht gab es Risotto und als Nachtisch Schokosalami, die ich schon seit Juni kannte und von der ich diesmal deutlich mehr erwischte. An diesem Abend war ich wieder jemand, der ich vor langer Zeit gewesen war: Ein ganz anderer Mensch. Ruhig, zuversichtlich, staunend, fröhlich. Es war natürlich ausgelöst durch die netten Leute, das gute Essen, die nichtalltägliche Situation, Italienisch zu sprechen. Das löste die Erinnerung an Italien aus und auch an meine Vergangenheit in Catania. Beachtlich, dass ich nicht sentimental oder traurig wurde, und dass ich mich dieser Magie des Momentes so hingeben konnte!

Was hat es dann mit dem schlechten Schlaf auf sich – abgesehen davon, dass ich für die Veranstaltung nach neuseeländischer Zeit bis 4 Uhr morgens wachblieb, um mit jemandem zu reden, den ich im Sommer kennengelernt hatte?

Ich glaube, dass all diese Eindrücke der letzten Zeit mich noch einmal nachdrücklich daran erinnert haben, dass ich mich verändern will, auch wenn das einige schwierige und vielleicht schmerzhafte Entscheidungen kosten wird. Dass mir meine Psyche ein so deutliches Signal sendet, ist gut: Ich unterdrücke das nicht etwa über längere Zeit, sondern werde mir dessen zeitnah bewusst. Das ist für Januar sogar eine sehr gute Sache – anstatt wieder im Alltag unterzugehen.

Mit Schlafproblemen hatte ich schon früher in meinem Leben zu schaffen. Warum bin ich diesmal nicht so besorgt?

  • Ich gerate nicht in eine Panik- und Abwärtsspirale à la „ich schlafe schlecht“ – „ich bin nervös“ – „ich schlafe noch schlechter, weil ich so nervös bin“ – „ich bin erst recht mit den Nerven fertig“ usw.
  • Ich verstehe, warum ich schlecht schlafe, und werde darüber ganz ruhig.
  • Ich kann mich trotz allem hinreichend konzentrieren und bekomme Dinge erledigt.
  • Ich bin zufrieden mit meinen letzten Entscheidungen und bin davon überzeugt, das richtige getan zu haben.
  • Ich sitze nicht wie gelähmt rum, sondern komme zumindest in kleinen Schritten voran.
  • Ich habe etwas für mich selbst getan und war kreativ.

Tocotronic: Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk