Achtsamkeit im neuen Jahr

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Elf Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich über den leichtbeschwingten Jahreswechsel gebloggt.

Ich hatte zwei Tage in Berlin, dann noch ein Wochenende in Nordwalde und erst dann ging der Alltag wieder los. Spätestens nach einigen Tagen zu Hause überkommt viele Leute das berühmt-berüchtigte Post-Esperanto-Treffen-Syndrom. Heute ist es besonders schlimm. Nach drei Tagen Arbeit könnte ich schon wieder Urlaub machen.

Dabei geht es mir nicht darum, aus meinem Leben zu fliehen. Im Gegenteil: Ich möchte mein Leben aufräumen. Wann, wenn nicht jetzt?

Einen Lichtblick gibt es: Ich habe eine klare Vorstellung, was mir helfen wird.

Wann immer ich über Achtsamkeit à la Ein guter Plan lese, leuchtet es hell vor meinem geistigen Auge auf. Es gibt so viele Einsichten aus der jüngeren Vergangenheit, die jetzt wiederkommen – aber diesmal mit einem gefassten, schönen Klang:

Der Traum im neuen Jahr, der jetzt ein Jahr her ist, hatte eine wegweisende Botschaft: „Du kannst verreisen, wie Du willst, aber Du kannst vor Deinen eigenen verborgenen Bedürfnissen nicht weglaufen und es ist besser, wenn Du zu ihnen stehst.“ Heute finde ich: Ich bin am richtigen Ort, wenn ich bei mir selbst bin. Wie ich nur kurze Zeit später sehr richtig feststellte: Ich bin nicht sehr respektvoll mit mir selbst umgegangen. Dabei gilt erst einmal: Ich bin ok, Du bist ok. Weil ich mir ausdrücklich antrainieren muss, das zu praktizieren, ist Selbstfürsorge ganz wichtig. Kurz vor Ende des letzten Jahres hatte ich mich näher mit Kanban fürs persönliche Leben beschäftigt und unter anderem gelernt, dass es wichtig ist, bei Kanban fürs eigene Leben Ziele festzuhalten und persönliche Fürsorge zu beachten. Ob und wenn ja wie ich das weiter vertiefe, weiß ich noch nicht. Es lässt bei mir ebenfalls etwas innerlich aufleuchten.

Ich habe bereits einige Taktiken gefunden, wie ich besser mit mir selbst umgehe: Ich stelle mich mir als kleinen Jungen vor, der ich einmal war. Es ist unmöglich, zu diesem Jungen grob oder hart zu sein. Ich will automatisch diesen Jungen beschützen und für ihn sorgen. So kann ich dann zum Beispiel netter mit mir selbst reden. Und ich achte auf meine Bedürfnisse, etwa wenn ich müde oder hungrig bin oder traurig oder verletzt.

Wenn es um die Lebensführung geht, frage ich mich: Was würde ich jemand anderem raten? Bei gewohnter Selbstvernachlässigung kommt man trotzdem zu vernünftigen Ideen, was man anderen in derselben Situation sagen würde. Und das ist verständnisvoll, wohlüberlegt und mit den besten Absichten ausgesprochen.

Eine Erkenntnis habe ich im Rückblick auf das letzte Jahr gewonnen: Wie oft ich mir wegen nichts einen Kopf mache, etwa bezüglich der Reisen viel zu viele Sorgen mache oder denke, ich bekomme das nicht hin. Es ist wichtig, festzustellen, dass mich mein eigener Eindruck getäuscht hat und ich mir mehr zutrauen kann.

Und zuletzt: Ich habe tatsächlich verschiedene Wege gefunden, wieder herunterzukommen, wenn ich aufgewühlt oder unzufrieden bin: Lesen, Musik oder einen Podcast hören. Nicht alles klappt in jeder Situation, aber eine der drei Möglichkeiten hat in den letzten Tagen immer erstaunlich gut geholfen. Ich werde ruhig.

Das alles kann verhindern, dass ich mich wieder selbst verliere. Ja, ich möchte nicht alleine bleiben und am liebsten in diesem Jahr etwas daran ändern. Nein, das ist nicht wichtiger als auf mich selbst zu achten. Lieber ein Jahr verlieren als den Groove!

Selbstfürsorge üben

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Sechs Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich darüber gebloggt, dass sich niemand wegwerfen muss, wie mein Geburtstag besser war als der ein Jahr zuvor, dass ich ganz im hier und jetzt sein will, ein wunderbares Wochenende, ASMR, wie sich meine Reisepläne verschoben, Stress rechtzeitig zu erkennen, wie der Groove ausgerechnet in schlechter Zeit zurückkam sowie einen Lernerfolg am Jahresende.

Ich habe vielleicht eine Methode gefunden, um meine Selbstvernachlässigung in bestimmten Situationen zu überwinden. Das kam so: Ich war erneut in einer Situation, in der ich gerne etwas Neues für mich kaufen wollte. Ich hörte – diesmal gut vorbereitet, um darauf zu achten – innere Stimmen, die mir sagten, dass das doch sehr aufwändig sei, nur dafür einkaufen zu gehen, die Geschäfte seien doch schon voll genug, ich würde Leuten zur Last fallen, ich sollte doch vernünftig sein…

Aber diesmal wollte ich noch weniger nachgeben als zuvor. Ich stellte mir zwei einfache Fragen:

  1. Brauche ich das wirklich?
  2. Brauche ich das wirklich jetzt?

Das konnte ich beides sofort bejahen. Damit stand fest, dass alle „Argumente“ gegen einen Einkauf nur innerliche Ablenkung waren. Ich suchte mir im Internet einige Paare Schuhe heraus, überprüfte die Verfügbarkeit im Geschäft und ging los. Zu meiner großen Freude bestätigte sich ein weiteres Mal, wovon ich sowieso schon überzeugt war: Schuhe möchte ich nicht im Internet bestellen, sondern vor Ort ausprobieren, weil ich nur dann weiß, wie gut sie sitzen. Es stellte sich heraus, dass genau das eine Modell, das ich nicht selbst finden konnte, so dass ich es mir von einer Verkäuferin heraussuchen ließ, am besten passte.

Und ja, eigentlich gruselig, dass mir für eine Ausgabe von unter 100 Euro die inneren Stimmen zurufen, dass ich das doch nicht verdient hätte. Gleichzeitig gut zu wissen, dass sie dieses Mal wieder nicht gewonnen haben.

Nachdem ich im Rahmen der Operation Augias seit letztem Jahr massiv Schuhe in die Kleidersammlung gegeben hatte, war es an der Zeit, mir wieder neue für den Winter zuzulegen. Es ist ein kaffeebraunes Paar geworden – sonst gar nicht mein Stil! Aber es war Zeit, etwas auszuprobieren.

Dazu fällt mir natürlich ein Lied von den Beatles ein. Aber auch im Film Wag the Dog gab es ein Stück über einen Schuh namens „Good Old Shoe“.

The Beatles: Old Brown Shoe

Wegweiser fürs neue Jahr

Ich bin auf der Suche nach dem verlorenen Groove. Drei Blogeinträge fassen jeweils alle Blogeinträge aus einem Quartal zusammen:

Zuletzt habe ich darüber gebloggt, meine Sehnsucht zu bewahren.

Das Jahr ist noch keine zwei Wochen alt und schon habe ich es wieder geschafft, den Groove zu finden!

Ich wollte mir einen Vortrag von Amy C. Edmondson über psychologische Sicherheit ansehen. Ich habe dieses Thema vor einiger Zeit für mich entdeckt und kenne Amy Edmondson als Expertin dazu. Schon in der ersten Minute merkte ich, wie das Feuer hell in mir brannte. Ich fühlte mich „ganz wie zu Hause„, ich war „genau da, wo ich sein sollte„, ich war „im Hier und Jetzt„, „ganz bei mir selbst„. Fantastisch! Edmondson spricht eine ganz wichtige Erkenntnis an: Sich wohl zu fühlen und starke Leistung zu bringen sind keine Gegensätze. Sich sicher zu fühlen ermöglicht es erst, auf Dauer herausragende Leistungen zu vollbringen, ohne dass man ausbrennt. Was soll ich sagen? Das ist mein Thema. Ein absoluter Volltreffer.

Plötzlich hatte ich den Groove. Ich war wie der Ritter, der über dem Abgrund schwebt, den Gral vor Augen. Und so wie der Gral wundersame Heilkräfte hat, so fühlte es sich an, als würde viel Schmerz der letzten Jahre ein Stück geheilt.

Meine Vorstellung, mich sicher fühlen zu müssen, um Großes vollbringen zu können, war keine Spinnerei. Dieser Standpunkt wird durch Wissenschaft unterstützt. Ich war nicht verrückt oder gar schwach – die Leute, die mir das verweigern wollten, waren emotional unreif, bestenfalls unsicher.

Heute habe ich mir außerdem eine Zusammenfassung eines Buches von Kristen Neff namens „Selbst-Mitgefühl“ angehört („Self-compassion. The proven power of being kind to yourself“). Darin werden viele Mechanismen angesprochen, die dazu führen, dass Erwachsene unglaublich hart, ja sogar gnadenlos gegenüber sich selbst sind und sich sogar für kleinste Fehler fertigmachen. Als Ursache wird genannt, dass es schlechte Prägungen durch einzelne Personen aus der Kindheit sein können, ebenso jedoch auch die Kultur der umgebenden Gesellschaft. „Überraschung“: Stets „die Zähne zusammenbeißen“ und „durchhalten“ führt weder zu glücklichen noch zu stärkeren Menschen. Ich habe mich in den Beschreibungen sehr stark selbst wiedererkannt. Immerhin, ich habe das sofort tun können, ohne es erst abwehren zu müssen. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung.

Schon vorher wurde mir von einem Bekannten der Film „Friedlicher Krieger“ (Peaceful Warrior) empfohlen, in dem es heißen soll: Gefühle müssen nicht beherrscht werden. Sie sind natürlich so wie vorbeiziehendes Wetter. Manchmal ist es Angst, manchmal Traurigkeit oder Zorn. Gefühle sind nicht das Problem. Entscheidend ist es, die Energie der Gefühle in konstruktive Handlungen umzusetzen. Das fasst meine eigene Vision von meinem zukünftigen Umgang mit meinen Gefühlen hervorragend zusammen.

Diese drei Dingen seien mir Wegweiser fürs neue Jahr!