Ein Feuerwerk aus Endorphinen

Was für ein Abend, was für eine Nacht! Deutschland ist Fußball-Weltmeister 2014!

Ich hatte meine Reisepläne ja nicht darauf abgestimmt, ob ich bei den Spielen zu Hause sein würde, und es stand schon Monate vorher fest, dass ich beim Spiel um Platz 3 und beim Finale in der Slowakei sein würde. (Was ich da mache, ist eine eigene Geschichte wert… es geht mal wieder um Esperanto, Ukulelen und als DJ arbeiten).

Obwohl bei einer internationalen Veranstaltung auch viele dabei sind, die nichts von Fußball halten oder von Wettbewerben zwischen Nationen, fanden sich doch erstaunlich viele, die sich für das Spiel interessierten – darunter auch Nichtdeutsche. Wir guckten in dem Club, in dem die Woche über Kneipe und Diskothek stattfinden.

Als es in die Verlängerung ging, bin ich allerdings rausgegangen, weil ich die Spannung nicht mehr ertragen habe. Kurz nach Spielende ging ich jedoch wieder herein. Während noch die Siegerehrung übertragen wurde, legte der DJ schon auf, und jetzt war mal wieder so richtig abtanzen angesagt!

Ein Italiener machte ein Foto von mir und kommentierte es mit „Gunnar – viel glücklicher als sonst“. Es ist ein etwas grobkörniger Schnappschuss und meine Gesichtszüge sind ob des Jubelns verzogen, aber es gefällt mir sehr (durch die verlorenen 10 Kilos mache ich wieder eine gute Figur in einem engen T-Shirt). Es erinnert mich an alte Aufnahmen, als ich über zehn bis fast zwanzig Jahre jünger war. Wann hatte ich zuletzt diese Leichtigkeit und Lebensfreude? Ich kann es gar nicht sagen. Ich glaube, ich war noch nie gleichzeitig erwachsen, gesund und frei von irgendwelchen Pflichten. Ich spüre auch den riesigen Unterschied etwa noch zu Ostern.

Ich erinnere mich noch an die letzte gewonnene WM 1990 und den letzten Titel überhaupt – die EM 1996. Ich kann mich nicht daran erinnern, sie so unbeschwert und ausgelassen gefeiert haben zu können. So einen besonderen Tag muss man genießen – deswegen habe ich den Leuten hinter der Theke 50 Euro gegeben und sie gebeten, dafür Freigetränke auszugeben. (In Nitra sind die Preise niedriger – da reicht das noch länger. Ein kleiner Cocktail kostet etwa 2,90 EUR.)

Schön zu sehen, dass wir Deutschen zünftig abfeiern können und auch die Tanzfläche als erste bevölkerten. Auch wenn es an diesem Abend gar nicht gespielt wurde (Warum sollte man das auch im Ausland kennen?), so war die ganze Zeit das Lied „Auf uns“ von Andreas Bouran in meinem Kopf, dass das Deutschen Fernsehen als WM-Lied verwendet hatte. „Ein Hoch auf uns, auf dieses Leben“ und „Ein Feuerwerk aus Endorphinen“ – das trifft die Stimmung an diesem Abend und in dieser Nacht wunderbar.

Als ich das Jahr Auszeit begann, da hatte ich eine schwere gesundheitliche Durststrecke hinter mir. Ich konnte in dem Moment nicht sagen, warum ich mich überhaupt da durchgekämpft hatte, denn ich sah nichts, wofür sich das gelohnt hätte. Jetzt habe ich innerhalb von drei Monaten erst einen der schönsten Momente in meinem Leben erlebt und dann ein gewonnenes WM-Finale. Sicher, auch das geht vorbei, aber diese Erfahrungen bleiben in meiner Erinnerung. Da ich ein gutes Gedächtnis habe, wirken sie noch lange bei mir nach. Und in diesen Zeiten, da kann auch ich ohne Vorbehalt sagen: Das Leben ist schön.

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